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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 25.1929

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Schmid, Walter: Archäologische Forschungen in Steiermark
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https://doi.org/10.11588/diglit.61357#0231
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Archäologische Forschungen in Steiermark.

I. Ein frührömisches Bauernhaus in Gleisdorf.

Seit Jahren ist Gleisaorf als Fundort
römischer Altertümer bekannt. An der Stadt-
pfarrkirche des hl. Laurentius, der häufig als
Kirchenpatron im Bereiche römischer Siede-
lungen erscheint, ist die Grabinschrift des
norischen Ehepaares L. Cirpius Valens und
seiner Frau Veratia Saturnina (CIL III 5484 =
11.752) eingemauert, die bereits von Lazius
gelesen, dann aber vermauert wurde und
jahrhundertelang verschollen war. Häufig wur-
den in Gleisdorf Bruchstücke feiner Sigillata-
ware gefunden, vor allem im städtischen
Friedhof und den angrenzenden Äckern; auf
dem Friedhöfe sind in der südwestlichen Mitte
solide, gut gemörtelte Mauerzüge, im südlichen
Teile beim Mausoleum Luef auch eine halb-
runde Exedra, wie sie bei Badeanlagen üblich
ist, festgestellt worden.
Ein neuer Fundplatz römischer Alter-
tümer kam im Jahre 1925 bei der fünf Minuten
vom Friedhöfe entfernten städtischen Ziegelei
zum Vorschein. Dank der tatkräftigen Für-
sorge des für die Erforschung der heimatlichen
Denkmäler begeisterten Stadtkaplans Josef
Radi konnten die Funde für das Landesmuse-
um geborgen, und die Erforschung eines früh-
römischen Bauernhauses mit Mitteln der
prähistorischen Kommission der österreichi-
schen Akademie der Wissenschaften im März
1926 durchgeführt werden; der Berichterstatter
wurde dabei vom Kaplan J. Radi, dem Besitzer
des Feldes K. Baumgartner und dem Ziegelei-
verwalter Pongratz Lackner bestens unterstützt.
Die Siedelung liegt auf einem erhöhten
Plateau, das im Norden von Gleisdorf ansteigt
und den im Osten gelegenen Höhen vor-
gelagert ist. Das Bauernhaus Plan Abb. 35
umfaßt einen Komplex von 12'35 m Länge
und 10-90m Breite und besteht aus einem
Wohnhause, das mit dem Wirtschaftsgebäude

durch einen Hof verbunden ist. Die Grund-
mauern, die noch ungefähr 0'20 bis 0'25m
hoch sind, liegen 0'24 bis 0'28m unter dem
heutigen Niveau in einer Fundamentgrube von
Lehm und sind aus größeren Kieselsteinen
und Schotter des nahen Raabflusses aufge-
baut und mit Lehm gebunden. Die Breite der
Mauern beträgt in der Regel 0'45 bis 0'50m
(iT/2 r. F.) und o'6om (2 r. F.). In der Rich-
tung der Mauern lagen Reste verkohlter Holz-
balken und rotgebrannter mit Quarzsand ge-
mengter Lehmbewurf. Das Haus war in Block-
form aus Holzbalken gebaut, die Fugen mit
Lehm gedichtet. Die Wände stehen nicht im
rechten Winkel zueinander, wie überhaupt das
Rechteck des Hauses zum Trapez verschoben
ist. Das Dach war mit Leistenziegeln und
Firstziegeln gedeckt.
In der Mitte des Raumes 1 lag die Herd-
stelle, eine kreisrunde o'8o m breite rotgebrannte
Fläche auf dem Lehmboden (der Lehm war
O'i7m tief rotgebrannt). Neben dem Haupt-
herd lag eine kleinere 0'40m breite (o'i2m
tief rotgebrannte) Feuerstelle. Der natürlich
gewachsene Lehm, der schon o'iom unter der
heutigen Oberfläche beginnt, scheint den Boden
des Gemaches gebildet zu haben. Die Südwest-
ecke des Raumes war stark zerstört, doch
konnte der Eingang E, eine einfache Öffnung
von i'8om Breite, noch festgestellt werden.
Das kleine Gemach 3 (6-70x1'60™), wahr-
scheinlich die Schlafkammer, ist nachträglich
eingebaut worden; die schwache, nur 0'35m
breite Wand ist seicht auf Lehm gelegt. Der
Boden des Kämmerchens war mit einer
dünnen Schotterpflasterung versehen.
An der Südwand des Raumes 1 lagen
drei schmale kleine Kammern 4, 5 und 6,
wahrscheinlich Vorratskammern, denn hart
an der südlichen Außenwand des Raumes 5
 
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