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Österreichischer Kunst-Verein <Wien> [Hrsg.]
Gemälde alter und neuer Meister: Versteigerung Donnerstag, den 24. Oktober 1912 — Wien, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.35502#0005
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Vorwort.

Der österreichische Kunstverein eröffnet die neue Saison mit
einer überaus reichhaltigen, in der Qualität durchwegs ganz besonders
hervorragenden Sammlung, die bis vor kurzem ein steirisches Adels-
schloß schmückte. Wer auch nur flüchtig unsere Ausstellungsräume
durchschreitet, wird bald einen imponierenden Eindruck gewinnen,
denn von dem Vorhandensein eines so auserwählten Bildergutes hatten
nur wenige im Publikum Kenntnis.
Fast alle großen Schulen sind in dieser Galerie mit vortrefflichen
Exemplaren vertreten. Unter den Italienern wird besonders die Gruppe
interessieren, die von den Bassanös herrührt; denn dieselben können
an Qualität nur mit den besten Werken unseres Hofmuseums ver-
glichen werden. Ein überaus seltenes, jedem Amateur hochwillkommenes
Opus ist das Heiligenbild des primitiven Florentiner Meisters Fra
Angelico, dessen Werke jeder Italienreisende mit Andacht besichtigt.
Zwei Venezianer Veduten, die bisher als Canaletti angesprochen wurden,
aber hier als Marieschi und Pietro Longhi verzeichnet erscheinen, ein
farbenfrisches keckes Werk von Tiepolo, ein edelschöner Maratti sowie
ein stattliches Damenbildnis von Caliari (Veronese), ein prächtiges Herren-
bildnis von Orazio Vicelli, endlich eine schöne mythologische Kom-
position vom Podovanino sind besonders hervorzuheben. Aus der
spanischen Schule sind zwei vortreffliche, kraftvolle Apostelköpfe von
Ribera und des an Velasquez heranreichenden Gomez zwei Vagabunden-
szenen rühmend zu nennen. Aus der deutschen Schule sei nur der so
seltene, ungewöhnlich starke Hans Baidung, genannt Grien, als besonderes
Qualitätsstück herausgegriffen.
Am reichsten ist die Auswahl an Holländern und Vlamen. Wir
wollen uns auch hier nur kurz fassen und zunächst auf den seltenen
ArntArentz, einen vorzüglichen Stillebenmaler, hinweisen; ein anderes
Stilleben mit Austern ist dem van Beyeren zugewiesen; auch der famose
Heda ist gut vertreten, und der geniale Aelbert Cuyp mit dem Bild
>Gerupfte Hühnere. Eine Reihe amüsanter Kabinettstücke, darunter

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