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Olbrich, Joseph Maria; Hevesi, Ludwig [Auth. o. Intro.]
Ideen von Olbrich — Leipzig, [1904]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23918#0012
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Bürgerpflichten gehört, weil sie Freude an der
Erfüllung der übrigen schafft. Und dass die Kunst
den Bürger befreit, indem sie ihn seine eigene
Persönlichkeit finden lehrt. Das Kunstvolk der
Zukunft soll keine Herde mehr sein, sondern
jede Person eine Persönlichkeit in ihrem Veiv
hältniss zum Schönen, in ihrem Geschmack am
Kunstwerk. Dieser Fürst adelt die individuelle
Anschauung, die das conservative Herkommen
ablösen soll. Er selbst sieht und empfindet so
selbsteigen und will auch nur ebensolche Freie
um sich und unter sich haben. Darum setzt
dieser Erzieher ganz unten an, beim Handwerk,
das er mit Schönheit weiht und lehrt, sich auf
seinen wahren Sinn zu besinnen. Die Hand soll
nicht mehr Maschine sein, sondern mitempfinden,
miterfinden. Das Werk der Hand soll auch Werk
des Kopfes und Herzens sein. Dieser Fürst unter
seinen Künstlern, deren aller Element die an^

gewandte Kunst, die bisher nichtfürstliche Kunst
ist — welch' neue, hochmoderne Erscheinung.
Ein Freier unter Freien, ein Persönlicher unter
Persönlichen, ein Geber und Nehmer von An^
regung, ein Wirker und Mitwirker zu gemein^
samer Harmonie des Schaffens. Wohl konnte
diesem Fürsten dieser Künstler dieses Buch
widmen.

Es enthält einiges von seinen Anfängen und
ersten Erfolgen. Ausgeführte Arbeiten zumeist,
dazwischen Träume, Gedanken, ja Stimmungen.
Oder ist es nicht das, wenn er „Blumenlinien"
zeichnet, die den Kuss, die Liebe bedeuten
sollen? Zwei Linien, die sich lieben, sich küssen.
Zwei körperlose Bewegungen, die sich umarmen;
gleichsam die Lebenstriebe zweier Blumen, die
wieder an zwei Menschen erinnern. Der moderne
Künstler sieht tief in die Dinge hinein, durch
alle Dichtheit des Körpers skizzirt er ahnend,

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