Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
vrata. LZÄ8. 6N3.8.

189

janya (des Gewittergottes) beugt sich die Erde nieder, regt sich alles
Getier (V, 83, 5). Der Fromme lebt in Geradheit dem vratu (der
Götter) entsprechend (1,136,5). Auch von Mensch zu Mensch kann
die beherrschende Macht des vrata wirken: unter des Königs vrata
gedeiht der Reiche (X, 60, 4); „in mein vrata lege ich dein Herz",
sagt bei der Hochzeit der Bräutigam zur Braut (Päraskara I, 8,8).
Besonders gern steht vrutn inbezug auf irgendwelches dauernde Ver-
halten, das ein beherrschender Wille jemandem auflegt. Und so ist
es begreiflich, daß das Wort dann weiter, indem der Gedanke an
einen solchen Willen zurücktritt, schon im Rigveda von dem speziellen
Pflichtenkreis gebraucht zu werden anfängt, an den etwa der Lebens-
beruf oder eine rituelle Observanz den einzelnen Menschen bindet.
„Mannigfach sind die vrata der Leute", sagt ein Poet und spricht
dann von den besonderen Lebensordnungen des Zimmermanns,
Arztes, Priesters, Schmiedes (IX, 112, 1f.); mit den „im vrata
wandelnden Brahmanen", welche ein Jahr lang in Zurückgezogen-
heit ihre Observanzen beobachten, werden — ob ironisch? — die
Frösche verglichen, die das Jahr über Schweigen bewahren, bis die
Regenzeit ihnen das Zeichen zum Quaken gibt (VII, 103, 1).
Die Übertretung nun des ällarmau, des vratu, die Schuld oder
Sünde (AZN8, srmch — das Sichvermischen dieser Vorstellung mit
zauberischer Verunreinigung wurde schon berührt (S. 51 f.) —, er-
scheint auf der einen Seite als Kränkung des Gottes, den göttlichen
Zorn erweckend. Der Sünder ist sich dessen bewußt, Tag für Tag
Varunas vrata, die vratu der Götter verletzt zu haben (I, 25, 1;
X, 2, 4). „Wann werde ich Varuna wieder nah sein" fragt er
(VII, 86, 2) und sucht durch demütiges Gebet und Opfer den Gott
zu versöhnen. In den Götterhymnen des Rigveda hebt sich begreif-
licherweise diese Auffassung der Sünde nachdrücklich hervor. Aber
wir haben Grund für ebenso alt, vielmehr wohl für älter die andre
zu halten: unabhängig von den Stimmungen eines Gottes haftet
das 6un8 als schädliche Substanz etwa wie ein Krankheitsstoff dem
Schuldigen an, und zauberhafte Reinigungsprozeduren werden vor-
genommen, die Infektion zu vernichten oder sie in unschädliche Ferne
abzuleiteni.
Irrtum Bergaigne's (111,249), den er selbst schon lourn. a.8iat. 1884,1,236
berichtigt hat. Ähnlich wie diese Stelle ist auch VIII, 32, 28 aufzufassen.
1. Ich verweise auf meine ausführlichere Darstellung, „Rel. des Veda"^,
321 ff.
 
Annotationen