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204 Diesseitige und jenseitige Güter.
und Finsternis (8L. V, 1, 2, 10) Z er ist Vater der Asuras wie
der Götter: weshalb aus dem Schoß des Schöpfers allein Gutes
solle hervorgehen können, wäre nicht abzusehen; das Problem der
Theodizee gibt es hier nichts So bemerkt man denn, wenn der
Augenblick es eben eingibt, alle jene Übel und bewahrt sich darum
doch, von jeder Resignation fern, die natürliche Lebensfreude. Die
„innere Fäulnis", die dem Menschen anhaftet, kann ja vermittels
der rituellen Kunst beseitigt werden, und die Klage über den Un-
bestand des Daseins läßt fühlen, wie gern man jenes als sichern
Besitz zu eigen hätte. So wird es denn oft als ein Glück hinge-
stellt, wenn jemand „sein volles Leben durchmißt". „Das ist die
Unsterblichkeit des Menschen, daß er sein volles Leben durchmißt".
„Wer hundert Jahre oder länger lebt, der erlangt diese Unsterblich-
keit". Mehrfach wird darum auch den Riten, die zum Himmel
führen sollen, eine Wendung gegeben zu verhindern, daß sie allzu
schnell von der Erde losreißen. Zwar wird des Ausnahmefalls ge-
dacht, daß der Wunsch des Opferers allein eben auf den Himmel
gerichtet ist: die den Ritus dem entsprechend gestalten, „gewinnen
die Himmelswelt, aber sie bleiben nicht lange in der Welt hienieden".
Doch in der Regel hat man keine Eile, die Güter dieses Lebens um
der himmlischen Güter willen von sich zu werfend Wie hätte man
auch anders empfinden sollen in diesen Herrenschichten, die sich eines
überwiegend ruhigen, behaglichen Daseins freuten, und denen noch
nicht der Gedanke, auf ein unbedingtes, unbegrenztes Gut hinweisend,
den Genuß des Augenblicks zerstört hatte!
Die Vorstellungen mannigfacher Güter sind, wie man sieht und
wie sich auch aus der oben erörterten Terminologie ergibt, nicht
zusammengeschlossen oder gesteigert worden zur Vorstellung des Guten
1. Das schließt natürlich nicht aus, daß anderwärts (88. VIII, 4, 4, 2)
auch Prajäpati, wohl ungefähr als Repräsentant des Lebens, dem Tod (mrtzm)
in einem Antagonismus gegenübersteht, der von fern den Gegensatz von Buddha
und Mära (wörtl. „Tod") vorausahnen la^t.
2. Man erinnere sich auch der oben (S. 30 A. I) erwähnten, in rituellem
Zusammenhang vorkommenden Vorwürfe gegen Prajäpati. — Später tauchen
natürlich Erörterungen über das Problem der Theodizee in der Tat auf
(Deussen, System des Vedanta 273ff.; Schrader, Über den Stand der ind.
Philosophie zur Zeit Mahävtras und Buddhas 62 ff.).
* 3. Die Belege zu dem hier Gesagten s. bei Lävi, 8n äootriuo clu
ZuoriLoo 94. 89: vgl. auch Oltramare, Iäo68 tÜ608opüigus8 I, 45 (das
vorletzte Zitat dort ist zu lesen 88. IX, I, I, 32f.).
 
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