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Klassifizierung der Begriffe.

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über die tatsächlichen Verhältnisse auf diesem Gebiet frühzeitig sehr
eindringende Beobachtungen anstellte und sie auf ein System fester,
scharfsinnig formulierter Begriffe brachtet Die Klassifikation der
alphabetischen Laute wurde mit den drei Welten und mit den Gott-
heiten Indra, Prajäpati, Mrtyu („Tod") in Zusammenhang gesetzt^.
Aber darum bewährte sich doch in ihr selbst eine geradezu geniale
Kraft der phonetischen Analyse. Daß die grammatischen Kategorien
der vaoana „Numeri", vibüakti „Kasusformen" u. a. der Bräh-
manazeit geläufig waren, ist bekannt und zeigt zur Genüge, daß
schon damals das indische Denken unter günstigen Umständen zum
Aufbau scharf aufgefaßter Begriffssysteme durchaus imstande ge-
wesen ist^.
Unter günstigen Umständen — in der Grammatik haben wir
es eben mit einem auserwählten Lieblingsgebiet des indischen Geistes
zu tun. Im Großen und Ganzen bleibt es doch dabei, daß der be-
griffliche Apparat, mit dem die Brähmanas arbeiten, und die Weise
ihrer Arbeit durchaus kindlich und verschwommen ist. Man betrachte
etwa, wie der in den Brähmanaspekulationen so stark hervortretende
Begriff der xränas („Atemkräfte") behandelt worden ist (vgl. oben

1. Das scheint deutlich durch das viripüitam von XL. V, 4, 3 durch,
vgl. Wackernagel Ai. Gramm. UV A. 7 und BR. unter rixü-, wo die
Stelle fraglos richtig erklärt ist.
2. OüL. II, 22' es ist zweifellos, daß diese Klassifikation schon LL. XX,
14, 2 (Lövi 23 A. I) bei der Rolle, die dort dem X, dem X, dem H zuge-
schrieben wird, vorschwebte: den Repräsentanten der Vokale, der Verschlußlaute
und der ,,ü8man".
3. Wackernagel a. a. O. LXII.
4. Bei Gelegenheit dieser Andeutungen über die Anfänge der indischen
Grammatik sei hinsichtlich des Verhältnisses der Brähmanas zu Astronomie und
Geometrie kurz Folgendes bemerkt. Das astronomisch-kalendarische Wissen jener
Texte kann nur als überaus dürftig und roh bezeichnet werden (vgl. ZDMG.
XIXX, 470sfi: U 450f.). Selbst die Kenntnisse, die in dem offenbar wesentlich
jüngeren Traktat Jyotioa vorliegen, wären mit diesen Worten nicht zu hart
charakterisiert: offenbar aber stehen die der Brähmanazeit hinter jenen noch er-
heblich zurück. Über die Geometrie der Brähmanas — es kommt hier die Kon-
struktion von Opferaltären u. dgl. in Frage — scheint mir der geistvolle Bürk
allzu sanguinisch zu urteilen: nach ihm wäre der Pythagorassatz schon der Bräh-
manazeit bekannt gewesen (ZDMG. LV, besonders S. 553f.). Die Argumenta-
tion für diese Auffassung ist m. E. schlechterdings nicht zwingend. Ich mache
auf die besonnenen Ausführungen von Vogt, Libliotüooa matdsmatica 1906,
S. 6 ff. aufmerksam. Auf Einzelheiten einzugehen ist hier natürlich nicht der Ort.
 
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