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Nordwestamerikanische Indianerkunst
DIE BEZIEHUNGEN DER NORDWESTKUNST
ZU ANDEREN KUNSTGEBIETEN.
lie Frage nach dem Ursprünge der nordwestamerikanischen Kunst ist
•—' gleichbedeutend mit der Frage nach dem Ursprünge der nordwest-
amerikanischen Kultur überhaupt. Aus bloßen Form- und Stilähnlichkeiten
Schlüsse auf Beziehungen zu anderen Kulturen Amerikas oder gar anderer
Erdteile ziehen zu wollen, wäre Dilettantismus ohne jeden wissenschaftlichen
Wert für die wahre Erforschung der Tatsachen. Einige Kulturgüter haben die
Nordwestamerikaner mit nordostasiatischen Stämmen gemeinsam. Anderer-
seits finden sich bei ihnen in der materiellen, sozialen und geistigen Kultur
nicht wenige Parallelen zu anderen amerikanischen Völkern. Davon abgesehen
mußten die nordwestamerikanischen Stämme bis vor kurzem als isolierte, in
sich freilich vielfach verschiedene Gruppe angesehen werden. Neuerdings
haben nun die Forschungen der Amerikaner P.E.Goddard und E. Sapir wahr-
scheinlich gemacht, daß, entgegen früheren Annahmen, eine alte Verwandtschaft
zwischen dem Tlinkitischen und der großen Sprachfamilie des Athapaskischen
besteht, dessen Vertreter fast das ganze nördliche Nordamerika bewohnen
und dessen südlichste Ausläufer die Apatschen und Navajo in Neu-Mexiko
und Arizona darstellen. Damit sind für die ethnologische Erforschung Nord-
westamerikas ganz neue Ausblicke eröffnet, die allerdings heute noch sehr
unbestimmt sind. So viel steht fest: zunächst müssen die Beziehungen Nord-
westamerikas zu den übrigen Kulturen des amerikanischen Kontinents geklärt
werden. Dazu gehört auch eine vergleichende Ergründung etwa vorhandener
Berührungspunkte mit dem alten Mexiko, und zwar hauptsächlich hinsichtlich
der Sprachen, der religiösen Zeremonien, der Mythen und zumal der kosmolo-
gischen Vorstellungen. All dies sind erst Zukunftsaufgaben der vergleichenden
Völkerforschung. Erst wenn diese Aufgaben gelöst sind, wird die Möglichkeit
und methodische Berechtigung vorhanden sein, den vergleichenden Blick von
der nordwestamerikanischen Küste über dieSüdsee und noch weiter genWesten
schweifen zu lassen.
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Nordwestamerikanische Indianerkunst
DIE BEZIEHUNGEN DER NORDWESTKUNST
ZU ANDEREN KUNSTGEBIETEN.
lie Frage nach dem Ursprünge der nordwestamerikanischen Kunst ist
•—' gleichbedeutend mit der Frage nach dem Ursprünge der nordwest-
amerikanischen Kultur überhaupt. Aus bloßen Form- und Stilähnlichkeiten
Schlüsse auf Beziehungen zu anderen Kulturen Amerikas oder gar anderer
Erdteile ziehen zu wollen, wäre Dilettantismus ohne jeden wissenschaftlichen
Wert für die wahre Erforschung der Tatsachen. Einige Kulturgüter haben die
Nordwestamerikaner mit nordostasiatischen Stämmen gemeinsam. Anderer-
seits finden sich bei ihnen in der materiellen, sozialen und geistigen Kultur
nicht wenige Parallelen zu anderen amerikanischen Völkern. Davon abgesehen
mußten die nordwestamerikanischen Stämme bis vor kurzem als isolierte, in
sich freilich vielfach verschiedene Gruppe angesehen werden. Neuerdings
haben nun die Forschungen der Amerikaner P.E.Goddard und E. Sapir wahr-
scheinlich gemacht, daß, entgegen früheren Annahmen, eine alte Verwandtschaft
zwischen dem Tlinkitischen und der großen Sprachfamilie des Athapaskischen
besteht, dessen Vertreter fast das ganze nördliche Nordamerika bewohnen
und dessen südlichste Ausläufer die Apatschen und Navajo in Neu-Mexiko
und Arizona darstellen. Damit sind für die ethnologische Erforschung Nord-
westamerikas ganz neue Ausblicke eröffnet, die allerdings heute noch sehr
unbestimmt sind. So viel steht fest: zunächst müssen die Beziehungen Nord-
westamerikas zu den übrigen Kulturen des amerikanischen Kontinents geklärt
werden. Dazu gehört auch eine vergleichende Ergründung etwa vorhandener
Berührungspunkte mit dem alten Mexiko, und zwar hauptsächlich hinsichtlich
der Sprachen, der religiösen Zeremonien, der Mythen und zumal der kosmolo-
gischen Vorstellungen. All dies sind erst Zukunftsaufgaben der vergleichenden
Völkerforschung. Erst wenn diese Aufgaben gelöst sind, wird die Möglichkeit
und methodische Berechtigung vorhanden sein, den vergleichenden Blick von
der nordwestamerikanischen Küste über dieSüdsee und noch weiter genWesten
schweifen zu lassen.
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