Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kheiri, Abdel Sattar [Bearb.]
Indische Miniaturen der islamischen Zeit — Orbis pictus, Band 6: Berlin: Wasmuth, [1921]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.63445#0020
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12

Indische Miniaturen der islamischen Zeit.

zu irren, sagen, wer die Augenbrauen und die Augenwimpern gezeichnet hat oder
wer ein Porträt überarbeitet hat, nachdem es zuvor von einem anderen gemalt war.“
Er führte zuerst die Methode ein, nach der Natur zu zeichnen, und hatte viele von
seinen Lieblingsvögeln auf diese Art gezeichnet. In seiner Zeit war Mansur als Vogel-
maler berühmt. Die Malkunst erreichte ihre Vollendung in der Zeit von Akbars
Enkel Schall Djehan. Danach fängt der europäische Einfluß an sich bemerkbar
zu machen.
Die Künstler an den Höfen Akbars, Djehangirs und Schah Djehans, Mohamme-
daner sowohl als Hindus, wurden sehr dazu ermuntert, zu zeichnen, Bildnisse zu
malen, Legenden und Begebenheiten des zeitgenössischen Lebens in Fresken an
den Wänden der Paläste und Villen oder in Miniaturen zu schildern, die Hand-
schriften illustrieren oder zur Zusammenstellung von Albums dienen sollten. Die
Mogulfresken sind mit Ausnahme von einem zu Fatehpur Sikri alle zugrunde ge-
gangen.
Tausende der Miniatursammelbände und der illustrierten Handschriften, die
jetzt über die ganze Erde zerstreut sind, haben einst den kaiserlichen Büchereien
zu Dehli, Agra und anderwärts oder den vielen Privatsammlungen der Omrahs (Gro-
ßen) angehört. Nach dem spanischen Priester Pater Sebastian Manrique, der Agra
1641 besuchte, enthielt die dortige kaiserliche Bibliothek 24 000 Bände, die er mit der
erstaunlichen Summe von 720 000 Pfund Sterling bewertet. Im Durschschnitt kostete
also jeder Band 30 Pfund.
„Die so gebildeten Bibliotheken wurden von Djehangir, Schah Djehan und
Awrangseb (1658—1707) unterhalten und vergrößert. Auch die schwächlichen Nach-
folger der letzten Großmogule waren nicht unempfänglich für das Vergnügen an gut
gewählten Büchern und köstlichen Bildern. Aber die politischen Erschütterungen des
18. und 19. Jahrhunderts zerstreuten den Inhalt der kaiserlichen Büchereien und
ähnlicher Sammlungen, die von kleineren Potentaten, wie dem Rohillachef und dem
Nawab-Wasir von Oudh angelegt worden waren. Teile dieser herrlichen Sammlungen
befinden sich nun im öffentlichen und privaten Besitz aller Länder und bilden nur
einen Bruchteil der großen Masse, die einst vorhanden war. Immerhin liefern sie ein
reiches Material für die Geschichte der indo-persischen Kalligraphie und ihrer
Schwesterkunst, der Miniaturmalerei.“ (Vincent Smith.)
Das Museum für Völkerkunde in Berlin besitzt eine große Anzahl dieser Sam-
melbände und einige illustrierte Handschriften. Die englischen öffentlichen und pri-
vaten Sammlungen haben den Löwenanteil aus der Beute genommen. Daher besitzt
das britische Museum eine sehr große Reihe von Albums. Einige von den darin be-
findlichen Bildern hat schon der berühmte englische Porträtmaler Sir Joshua Rey-
nolds im Juli 1777 höchst bewundert.
Eine für die Geschichte der Mogulkunst recht interessante neue Entdeckung
hat uns darüber aufgeklärt, daß indische Miniaturen schon lange vor dieser Zeit
 
Annotationen