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gänge gleich den Possen eines Clowns, der die
Manege verläßt; ich kenne seltsame Abrech-
nungen, die halb W'itz und halb Grauen sind.“
„Einer meiner Freunde legte ein Ekrasit-
kügelchen in seine Zigarette: er rauchte aus
und ward zerfetzt. Die Gräfin Ljutkoff wurde
von einer Katze erdrückt; aber das war eine
Katze hors concours von der Londoner Aus-
stellung.“
„Mein Bruder Karl erschoß sich mit einem
Projektil, in welches die Initiale des Namens
seiner Freundin eingraviert und welches nach
den Anordnungen des Juweliers Joseph Pronck
emailliert war.“
„Der Philosoph Swalmius durchbohrte sein
Herz mit einem hölzernen Nagel. Rallaro . . .
aber das läßt sich nicht sagen. Es gibt Menschen,
welche durch ihren Abgang die Majestät des
Lebens schändeten und die Majestät des Todes
beschmutzten. Es gibt Tode — 1
„Ich kenne einen Tod,“ ließ sich plötzlich der
schweigsame Vämes vernehmen, „einen zügel-
losen, entsetzlichen und unerhörten Tod. Ich
kenne einen Tod — einen furchtbaren und
rätselhaften — der euer Denken zermalmen
und eure Kehle zusammenpressen würde —
einen Tod, der sich einst begab und der
— mich entsetzt, wenn ich — nicht schlafen
kann —
„Nun?“ fragte der Gastgeber gespannt.

„Wartet, mir ist nicht wohl,“ flüsterteVämes,
„ein andermal. Ein andermal —“ Und er
blickte mit bösen, abweisenden Augen vor sich
hin und nickte langsam mit seinem großen häß-
lichen Kopfe. Und plötzlich schlägt der Kopf
dröhnend gegen das Holz des Tisches und
Vämes' Körper gleitet vom Sessel herab; ein
kurzer entsetzter Tumult, und die Kellner
schaffen den ohnmächtigen Körper hinaus auf
den Gang.
Und nach einer Weile meldete ein Kellner:
„Der Herr ist tot!“
Der Prinz erblaßte.
Bernhard Hadra begab sich beklommen zu
der Leiche des Freundes.
* *
*
Wir waren unser zehn bei jenem Souper,
das der Prinz zu Ehren seiner Langenweile gab:
Goor, Hadra, Guignard, Vämes, Cepel, Ama-
Hahabe, Ralph, der Tod und wir; und kopf-
schüttelnd sagten wir uns: Sprich mit einer
Frau von der Liebe und du rufst die Liebe
herbei. Sprich mit einem Manne vom Durste
und du rufst ihn hervor. Sprich vom Tode,
und er wird kommen. Nun wohl, die ganze
Menschheit redet vom Glück und ruft es nicht
herbei, und es kommt nie. Schade um Vämes.
Und „Schade“, klagte der Prinz, „er hat uns
seine Anekdote nicht zu Ende erzählt.“


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