„Aber ich bin keine
Leiche! “ schrie der
Mann. „Sehr bedauer-
lich, “ flüsterte der
Schutzmann, da er es
für pietätlos hielt, in
einem Sterbezimmer
laut zu sprechen. „Sie
hätten sich ’s besser
überlegen sollen. Ich
vermute, Sie werden
große Sch Scherereien
haben.“
„Wie steht's mit dem
Vermögen?“ forschte
Jimmy. „Nach der sorg-
fältigen Effff — Effek-
tuierung unserer Firma
zu urteilen...“
,Ja,“ sagte der Mann, „ich habe alles meinem
lieben Vetter, dem Rechtsanwalt Elias Roß
vermacht.“
Jimmy kniff ein Auge schmerzlich zu; offen-
bar erwartete er von der Person des Erben
gewisse Schwierigkeiten. „Ein bekannt knicke-
riger Herr,“ meinte er. „Ich denke, er war es«
der Ihr — hup — Personal auf der Stelle ent-
ließ, um den Lohn zu sparen. Eine höse Ge-
sch—schichte!“
Die Leiche wollte nicht einsehen, warum
das eine böse Geschichte sein sollte, und Jimmy
setzte ihr seine Gründe auseinander. Er sprach
nicht besonders fließend, weil Whisky über
ein gewisses Quantum hinaus kein Elixir für
Redner ist, aber er disputierte mit einer Hart-
näckigkeit, die ihren Eindruck nicht verfehlte.
Er bemerkte, daß der Totenschein bereits aus-
gestellt sei — „Irreführung der Behörden!“
schnaubte der Schutzmann dazwischen — daß
Foster & Foster vom Abbestellen des Leichen-
begängnisses nichts würden hören wollen und
daß der Rechtsanwalt Elias Roß wegen einer
Lappalie wahrscheinlich nicht gutwillig die
Erbschaft herausgeben würde, weshalb der
Tote werde sein eigenes Testament anfechten
müssen.
Es war alles Unsinn, was Jimmy schwatzte,
aber wir hatten keinen klaren Kopf und konn-
ten die durch den Zwischenfall geschaffene
Situation nicht überblicken. Wenn der Tote
uns angebrüllt und auf gefordert hätte, das Maul
zu halten, wäre alles
in Ordnung gewesen.
Wir hätten uns gefügt
und ihm die Regelung
dieser Angelegenheit
überlassen. So aber
hatte der Mann sein
Gleichgewicht noch
nicht erlangt — seine
Aufbahrung erlebt man
ja schließlich nicht alle
Tage — und ließ sich
von seinen Wächtern
einschüchtern, die mit
fanatischer Beharrlich-
keit an ihrer Ansicht
festhielten, es wäre für
alle Teile das bequemste,
wenn sich der Mann
wieder in den Sarg^ legte. — Kinder, Kinder,
der Whisky! Übrigens noch ein Glas!
So starrte uns der Mann der Reihe nach
verzweifelt an; plötzlich sprang er auf und
raste durch die Tür.
Der Schutzmann war der erste, der die
Wirkungen des Alkohols überwand und die
V erfolgung aufnahm. Er fühlte sich verpflichtet,
zu intervenieren. Daß sich einer so ohne weiters
aus dem Sarg erhob, versetzte den gesellschaft-
lichen Einrichtungen einen schweren Stoß.
Wenn jede Leiche einfach wieder lebendig
werden konnte, so war zum Beispiel der staats-
erhaltende Gedanke einer Hinrichtung in Ge-
fahr. Mit bemerkenswerter Schnelligkeit pas-
sierte er die Tür, leider zugleich mit Jimmy.
Und das hatte zur Folge, daß er glatt an den
Türstock gepreßt wurde und bei dem Be-
mühen, durch keuchendes Atemholen seine ur-
sprünglichen Konturen wiederherzustellen, ins
Hintertreffen geriet. V/ährend Jimmy durch
den Druck der verengten Öffnung wie aus
einem Gewehrlauf aus der Tür geschossen
wurde. Ich raste ihm durch den Flur auf die
Straße nach. Wir sahen die Leiche noch vor
uns herstürzen, plötzlich wurde sie von der
Dunkelheit verschlungen. Guten Appetit!
Wir liefen herum und fragten jedermann
nach unserer entlaufenen Leiche. Ein gut ge-
launter Schutzmann lachte schallend auf, so daß
Jimmy wütend wurde und ihm eine herunter-
hieb. Sofort setzte er seine Signalpfeife in
Leiche! “ schrie der
Mann. „Sehr bedauer-
lich, “ flüsterte der
Schutzmann, da er es
für pietätlos hielt, in
einem Sterbezimmer
laut zu sprechen. „Sie
hätten sich ’s besser
überlegen sollen. Ich
vermute, Sie werden
große Sch Scherereien
haben.“
„Wie steht's mit dem
Vermögen?“ forschte
Jimmy. „Nach der sorg-
fältigen Effff — Effek-
tuierung unserer Firma
zu urteilen...“
,Ja,“ sagte der Mann, „ich habe alles meinem
lieben Vetter, dem Rechtsanwalt Elias Roß
vermacht.“
Jimmy kniff ein Auge schmerzlich zu; offen-
bar erwartete er von der Person des Erben
gewisse Schwierigkeiten. „Ein bekannt knicke-
riger Herr,“ meinte er. „Ich denke, er war es«
der Ihr — hup — Personal auf der Stelle ent-
ließ, um den Lohn zu sparen. Eine höse Ge-
sch—schichte!“
Die Leiche wollte nicht einsehen, warum
das eine böse Geschichte sein sollte, und Jimmy
setzte ihr seine Gründe auseinander. Er sprach
nicht besonders fließend, weil Whisky über
ein gewisses Quantum hinaus kein Elixir für
Redner ist, aber er disputierte mit einer Hart-
näckigkeit, die ihren Eindruck nicht verfehlte.
Er bemerkte, daß der Totenschein bereits aus-
gestellt sei — „Irreführung der Behörden!“
schnaubte der Schutzmann dazwischen — daß
Foster & Foster vom Abbestellen des Leichen-
begängnisses nichts würden hören wollen und
daß der Rechtsanwalt Elias Roß wegen einer
Lappalie wahrscheinlich nicht gutwillig die
Erbschaft herausgeben würde, weshalb der
Tote werde sein eigenes Testament anfechten
müssen.
Es war alles Unsinn, was Jimmy schwatzte,
aber wir hatten keinen klaren Kopf und konn-
ten die durch den Zwischenfall geschaffene
Situation nicht überblicken. Wenn der Tote
uns angebrüllt und auf gefordert hätte, das Maul
zu halten, wäre alles
in Ordnung gewesen.
Wir hätten uns gefügt
und ihm die Regelung
dieser Angelegenheit
überlassen. So aber
hatte der Mann sein
Gleichgewicht noch
nicht erlangt — seine
Aufbahrung erlebt man
ja schließlich nicht alle
Tage — und ließ sich
von seinen Wächtern
einschüchtern, die mit
fanatischer Beharrlich-
keit an ihrer Ansicht
festhielten, es wäre für
alle Teile das bequemste,
wenn sich der Mann
wieder in den Sarg^ legte. — Kinder, Kinder,
der Whisky! Übrigens noch ein Glas!
So starrte uns der Mann der Reihe nach
verzweifelt an; plötzlich sprang er auf und
raste durch die Tür.
Der Schutzmann war der erste, der die
Wirkungen des Alkohols überwand und die
V erfolgung aufnahm. Er fühlte sich verpflichtet,
zu intervenieren. Daß sich einer so ohne weiters
aus dem Sarg erhob, versetzte den gesellschaft-
lichen Einrichtungen einen schweren Stoß.
Wenn jede Leiche einfach wieder lebendig
werden konnte, so war zum Beispiel der staats-
erhaltende Gedanke einer Hinrichtung in Ge-
fahr. Mit bemerkenswerter Schnelligkeit pas-
sierte er die Tür, leider zugleich mit Jimmy.
Und das hatte zur Folge, daß er glatt an den
Türstock gepreßt wurde und bei dem Be-
mühen, durch keuchendes Atemholen seine ur-
sprünglichen Konturen wiederherzustellen, ins
Hintertreffen geriet. V/ährend Jimmy durch
den Druck der verengten Öffnung wie aus
einem Gewehrlauf aus der Tür geschossen
wurde. Ich raste ihm durch den Flur auf die
Straße nach. Wir sahen die Leiche noch vor
uns herstürzen, plötzlich wurde sie von der
Dunkelheit verschlungen. Guten Appetit!
Wir liefen herum und fragten jedermann
nach unserer entlaufenen Leiche. Ein gut ge-
launter Schutzmann lachte schallend auf, so daß
Jimmy wütend wurde und ihm eine herunter-
hieb. Sofort setzte er seine Signalpfeife in