dahin nicht gerührt hatten, nickten bejahend
mit dem Kopf,
Der Maestro hob seinen Taktstock, und eine
lebhafte Tanzmelodie schwang sich von beiden
Enden des Saales empor. Zunächst wurde ein
Menuett getanzt. Aber die raschen Noten der
von den Musikanten gespielten Partitur ver-
trugen sich schlecht mit diesen würdevollen
Reverenzen: daher begann nach wenigen Mi-
nuten jede Gruppe von Tänzern wie ein deut-
scher Hohlkreisel zu pirouettieren. Die Seiden-
rohen der Frauen, in diesem Tanzwirbel rau-
schend, verursachten Töne von sonderbarer Art;
es war wie das Flügelschlagen eines Tauben-
schwarms. Der Wind, der sich darinnen verfing,
blähte sie mächtig auf, so dal? sie baumelnden
Glocken glichen.
Der Violinbogen der Virtuosen glitt so rasch
über die Saiten hin, dal?ihnen elektrische Funken
entsprangen. Die Finger der Flötenbläser
schnellten auf und nieder, als ob sie von Queck-
silber wären; die Wangen der Jäger waren auf-
gebläht wie Ballons, und all dies bildete eine
Sintflut so hastiger Noten und Triller und so
verzwickter, so unfal?barer auf- und absteigen-
der Tonleitern, dal? die Dämonen selbst keine
zwei Minuten einem derartigen Tempo hätten
folgen können.
Daher war es zum Erbarmen, alle die An-
strengungen dieser Tänzer, Takt zu halten, an-
zusehen. Sie sprangen, hüpften in die Luft,
führten Rundtänze auf, machten Halbschritte
und Kreuzsprünge von drei Ful? Höhe, so dal?
der Schweil?, der ihnen von der Stirne über die
Augen rann, ihnen die Schönheitpflästerchen
und die Schminke entführte. Aber sie bemühten
sich umsonst, das Orchester war ihnen immer
um drei oder vier Noten voraus.
Die Pendeluhr schlug ein Uhr; sie hielten
inne. Ich sah etwas, das ich übersehen hatte:
eine Frau, die nicht tanzte. Sie sal? in einem
Polsterstuhl im Kaminwinkel und schien nicht
im geringsten an dem, was um sie herum ge-
schah, teilzunehmen. Niemals, selbst nicht im
Traum, hatten meine Augen etwas soVollkom-
menes erblickt: eineHaut von blendendem W^eib,
aschblondes Haar, lange Wimpern und blaue
Augensterne, so klar und durchscheinend, dal?
ich durch sie hindurch ihre Seele so deutlich
wie einen Kieselstein auf dem Grunde eines
Baches erschaute.
Und ich fühlte, wenn ich jemals jemanden
lieben wollte, so würde sie es sein. Ich schwang
mich aus dem Bette, wo ich mich bis dahin
nicht zu rühren vermocht hatte, und näherte
mich ihr, von etwas gelenkt, das in mir handelte,
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