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Der Orchideengarten : phantastische Blätter — 1.1919

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Fünftes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.29026#0135
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Q. Inweicher Gestalt ihr selbiger erschienen ?
R. In der Gestalt des Amtshaubtmanns, oft-
malen auchwie einBock mit grimmigen Hörnern.
Q. Ob und wo sie Satan umgetaufet?
R. In der Sehe.
Q. Welchen Namen er ihr geben?
R. 1
Q. Oh auch etzliche aus der Nachbarschaft
bei ihrer Umtaufe gewest und welche?
Hier hat mein unvergleichlich Kind ihre
Äugelein gen Himmel geschlagen, eine Zeitlang
stille geschwiegen, als
besünne sie sich, ob sie
die alte Lise angeben
solle, oder nicht, und
dann endlich gesaget:
nein!
Q. Müßte dochPathen
gehabt haben! ^Velches
diese gewesen und was
sieihr eingebunden zum
Pathengeld?
R. W ären nur Geister
dabei gewest, weßhal-
ben die alte Lise auch
nichtes gesehen, als sie
über die Umtaufe hin-
zugekommen.
Q. Ob derTeufelihr
beigewohnet?
R. Sie hätte nirgend
anders denn bei ihrem
Vater ihre Wohnung
gehabt.
Q. Sie wolle wohl nit verstehen. Ob sie mit
dem leidigen Satan Unzucht getrieben und sich
fleischlich mit ihm vermischet?
Hier ist sie also verschaamrothet, dal? sie sich
mit beiden Händen die Augen zugehalten, und
darauf angehoben zu weinen und zu schluchzen,
und da sie nach vielen Fragen keine Stimme von
sich geben, ist sie vermahnet worden, die Wahr-
heit zu reden, widrigenfalls sie der Angstmann
wieder auf die Leiter heben würd. Hat jedoch
endlich „nein!“ gesaget, welches aber Ein ehr-
sam Gericht nicht gegläubet, sondern sie dem
Angstmann abermals befohlen, worauf sie mit
j*a geantwortet.
1 Dieser Name ist durchaus nicht im Manuskript zu ent-
rätseln.

Q. Ob sie von dem Satan in Wochen ge-
kommen oder einen Wechselbalg erzeuget und
in welcher Gestalt?
R, Nein, wäre nie geschehen.
Q. Ob ihr der böse Geist kein Zeichen oder
Maal an ihrem Leib geben und wo?
R. Die Maale hätte Ein ehrsam Gericht ja
allbereits gesehen.
Nunmehro seind wieder die Zaubereien im
Dorf fürgekommen, so sie alle eingestanden.
Doch hat sie nichtes wissen wollen umb den
alten Seden seinen Tod, item umb der kleinen
Paasschin ihre Krank-
heit, wie letzlich, dal?
sie mit der Macht des
bösen Feindes mein
Ackerstück umgehacket
und mir Raupen in
meinem Kohlgarten ge-
macht. Undwiewohlen
sie abermals mit der
Folter bedräuetworden,
der Angstmann sie auch
zum Schein hat wieder
auf die Bank setzen
müssen und ihr die
Daumschrauben anle-
gen, ist sie doch stand-
haft verblieben, und hat
gesprochen:, W as wol-
let Ihr mich martern,
da ich doch weit
schwerere Dinge be-
kennet, denn diese sind,
so mir nicht das Lehen
aufhalten werden, wenn ich sie leugne.“
Dieses hat auch Ein ehrsam Gericht letzlich
eingesehen und sie wieder von der Marterhank
heben lassen, zumalen da sie den articulum
principalem eingestanden, dal? ihr Satan wahr-
haftiglichen als ein Riese wäre auf dem Berg
erschienen. Von dem Wetter und der Poggen,
item dem Schweinsigel ist aber nichtes mehr
fürgekommen, alldieweilen Ein ehrsam Gericht
nunmehro wohl selbsten die Unsinnigkeit ein-
gesehen, dal? sie hätte V/etter machen sollen,
da sie ruhig auf dem V/agen gesessen. Schließ-
lich hat sie noch gebeten, daß ihr müge ver-
gönnt werden, in demselbigen Kleid dereinst
ihren Tod zu erleiden, welches sie angehabt,
als sie den schwedischen König salutiret, item


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