loses Laoten auf, das mir das Blut erstarren
liel?. Dort, wo ich vorhin die grasige Lich-
tung gesehen hatte, tanzten blaue Flammen
einen wilden, haltlosen Reigen. Polternd raste
eine hetzende Jagd durch das Gehölz, Todes-
schreie heulten schmerzgepeinigt auf, und im-
mer wieder, immer wieder dazwischen das
schrille, grauenvolle Lachen. Ein gespenstisches
Riesentier umkreiste uns in lautlosem Fluge
und streifte mit seidig weichen Schwingen
meine Wange. Grauengeschüttelt rief ich nach
meinem Begleiter, und der gute Doktor ant-
wortete mit seiner aufreizenden Ruhe: „Nu
machen wir aber, dal? wir weiterkommen, es
wird gleich tüchtig herunterpladdern!“
Die zitternden Pferde waren kaum weiter-
zubringen, und während wir uns Schritt für
Schritt mühsam vorwärts kämpften, heulte und
schrie es und lachte und tobte es um uns, als
wären alle bösen Geister gegen uns verbündet.
Mir schlugen m wildem Grauen die Zähne
aufeinander, den guten Doktor aber hörte ich
hinter mir: „Syrnium aluco, der Waldkauz,
und Athene noctua,
der Steinkauz, kommen
hier also in engster
Nachbarschaft vor; na,
die Kerle machen ja
einen netten Radau!“
Dann tauchte plötz-
lich ein helles, ruhiges
Licht vor uns auf; we-
nige Schritte noch und
wir hielten vor einem
Schlol?tor altertümlich-
ster Bauart. Von dem
Schlol?bau selbst war
bei der nachtschwarzen
Finsternis nichts zu
erkennen. Den schwe-
ren metallenen Klopfer
stiel? ich wuchtig zwei-
mal gegen die Tür, da
öffnete sie sich mit wi-
derwilligem Kreischen
und wir blickten in
eine weite waffen- und
rüstungsgeschmückte
Halle. Eine scheul?liche
Alte, einer Hexe im Kin-
schielte aus triefigen, rotgeränderten Augen
giftig zu uns herüber, kam dann aber heran,
nahm die Pferde ab und liel? uns eintreten.
„Die Gräfin wird sofort persönlich kommen“,
versicherte sie uns im Weggehen. Die schmerz-
hafte Spannung meiner Nerven wollte auch
jetzt noch nicht nachlassen, in allen Gliedern
zerrte und ril? es, und jedes Nervchen zuckte
mir in peinvoller Qual. Brummelmeier be-
trachtete indessen mit sichtbarem, sachlichen
Interesse die an den Wänden hängenden Ge-
weihe und schritt gerade einer ihn besonders
lockenden Gruppe ausgestopfter Tiere zu, da
öffnete sich eine uns bisher entgangene Wand-
tür, und die Schlol?herrin stand vor uns.
Eine rutenschlanke, hohe Gestalt, die in einem
enganliegenden, schwarzen Samtkleid voll zur
Geltung kam. Uber dem elfenbeinblassen, feinen
Gesicht scheitelt schlicht kohlschwarzes, volles
Haar. In der Linken führte sie mit spielender
Lässigkeit eine dünne Reitgerte. „Die Herren
suchen Quartier?“ wendete sie sich an mich,
„bitte, mein Haus steht zur Verfügung“. Auf
ein Zeichen mit einer
kleinen, silbernenHand-
glocke stand die alte
Hexe wieder vor uns:
„Margot, führe die Her-
ren in ihre Zimmer!“ —
und zu uns gewandt:
„Ich darf die Herren
wohl dann zu einem be-
scheidenen Nachtmahl
erwarten“.
Da hatten wir nun
unseren Auftrag über-
raschendgut undschnell
erledigt. Dem langen
Korridor nach zu ur-
teilen, den wir unter
Führung der Alten
durchschritten, waren
wir hier in einem hoch-
feudalen, allen Ansprü-
chen des Divisionärs
voll entsprechenden
Schlof?, und auch die
Zimmer, die wir nun
angewiesen erhielten,
waren von einer beruhi-
gend gediegenen Pracht
dermärchen ähnlich.
Rolf y. HocrccKelmann / Galgenhütfel
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