„Man schneidet dünne Scheibchen in Silber-
pfannen und läßt sie dort verdampfen. Der
Duft ist unbeschreiblich köstlich. Schwer und
betäubend. In Zelten ist es schade drum. Ich
habe allerdings ein Fest erlebt.... bei Konsul
so und so .... er legt sich freilich ziemlich auf
die Schläfen.“
„Sind Sie nicht eingeschlafen?“
„Beinahe. Doch das sind schon Exzesse.
Wir haben’s harmloser getrieben. Unser Ex-
peditionsarzt kerbte uns winzige Splitter in
Zigaretten ein. Wie man in Kirchen Myrrhen
in die Osterkerzen steckt.
Es hat den Vorteil, dal? man das Kraut selbst
nicht raucht, aber den wunderbar feinen Duft
mitatmet.
Nur einmal habe ich die Dosis stark ge-
steigert. Inzwischen übrigens längst aufge-
geben.“
„Wie fanden Sie die W'irkung?“
„Ich habe unvergel?lich schön geträumt.“
„T at sächlich?“
„Unvergel?lich schön.“
„Erotisch?“
„Auch nicht die Spur “
„Schade.“
„Ich finde nicht. Interessieren Sie sich für
Träume auch?“
„Mal?los.“
„Dann mul? ich Ihnen wohl erzählen —
übrigens sehen Sie rasch dies Leuchten an! Dort
über n Mohn. Ich werde Sie daran erinnern.“
„Ah! Herrlich, herrlich.“
In einem grellen Sonnengul? loderte ein
Zwickel flammenden Mohnrots.
„Das war eine bescheidene Illustration zu
meinem Thema.“
„So?“
, Ja. Ich sage Ihnen, das hier war gar nichts.“
„Nanu? Sind Sie dermal?en verwöhnt?“
„Seit jenem Traum.“
„Sie machen mich begierig. Ich will Sie
nicht mehr unterbrechen.“
„Na schön.“
Der Zug schnitt durch Brünhildenfeuer
wogend roter Felder.
„Man träumt doch allerlei: Ulkiges Zeug,
Unsinn, Phantastisches, Groteskes, Verwirren-
des, Ängste. Man träumt zuweilen Qualen.
Man sieht Bewegungen, hört Menschen reden,
weil? wenigstens, sie sprechen, laufen, stehen.
Beim Haschischrauchen ist es etwas anderes:
Man träumt vom Nichts. Man träumt sogar
das Nichts. Das pure Nichts. Gar nichts Ge-
schehendes. Man sieht, man schaut, man
lauscht. Man fal?t den Raum. Besser: der Raum
fal?t mich, verschlingt mich, wölbt sich, bäumt
sich und saugt mich ein.
Man sieht konturenlos. Ich bitte, das fest-
zuhalten! Konturenlos. Geschehnislos,unepisch.
Undramatisch, ich möchte sagen lyrisch, tief
musikalisch.“
„So? Ich verstehe das nicht ganz.“
„Natürlich nicht. Passen sie auf: Es spielt
sich nichts Einzelnes, Bestimmtes ab. Man
wird erschlagen, erdrückt, geweitet, aufgerissen.
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