Glieder in dumpfem Röcheln schlaff wurden,
dal? dein Todesschrei durch den erwachenden
Morgen grellte. Er klang mir wie Musik in den
Ohren, dein gellender Todesschrei. — Aber
du warst noch nicht tot, Gespenster sterben
nicht so leicht. Da zerschnitt ich deinen
schönen, weiten Leib, deinen eklen Spinnen-
leib, trennte mit scharfem Schnitt deine Glieder
ab, deine sül?en, weißen Mädchenglieder, deine
eklen, feuchten, kriechenden Spinnenglieder.
Und nun bin ich frei,
frei! — —
Was sammeln sich
unten auf der Stral?e
die Menschen? — Sie
mögen mich zufrieden
lassen! — Ich bin ein
freier Mensch! — Ich
tanze, jubele, ich
lache! — Lache! —
Ich bin berauscht vom
Dunst deines roten
Blutes, Irene, der
durch das Zimmer
geistert, der deinem
zerfleischten Leibe
rauchend entsickert.
Und nur die linke
Brust steht weil? und
rund, sül? und schneeig
aus dem roten Fleisch.
Dort schlug dein
Herz, Irene, dein klei-
nes, reines Mädchen-
herz, das mich geliebt hat. — Das andere
aber ist tot, alles tot, alles, — alles, — ich,
— ich-- —-
denklich den Kopf, versank in Grübeln.
Draußen geisterte die Nacht, die Turmuhr
schlug die Viertelstunden dumpf und dröh-
nend. —
Da kostete der Kriminalkommissar Bauer
das Opium des Dr. Hedderson und versank in
tiefen Schlaf.
Der Bureaudiener fand ihn am Morgen. Er
lag auf dem Fußteppich und stammelte, als er
geweckt wurde, dumpfe, unzusammenhängende
V/orte. — Raffte das
T agebuch des Dr.Hed-
derson und das Opi-
umkästchen auf, barg
beides in der Rock-
tasche und ging nach
Hause. —
Seit diesem Tage
war der Kriminal-
kommissar Bauer wie
umgewandelt. Er ging
einher, bleich und
hohlwangig, interesse-
los, apathisch. Seit
diesem Tage datierte
Bauers Ehetragödie. —
In seinem Hause
brannte Nacht für
Nacht Licht. Der Be-
amte saß grübelnd
über dem Tagebuche
des Dr. Hedderson. —
Von Zeit zu Zeit
bekam Bauer kleine
Päckchen. Die kamen aus China. Er holte sie
stets selbst von der Post ab, barg sie scheu in
der Brusttasche.
So ging das Tagebuch des wahnsinnigen
Dr. Hedderson zu Ende. Der Kriminalkom-
missar schüttelte sich vor Grauen, er fühlte,
wie seine Glieder steif waren vor Nacht-
kälte. Draußen schlug die Turmuhr eins.
Und der Beamte wiederholte fiebernd einige
Seiten, las immer und immer wieder die eng-
beschriebenen Seiten. — Schüttelte sich in fast
wohligem Entsetzen. Seine rechte Hand spielte
mit einem beinernen Gefäß. Darin war das
Opium des Dr. Hedderson.
Der Beamte untersuchte mit fieberndem
Interesse das fremde Gift. — Schüttelte nach-
Am Jahrestage der furchtbaren Mordtat des
wahnsinnigen Dr. Hedderson fand man die
Frau des Kriminalkommissars Bäuerin grauen-
voller ^Veise ermordet in ihrem Zimmer. Der
entkleidete Körper war ohne Arme und Beine,
wies dieselben Wunden auf, wie die junge
Frau des Doktors. Eine zerfleischte, rohe
Masse, nur die linke Brust ragte unversehrt
aus dem blutigen, formlosen Kadaver.
Der Mörder benahm sich völlig normal. Auf
dem Transport zum Gerichtsgefängnis wollte
ihn die erregte Menge lynchen. Als der
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