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Honor£ Daumier / Theater der Seiltänzer

mäßiger Geschwindigkeit schlang er die los-
gebissene Hängematte um seine Taille und hing
nun, die Füße nach oben und den Hals von
einem Zweige leicht gekitzelt, so daß er niesen
mußte — der mit Harz befestigte Nasengipfel
war mächtig genug, auch dies zu ertragen! Die
Freude nahm überhand. Als aber gar der
starke Duft der oberen Tannenzapfen bemerk-
lich wurde, da ahnte ihm, daß seine Taschen-
tücher nicht vergeblich beim Waschen ge-
wesen waren. Er wußte nicht, was ihm noch
zum Glück fehlen sollte.
Aber der Eichkater, der sich benachteiligt
erachtete, fraß schon am anderen Strick. Selt-
sam! dachte der Mann Krapp. Ich will an
Brehms Tierleben einen Brief schreiben, daß
es sein Augenmerk ganz den Eichkatern zu-
wende. Fürwahr, sie sind Lieblinge des Schick-
sals ! Während dieser Gedanken fiel er innerhalb
seiner Hängematte ein Stücklein tiefer. Aber
er mußte selbst lachen — das Netz fing sich

an einem Ast und nun baumelte er fast kom-
fortabel. Der gefährdete Körperteil hatte stand-
gehalten! Ihr Himmel über mir, dachte der
Mann Krapp und schloß behaglich die Augen.
Jedoch der übelwollende Eichkater nagte am
Netzwerk. ^Velch edles Tier! erwog der
Mann Krapp. So hat es sein Leben ganz in
meinen Dienst gestellt! Und alles dies um einer
südfranzösischen^Valnuß willen! Tiefe Freude
befiel ihn ob der Hilfe, die sich alle Geschöpfe
leihen, und er beschloß, in seiner Villa eine Ab-
teilung für alte und kränkelnde Eichkater zu
erbauen. Sein Herz war voller Liebe zur
Kreatur.
Er fiel wieder — und es dauerte nicht lang,
da kam er ohne die geringste Mühsal — nur
Atem holen mußte er und sich freuen — zur
Erde. Schmunzelnd lag er im getürmten gelben
Laub und wartete noch eine Weile; denn es
war erst VH Uhr und vor halb wurde auf
keinen Fall gegessen.

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