Aua dem „Kalendar of Steptends’’'' [ London 1506
schenkte einen anderen Becher voll und reichte
ihn dem Krüppel, der ihn keuchend, nach
Atem ringend, anstierte.
„Trink,“ brüllte das Ungeheuer, „oder heim
Teufel-“ Der Zwerg wich entsetzt
zurück, die Zornadern des Königs füllten sich.
Die Minister greinten. Tripetta, blaß wie
eine Leiche, stürzte auf die Knie und flehte,
ihren Freund zu schonen. Der Tyrann be-
trachtete sie erstaunt ob dieser Kühnheit. Er
schien darüber in Verlegenheit, wie er am
wirksamsten seineEntrüstung ausdrücken sollte.
In stummer V/ut stiel? er sie von sich, dann
schleuderte er ihr den Inhalt des vollen Bechers
ins Gesicht. Das arme Ding wankte leise
ächzend nach rückwärts. Für Sekunden war
tiefstes Schweigen. Man hätte ein Blatt oder
eine Feder fallen hören können-da unter-
brach ein leiser, aber harter Knirschlaut die
Stille. Er schien gleichsam aus jeder Ecke des
Raumes zu kommen. Vor Zorn zitternd mu-
sterte der König den Zwerg. „He, was machst
du da ?“ — Aber der schien von seinem Rausch
völlig erwacht. Er blickte dem Tyrannen fest
ins Auge. „Ich, wie kann ich das gewesen sein ?“
„Der Laut schien von draußen zu kommen“,
bemerkte einer der Höflinge. „Ich glaube, es
war der Papagei draußen am Fenster, der den
Schnabel am Käfiggitter wetzte.“
„Wahrhaftig“, rief der König, wie befreit
durch diese Lösung. „Aber hei meiner Ritter-
ehre, ich hätte geschworen, dieser Halunke
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