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Er suchte mit der Linken die Emailmarke
aus der Tasche, mit der er seinen Blechkranz
einlöste.
„Vergessen Sie doch Ihre Hand nicht!“
Er trat aus dem Haus und ging langsam über
den Gemüsemarkt. Ich lief, ich verfolgte ihn.
Aber es war wie in einem Traum: es gelang
mir nicht, ihn einzuholen.

„Zum Teufel, hören Sie doch — Ihre Hand!“
Ich verlor ihn aus dem Auge.
Wollen Sie die Hand sehen? Warum sind
Sie blaß geworden, mein Herr? Ist Ihnen nicht
wohl? Ist Ihre Verdauung gestört? Das Licht?
Sie haben recht, es könnte von der Lampe
sein . . .“

SEUCHE
Von Alexander v. Bernus

Der Abend hat den höchsten Berg erstiegen
Und hebt mit Drohen seine dunkle Hand.
Da nachten schwarze Schatten in das Land,
Wo Dörfer weit zerstreut und Städte liegen.

Gedunsne Nehel kriechen drüber her;
Es ist, als wollten sie die Welt erdrücken.
Und hinter ihnen schleppt sich morsch, an Krücken,
Jahrtausendalt der Tod und atmet schwer.

Und jedes Haus, das seine Nahe spurt,
Durchschuttert tief im Grund geheimes Beben,
Und trostlos bang verröchelt drin ein Leben,
V?enn es sein Hauch von ungefähr berührt.


R. v. HoerscKclmann / Strafe muß sein!

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