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Der Orchideengarten : phantastische Blätter — 1.1919

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Zwölftes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.29026#0308
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H

aus am

Weg,

R

oman

Gek. M. 4.-

Umfang 215 Seiten

GekcL M. 6.-

Die stilgerechte Ausstattung diesesVTerkes kann wohl ein Prachtstück
feinster Buchkunst voll künstlerischer Tradition genannt werden.

Ein Buch voll tausend Heimlichkeiten, schwül und heiß wie
Tage im Juli; knospende Mädchen, die die Hände ans Herz
drücken, gewährende Frauen voll tiefer, rastender Reife. Jeder
ist einmal am Haus am Wege vorbeigekommen und hat vielleicht
das Beste seines Lehens dort erhalten. Ein Buch voll ungemein
zarter, keuscher Lyrik, die nie zu überschwenglichem Barock
entartet, den Rahmen des Epischen nirgends sprengt, voll Sommer,
voll Liehe, voll Wärme und Herzlichkeit, meisterhaft in der

Zeichnung der Frauencharaktere, in aller Erotik gesund, ehrlich
und rem. Erschütternd wirkt die fast nordisch karge Art der
sprachlichen Prägung solcher Augenblicke, in denen mitten in
verliebter Tändelei urplötzlich Schuld auftaucht, nicht Schuld
vor dem geschriebenen Recht, aber herbe, nagende Gewissens-
schuld. Ein Buch voll Jugend und Trunkenheit, in die nur manch-
mal einTropfen Schwermutfällt. Wir besitzen heute keinenRoman
dieser Art, der sich mit Zoffs ,,Haus am Wege“ messen könnte.

L. Plaicmnger
Dämonen des Schweigens

jTovellen

Gek. M. 3.- Umgang
Hier sitzt einer vorgebeugt und erzählt vom lähmend Grauen-
haften, das uns stündlich umgibt. Mit ganz durcbnervten
Fingern weist er auf die großen Hintergrundsfresken des Daseins.
Festestes Gefüge löst sich auf, längst Vertrautes wird anders
und fremd. Stahlfeilen beinahe überscharf zugespitzter psycho-
logischer Analyse singen da und dort und dringen plötzlich mitten
ins Herz des Weltgerüstes ein. Denn das ist entscheidend für
dieses Buch, es reiht nicht einfach Erlebnis an Erlebnis, sondern

170 Seiten GekcL M. 4.~
es geht intuitiv vortastend und plastisch gestaltend immer wieder
vom selben tiefsten Zentralerlebnis aus. Vom Totsein der Worte,
vom Scheinleben der Gebärden. Ist einmal das Schweigen ent-
deckt, dann haben Dinge und Menschen ein anderes, ein zweites
Gesicht. Immer wieder starrt aus den grenzenlos traurigen
Augenhöhlen seiner tausend Masken das Namenlose und das
Unsagbare. Manchmal vergißt man, daß man Prosa liest
und weiß, daß hier ein Ideal epischer Gestaltung erreicht ist.

Beide Bücher sind durch jede Buchhandlung zu beziehen oder direkt vom
Dreiländerverlag / IVlunclien / Leopoldstrahe 3
 
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