wohner eines engen
Sarges blieb er stumm
und regungslos mitten
auf der Straße liegen ...
Durch das Geschrei
und den Fall aus dem
Schlafe geweckt, eilten
einige Zigeuner nach
der Unglücksstelle, und
als sie beim Lichte der
ortsüblichen Lampe —
einemTonscherben, der
mit Hammel Fett voll-
gegossen wird, — auf der
Erde ausgestreckt einen
Mann mit einem halb-
zerbrochenen Topf auf
dem Haupte und auf
ihm liegend ein altes Weib bemerkten, brachen
sie in ein solches Gelächter aus, daß die ganze
Straße erwachte.
Immer lauter erhob sich das lärmende Lachen
und weckte schließlich auch unsere Toten,
Solopij und seine Gemahlin, die, noch ganz
befangen von dem ausgestandenen Schrecken,
lange voll Entsetzen starren Auges auf die sonn-
gebräunten Gesichter der Zigeuner blickten.
Unter dem Geflacker der gespensterhaft un-
wirklich zitternden Flamme schienen sie ein
wilder Haufe von Gnomen, die im Dunkel nie
erwachender Nacht, von schweren, unter-
irdischen Dämpfen umwoben, ihren Spuk
trieben . . .
„Vorwärts! Aufstehen !“, trompetete die
zärtliche Chiwra ihrem Gatten ins Ohr, der
im strohgedeckten Schuppen des Gevatters
zwischen Ochsen und Mehlsäcken noch ruhig
schlummerte, während draußen längst das
Treiben des neuen Markttages begonnen hatte.
„Auf, wasch dich! Da hast du dein Handtuch!“
Dabei faßte sie ein zum Knäuel zusammen-
gerolltes Etwas und — warf es vor Entsetzen
weit von sich: es war der Armelaufschlag des
,,roten Mantels“!
„Vorwärts! Mach dich an die Arbeit!“
wiederholte sie, rasch wieder gefaßt, als sie
sah, daß ihm vor Angst die Beine den Dienst
versagten und die Zähne klappernd aneinander-
schlugen,
'„Daskann jetzt ein schöner Verkauf werden!“
knurrte er immer wieder vor sich bin, während
ersieh rasch ankleidete,
die Stute losband und
auf den Marktplatz
führte. „Derverdammte
Teufel kann auch wirk-
lich keine Ruhe geben!
Er könnte doch schon
seinen Mantel ohne den
einen Ärmel tragen.
Aber nein, er muß bra-
ven Leuten ihren Frie-
den stören. ^Venn ich
zum Beispiel — bewahre
mich Gott davor — der
Teufel wäre, möchte
ich mich etwa darauf
einlassen, in der Nacht
hinter solchen ver-
fluchten Fetzen herumzulaufen?“
Hier unterbrach den philosophischen Mo-
nolog unseres Tscherewik eine fette kreischende
Stimme. Vor ihm stand ein baumlanger Zi-
geuner.
,/Was hast du da zu verkaufen, guter Mann?“
DerVerkäufer musterteihn zunächst schwei-
gend vom Kopf bis zu den Füßen und meinte
dann mit ruhiger Miene, ohne stehen zu bleiben
oder die Zügel aus der Hand zu lassen:
„Du siehst ja selbst, was ich verkaufe!“
„Riemchen?“, fragte der Zigeuner und be-
trachtete die Zügel, die jener in der Hand
führte.
„Ganz richtig, Riemchen, wenn du der Mei-
nung bist, daß meine Stute so wie ein Riemchen
aussieht.“
„Also, der Teufel soll mich holen, Lands-
mann, du hast sie sicher nur mit Stroh gefüttert!“
,Was, mit Stroh?“
Tscherewik wollte gleich ein wenig die
Zügel anspannen, um seine Stute vorzuführen
und den schamlosen Lästerer Lügen zu strafen.
Aber die Hand fuhr mit unerwarteter Leich-
tigkeit in die Luft und stieß gegen das Kinn.
Er blickte sie an, — in der Hand lagen die ab-
geschnittenen Zügel und daran angebunden —
o Grausen! das Unheil sträubteihm die Haare —
ein Stück vom Ärmel des „roten Mantels“!.. .
Ausspeiend, sich bekreuzigend und mit den
Armen fuchtelnd ergriff er vor dem ungebetenen
Geschenk die Flucht und flinker als ein junger
Bursche verschwand er in der Menge.
Sarges blieb er stumm
und regungslos mitten
auf der Straße liegen ...
Durch das Geschrei
und den Fall aus dem
Schlafe geweckt, eilten
einige Zigeuner nach
der Unglücksstelle, und
als sie beim Lichte der
ortsüblichen Lampe —
einemTonscherben, der
mit Hammel Fett voll-
gegossen wird, — auf der
Erde ausgestreckt einen
Mann mit einem halb-
zerbrochenen Topf auf
dem Haupte und auf
ihm liegend ein altes Weib bemerkten, brachen
sie in ein solches Gelächter aus, daß die ganze
Straße erwachte.
Immer lauter erhob sich das lärmende Lachen
und weckte schließlich auch unsere Toten,
Solopij und seine Gemahlin, die, noch ganz
befangen von dem ausgestandenen Schrecken,
lange voll Entsetzen starren Auges auf die sonn-
gebräunten Gesichter der Zigeuner blickten.
Unter dem Geflacker der gespensterhaft un-
wirklich zitternden Flamme schienen sie ein
wilder Haufe von Gnomen, die im Dunkel nie
erwachender Nacht, von schweren, unter-
irdischen Dämpfen umwoben, ihren Spuk
trieben . . .
„Vorwärts! Aufstehen !“, trompetete die
zärtliche Chiwra ihrem Gatten ins Ohr, der
im strohgedeckten Schuppen des Gevatters
zwischen Ochsen und Mehlsäcken noch ruhig
schlummerte, während draußen längst das
Treiben des neuen Markttages begonnen hatte.
„Auf, wasch dich! Da hast du dein Handtuch!“
Dabei faßte sie ein zum Knäuel zusammen-
gerolltes Etwas und — warf es vor Entsetzen
weit von sich: es war der Armelaufschlag des
,,roten Mantels“!
„Vorwärts! Mach dich an die Arbeit!“
wiederholte sie, rasch wieder gefaßt, als sie
sah, daß ihm vor Angst die Beine den Dienst
versagten und die Zähne klappernd aneinander-
schlugen,
'„Daskann jetzt ein schöner Verkauf werden!“
knurrte er immer wieder vor sich bin, während
ersieh rasch ankleidete,
die Stute losband und
auf den Marktplatz
führte. „Derverdammte
Teufel kann auch wirk-
lich keine Ruhe geben!
Er könnte doch schon
seinen Mantel ohne den
einen Ärmel tragen.
Aber nein, er muß bra-
ven Leuten ihren Frie-
den stören. ^Venn ich
zum Beispiel — bewahre
mich Gott davor — der
Teufel wäre, möchte
ich mich etwa darauf
einlassen, in der Nacht
hinter solchen ver-
fluchten Fetzen herumzulaufen?“
Hier unterbrach den philosophischen Mo-
nolog unseres Tscherewik eine fette kreischende
Stimme. Vor ihm stand ein baumlanger Zi-
geuner.
,/Was hast du da zu verkaufen, guter Mann?“
DerVerkäufer musterteihn zunächst schwei-
gend vom Kopf bis zu den Füßen und meinte
dann mit ruhiger Miene, ohne stehen zu bleiben
oder die Zügel aus der Hand zu lassen:
„Du siehst ja selbst, was ich verkaufe!“
„Riemchen?“, fragte der Zigeuner und be-
trachtete die Zügel, die jener in der Hand
führte.
„Ganz richtig, Riemchen, wenn du der Mei-
nung bist, daß meine Stute so wie ein Riemchen
aussieht.“
„Also, der Teufel soll mich holen, Lands-
mann, du hast sie sicher nur mit Stroh gefüttert!“
,Was, mit Stroh?“
Tscherewik wollte gleich ein wenig die
Zügel anspannen, um seine Stute vorzuführen
und den schamlosen Lästerer Lügen zu strafen.
Aber die Hand fuhr mit unerwarteter Leich-
tigkeit in die Luft und stieß gegen das Kinn.
Er blickte sie an, — in der Hand lagen die ab-
geschnittenen Zügel und daran angebunden —
o Grausen! das Unheil sträubteihm die Haare —
ein Stück vom Ärmel des „roten Mantels“!.. .
Ausspeiend, sich bekreuzigend und mit den
Armen fuchtelnd ergriff er vor dem ungebetenen
Geschenk die Flucht und flinker als ein junger
Bursche verschwand er in der Menge.