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HAUSER IN DER NACHT

Von Paul Altheer

Gleichgültig stehn die Häuser in der Nacht.
Die meisten haben ausgelöschte Lichter
Und machen dumm-einfältige Gesichter;

Nur selten eines hält verschlafen Wacht.

Dann blinzelt es mit einem gelben Schein
Und einem Auge — oder auch mit vielen.

Die hie und da sogar ein bißchen schielen.
Verwundert in die Dunkelheit hinein.

Und Menschen gehen tropfenweis nach Haus,
Die einen nüchtern, andere im Dusel.

Und ab und zu gibt einer seinen Fusel
In wenig feiner V/eise wieder aus.

Die Häuser bringt das nicht aus ihrer Ruh.
Sie haben nichts zu diesem zu erwähnen,
Dieweil sie schlafend aneinanderlehnen . . .
Auch wachend wären sie zu dumm dazu.

AGNES-MARIA

Von Georg P. M. Rooee. Aus dem Flämischen übertragen von Georg Gärtner
(Mit zwei Zeichnungen von Car 1 R a b u s)

DAS Ende kann nicht mehr fern sein. Ich
weiß es. Ich kann nicht mehr. Und was
gestern nacht vorgefallen ist, wird wohl das
Zeichen gewesen sein, gegeben von der liebe-
vollsten der Frauen, daß mein Ende naht . . .
Ich bin noch jung . . . Ich bin kaum dreißig
Jahre, und dennoch empfinde ich keinen Groll
und keinen Schmerz, daß ich bald sterben muß.
Warum soll ich euch meinen Namen sagen?
Wenn ich tot sein werde, werden die Zeitungen
von meinem Abscheiden sprechen, denn Leute
wie ich, die zu den ältesten und ruhmreichsten

Geschlechtern des Landes gehören, sterben
nicht, ohne daß die Presse darüber spricht.
Dann werden alle wissen, um wen es sich han-
delt. Ein Zeichen noch will ich geben: ich bin
der Letzte meines Geschlechtes . . . Und dieses
noch: ich bewohne das letzte Schloß dieses
Geschlechtes, die unwirtlichste Burg, die im
ganzen Lande, fern von den Wegen von Men-
schen und Tieren, hoch und unnahbar auf stol-
zen Felsen erbaut ward durch den stolzesten
und unbändigsten aller meiner trotzigen Vor-
fahren . . . Die Wege dahin führen an rieei-

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