Prognose besprechen. Er sah, wie Höfling die
Stationsschwester fortschickte, die ihn rufen
sollte.
„Kollaps“, sagte der Praktikant.
Die beiden sprachen dann von der Theorie
der Assimilationsvorgänge im menschlichen
Hirn und von den Biogenen.
Ehbenreder hielt den Atem an. Er sah seines
Assistenten breites Grinsen und las die ^Vorte
ab, die er gesprochen, kurz vor seinem Eintritt:
„Ehbenreder ist doch ein Rindvieh!“
Die Stationsschwester weckte den; Professor
vorsichtig, der neben dem Kranken hingeglitten
war, und nahm ihm die Kampferspritze aus
der Hand.
„Herr Professor sollten sich etwas schonen.
Sechzehn Operationen an einem Tage sind
zuviel.“
Ehbenreder nickte. Seine Gedanken waren
noch abwesend.
Wie war das doch mit den Biogenen?
Höflings kurzes Urteil erschreckte.
Es lohnte sich vielleicht, ein Buch darüber
zu schreiben, ein Buch über seine Ansichten,
nicht über die Ansicht des Assistenten.
DAS TREIBHAUS
WUNDERLICHES UND ABSONDERLICHES
Imjahre 1819 kamen auf der Insel Barbados
Verrückungen der Särge in einem Grabgewölbe
vor. Viermal wurde das Gewölbe für neue
Beisetzungen geöffnet und jedesmal waren die
Särge durcheinander geworfen. Der Gouver-
neur Lord Combermere begab sich endlich mit
seinem Adjutanten Boyd und anderen Offi-
zieren dahin und fand die Grabstätte unver-
letzt. Er ließ die Türen verkitten und legte,
wie auch andere Personen, Siegel auf die Ver-
kittung. Am 28. April 1820 liel? der Lord in
Gegenwart mehrerer tausend Menschen die
Grabstätte wieder öffnen. Verkittung und
Siegel waren unverletzt, die Särge aber wieder
durcheinander geworfen. Ein Sarg, den nur
acht Menschen bewegen konnten, war senk-
recht aufgestellt, ein Kindersarg gewaltsam
gegen die Mauer geworfen, und doch zeigte
der Sand im Gewölbe nicht eine Spur von
Fußstapfen. Lord Combermere schickte einen
Bericht und eine Zeichnung hierüber an das
Kolonialamt nach London.
Luther erzählt von seinem Aufenthalt auf
der Wartburg und sagt: „Nu hatten sie mir
einen Sack mit Haselnüssen gekauft, die ich
zu Zeiten al?, und hatte denselben in einen
Kasten verschlossen. Als ich des Nachts zu
Bette ging, zog ich mich in der Stuben aus, tät
das Licht auch aus und ging in die Kammer,
legt' mich ins Bette. Da kömmt mir's über die
Haselnüsse, hebt an und quizt eine nach der
andern an die Balken mächtig hart, rumpelt
mir am Bett; aber ich fragte nichts darnach.
Wfe ich nu ein wenig entschlief, da hebt’s an
derTreppe ein solch Gepolter an, als wirf man
ein Schock Fässer die Treppen hinab; so ich
doch wohl wußte, dal? die Treppe mit Ketten
und Eisen wohl verwahrt, dal? Niemand hinauf
konnte, noch fielen so viel Fässer hinunter. Ich
stehe auf, gehe an die Treppe, will sehen, was
da sei; da war die Treppe zu.“
* *
*
Stationsschwester fortschickte, die ihn rufen
sollte.
„Kollaps“, sagte der Praktikant.
Die beiden sprachen dann von der Theorie
der Assimilationsvorgänge im menschlichen
Hirn und von den Biogenen.
Ehbenreder hielt den Atem an. Er sah seines
Assistenten breites Grinsen und las die ^Vorte
ab, die er gesprochen, kurz vor seinem Eintritt:
„Ehbenreder ist doch ein Rindvieh!“
Die Stationsschwester weckte den; Professor
vorsichtig, der neben dem Kranken hingeglitten
war, und nahm ihm die Kampferspritze aus
der Hand.
„Herr Professor sollten sich etwas schonen.
Sechzehn Operationen an einem Tage sind
zuviel.“
Ehbenreder nickte. Seine Gedanken waren
noch abwesend.
Wie war das doch mit den Biogenen?
Höflings kurzes Urteil erschreckte.
Es lohnte sich vielleicht, ein Buch darüber
zu schreiben, ein Buch über seine Ansichten,
nicht über die Ansicht des Assistenten.
DAS TREIBHAUS
WUNDERLICHES UND ABSONDERLICHES
Imjahre 1819 kamen auf der Insel Barbados
Verrückungen der Särge in einem Grabgewölbe
vor. Viermal wurde das Gewölbe für neue
Beisetzungen geöffnet und jedesmal waren die
Särge durcheinander geworfen. Der Gouver-
neur Lord Combermere begab sich endlich mit
seinem Adjutanten Boyd und anderen Offi-
zieren dahin und fand die Grabstätte unver-
letzt. Er ließ die Türen verkitten und legte,
wie auch andere Personen, Siegel auf die Ver-
kittung. Am 28. April 1820 liel? der Lord in
Gegenwart mehrerer tausend Menschen die
Grabstätte wieder öffnen. Verkittung und
Siegel waren unverletzt, die Särge aber wieder
durcheinander geworfen. Ein Sarg, den nur
acht Menschen bewegen konnten, war senk-
recht aufgestellt, ein Kindersarg gewaltsam
gegen die Mauer geworfen, und doch zeigte
der Sand im Gewölbe nicht eine Spur von
Fußstapfen. Lord Combermere schickte einen
Bericht und eine Zeichnung hierüber an das
Kolonialamt nach London.
Luther erzählt von seinem Aufenthalt auf
der Wartburg und sagt: „Nu hatten sie mir
einen Sack mit Haselnüssen gekauft, die ich
zu Zeiten al?, und hatte denselben in einen
Kasten verschlossen. Als ich des Nachts zu
Bette ging, zog ich mich in der Stuben aus, tät
das Licht auch aus und ging in die Kammer,
legt' mich ins Bette. Da kömmt mir's über die
Haselnüsse, hebt an und quizt eine nach der
andern an die Balken mächtig hart, rumpelt
mir am Bett; aber ich fragte nichts darnach.
Wfe ich nu ein wenig entschlief, da hebt’s an
derTreppe ein solch Gepolter an, als wirf man
ein Schock Fässer die Treppen hinab; so ich
doch wohl wußte, dal? die Treppe mit Ketten
und Eisen wohl verwahrt, dal? Niemand hinauf
konnte, noch fielen so viel Fässer hinunter. Ich
stehe auf, gehe an die Treppe, will sehen, was
da sei; da war die Treppe zu.“
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