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von Gästen besetzt wären. Wir baten ibn
recht flehentlich; allein es war alles umsonst
und vergebens. Endlich sagte er, er habe noch
ein Haus, das er aber immer müsse leerstehen
lassen, weil es von Poltergeistern beunruhigt
würde, mit diesem könne er uns dienen, wenn
wir es verlangten, doch sollten wir nachher
nicht die Schuld auf ihn schieben, wenn einigen
von uns die Hälse gebrochen würden und der-
gleichen mehr.

Ich dachte gleich an meine sonst gehabte
Geschichte mit der Katze, dem einen Kame-
raden fiel sie auch ein, und da er gern auch
einen Stein beim Teufel im Brett haben wollte,
so drang er beim Wirte darauf, dal? er uns
nur hinbringen möchte, und Licht, Bier und
Karten geben, wir wollten es dann schon mit
den Geistern aufnehmen. Der Wirt, nachdem
er uns noch einmal gewarnt hatte, erfüllte
unser Begehren.

Wir waren lustig, spielten um das wenige
Geld, das wir hatten und tranken unser Bier,
indem wir dabei an nichts weniger als an einen
Geist dachten. Glaubten auch am Ende, dal?
keiner kommen würde, als sich plötzlich um
Mitternacht die Stubentür öffnete und ein
vornehmer Kavalier mit vielen Komplimenten
hereintrat.

„Meine wertesten Herren,“ sagte er recht
höflich, „es freut mich, dal? Sie in mein schlechtes
Haus einsprechen wollen. Ich bin allein und
werde die Ehre haben, von ihrer angenehmen
Gesellschaft zu profitieren. V/ir wollen eins
zusammen trinken.“

Aber wir alle waren nicht dazu aufgelegt,
sondern sal?en schon längst unter dem Tische
und keiner guckte hervor. Da der Herr fand,
dal? wir so ungesellig waren, verschwand er
wieder.

Wir suchten wieder unsere Karten zu-
sammen und glaubten, dal? uns nun kein Geist

weiter besuchen würde. Zechten alle noch
lustiger als zuvor, weil wir dachten, wir hätten
nun allen Schrecken überstanden.

Dauerte aber nicht lange, so kamen zwei
Kerle gar aus dem Ful?boden hervor, wovon
einer eine Violine in der Hand, der andre aber
eine Flöte im Maule hatte. Sie tanzten und
spielten wie toll in der Stube herum, so dal?
ich Zeit meines Lebens keinen so unvernünf-
tigen Geist gesehen habe. Nachdem sie viel
dummes Zeug getrieben, ja mit ihren Possen
sich so weit vergessen, dal? wir in ihrer Gegen-
wart, ob sie gleich Geister waren, lachen
mußten, verschwanden sie wieder auf eine
wunderbare Weise.

Nun dachten wir, wäre es der Poltergeisterei
genug; aber weit gefehlt, denn die Hauptsache
sollte nun erst vor sich geh’n.

Es tat sich nämlich die Decke der Stube aus-
einander und der erst erschienene Herr fuhr
mit einer ganzen großen Gesellschaft herunter,
in die Stube herein. Bediente kamen mit, die
eine große Tafel servierten und sie mit goldenen
und silbernen Geschirren besetzten. Dann
wurden herrliche Speisen und treffliche Weine
gebracht, und die Gesellschaft schmauste und
zechte, daß, wenn es ordentliche Menschen ge-
wesen wären, man seine Lust vom bloßen Zu-
schauen gehabt hätte. V/ir hielten uns still
in unserm Winkel und dachten: Wo will doch
das hinaus?

Der oberste an der Tafel rief einen Bedienten
und sagte: „Bringe den Herren im Winkel da
diesen Becher, den sie uns zu Ehren austrinken
sollen.“

Der Bediente kam auf uns zu, wie ihm be-
fohlen war, und wir weigerten uns nach
Herzenslust, sagten, wir wären sehr verbunden,
hätten aber schon Bier genossen, wozu sich
derWein übel schicken würde, tränken nicht so
spät V/ein, und dergleichen mehr. Da aber

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