Unter diesen Worten war ich bis an das
Stadttor gekommen.
Verwandelte in der Eil eine Menge nichts-
würdiger Sachen in Gold, um mich in Sicher-
heit in einem Gasthofe niederlassen zu können,
^^ar der Wirt über meine Ankunft sehr ver-
gnügt, denn verzehrte gar nicht sparsam, so dal?
er seit langer Zeit keinen so guten Gast gesehen
hatte.
Erfuhr von ihm, dal? diese Stadt und dieses
Land Aromata genannt werde, und dal? es einen
Kaiser habe. Gefiel mir die Lage und die Art
der Lebensmittel ungemein; mit einem Wrorte<
wünschte, hier mit der Zeit einmal Kaiser zu
werden.
N ach dem einige W ochen ohne Beschäftigung
im Wirtshause still gelegen, um mich nun auf
die gehörige Weise zu erholen, so fing ich auch
wieder an, an die dem Menschen nötige Tä-
tigkeit zu denken. Ging daher spazieren und
betrachtete mir die Stral?en der Stadt.
Mul? sagen, dal? mir dieses Land von Tage
zu Tage besser gefiel. Straßen waren breit;
probierte die übrigen Gasthöfe, waren auch gar
nicht zu verachten; fand aber doch, daß mich
im besten einquartierte.
Nachdem die Landesart erkundet, wollte ich
auch einen Vorsatz ins ^Verk richten, nämlich :
nichts Geringeres, als in dieser Stadt großes
Aufsehen zu erregen. Verwandelte also die
ganze Straße, die nach dem kaiserlichen Palast
führte, in Gold.
Erst wußten die Leute gar nicht, was sich
zugetragen; dann verwunderten sie sich aber
desto mehr, als sie es gewahr wurden. Es ent-
stand ein großer Auflauf; Goldschmiede er-
probten das Gold und fanden es echt und vor-
trefflich. Ist nicht zu sagen, welch ein Lärmen
und Geschrei in der ganzen Stadt vorhanden
war.
Es konnte gar nicht fehlen, daß des Kaisers
Person nicht einiges davon zu Ohren gekommen
wäre. Er, der ein Liebhaber von Kuriositäten
war, ließ sogleich seine sechsspännige Kutsche
Vorfahren, setzte sich allda hinein und fuhr
durch die goldene Straße, um das Wunderwerk
selbst in Augenschein zu nehmen. Ist nicht zu
leugnen, daß es sehenswürdig war, und bin fast
der Meinung, daß keiner meiner hochzuehren-
den Leser je wohl dergleichen mit Augen er-
blicket, wenn er sich nicht um die Zeit in Aro-
mata sollte auf geh alten haben.
Dem Kaiser, der sogar eine Porzellanma-
nufaktur eingerichtet, dem Seidenbau auf-
geholfen und den Kartoffelbau in seinem Lande
verbreitet, auch Not- und Hilfsbücher ver-
anstaltete, konnte dergleichen Fortschreitung
in den Wissenschaften keineswegs gleichgültig
sein. Hatte daher kaum gemerkt, daß das Gold
echt und brauchbar sei, so ließ er gleich einen
Herold mit einer großen Posaune die Straßen
hinunterreiten und ausrufen, daß derjenige
vortreffliche und große Mann, der dies Kunst-
stück bewerkstelligt, sogleich bei Hofe sich ein-
finden möge, inmaßen der Kaiser gesonnen sei,
ihn ziemlich in Ehren zu halten.
Unter dem Gedränge der Leute schlich mich
indessen wieder an die Häuser und verwan-
delte sie durch meine Wissenschaft in eine
gewöhnliche Gasse. Nun vermehrte sich das
Erstaunen und Lärmen noch um ein Großes;
einige junge Burschen, die sich damit beschäftigt
hatten, einiges Gold von den Ecksteinen ab-
zukratzen, sahen, daß ihr gehoffter Gewinst
nun wieder verschwunden und wurden der-
maßen ungehalten, daß sie sogar heftige Flüche
ausstießen.
W^as mich aber am meisten ergötzte, war
des Kaisers Majestät selbst. Stand der ehr-
würdige, große Mann da und hatte vor lauter
Erstaunen die Augen und das Maul, weit auf-
gesperrt. Mußte über dero Possierlichkeit laut
lachen und ließ mich geschwinde, um nicht
noch mehr Unschicklichkeit zu begehen, bei
io
Stadttor gekommen.
Verwandelte in der Eil eine Menge nichts-
würdiger Sachen in Gold, um mich in Sicher-
heit in einem Gasthofe niederlassen zu können,
^^ar der Wirt über meine Ankunft sehr ver-
gnügt, denn verzehrte gar nicht sparsam, so dal?
er seit langer Zeit keinen so guten Gast gesehen
hatte.
Erfuhr von ihm, dal? diese Stadt und dieses
Land Aromata genannt werde, und dal? es einen
Kaiser habe. Gefiel mir die Lage und die Art
der Lebensmittel ungemein; mit einem Wrorte<
wünschte, hier mit der Zeit einmal Kaiser zu
werden.
N ach dem einige W ochen ohne Beschäftigung
im Wirtshause still gelegen, um mich nun auf
die gehörige Weise zu erholen, so fing ich auch
wieder an, an die dem Menschen nötige Tä-
tigkeit zu denken. Ging daher spazieren und
betrachtete mir die Stral?en der Stadt.
Mul? sagen, dal? mir dieses Land von Tage
zu Tage besser gefiel. Straßen waren breit;
probierte die übrigen Gasthöfe, waren auch gar
nicht zu verachten; fand aber doch, daß mich
im besten einquartierte.
Nachdem die Landesart erkundet, wollte ich
auch einen Vorsatz ins ^Verk richten, nämlich :
nichts Geringeres, als in dieser Stadt großes
Aufsehen zu erregen. Verwandelte also die
ganze Straße, die nach dem kaiserlichen Palast
führte, in Gold.
Erst wußten die Leute gar nicht, was sich
zugetragen; dann verwunderten sie sich aber
desto mehr, als sie es gewahr wurden. Es ent-
stand ein großer Auflauf; Goldschmiede er-
probten das Gold und fanden es echt und vor-
trefflich. Ist nicht zu sagen, welch ein Lärmen
und Geschrei in der ganzen Stadt vorhanden
war.
Es konnte gar nicht fehlen, daß des Kaisers
Person nicht einiges davon zu Ohren gekommen
wäre. Er, der ein Liebhaber von Kuriositäten
war, ließ sogleich seine sechsspännige Kutsche
Vorfahren, setzte sich allda hinein und fuhr
durch die goldene Straße, um das Wunderwerk
selbst in Augenschein zu nehmen. Ist nicht zu
leugnen, daß es sehenswürdig war, und bin fast
der Meinung, daß keiner meiner hochzuehren-
den Leser je wohl dergleichen mit Augen er-
blicket, wenn er sich nicht um die Zeit in Aro-
mata sollte auf geh alten haben.
Dem Kaiser, der sogar eine Porzellanma-
nufaktur eingerichtet, dem Seidenbau auf-
geholfen und den Kartoffelbau in seinem Lande
verbreitet, auch Not- und Hilfsbücher ver-
anstaltete, konnte dergleichen Fortschreitung
in den Wissenschaften keineswegs gleichgültig
sein. Hatte daher kaum gemerkt, daß das Gold
echt und brauchbar sei, so ließ er gleich einen
Herold mit einer großen Posaune die Straßen
hinunterreiten und ausrufen, daß derjenige
vortreffliche und große Mann, der dies Kunst-
stück bewerkstelligt, sogleich bei Hofe sich ein-
finden möge, inmaßen der Kaiser gesonnen sei,
ihn ziemlich in Ehren zu halten.
Unter dem Gedränge der Leute schlich mich
indessen wieder an die Häuser und verwan-
delte sie durch meine Wissenschaft in eine
gewöhnliche Gasse. Nun vermehrte sich das
Erstaunen und Lärmen noch um ein Großes;
einige junge Burschen, die sich damit beschäftigt
hatten, einiges Gold von den Ecksteinen ab-
zukratzen, sahen, daß ihr gehoffter Gewinst
nun wieder verschwunden und wurden der-
maßen ungehalten, daß sie sogar heftige Flüche
ausstießen.
W^as mich aber am meisten ergötzte, war
des Kaisers Majestät selbst. Stand der ehr-
würdige, große Mann da und hatte vor lauter
Erstaunen die Augen und das Maul, weit auf-
gesperrt. Mußte über dero Possierlichkeit laut
lachen und ließ mich geschwinde, um nicht
noch mehr Unschicklichkeit zu begehen, bei
io