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Hofe anmelden, als derselbe Künstler, der die
bekannten Wunderwerke veranstaltet habe.

Es konnte nicht fehlen, dal? der Kaiser so-
gleich gelaufen kam, um mich in genauen Augen-
schein zu nehmen. Die Audienz ging vor sich
und lief sehr gnädig ab. Sagte unverhohlen,
dal? ich dergleichen Kunststück zu machen
fähig, worüber der Kaiser eine große Freude
empfand und sagte: ich würde ihn verbinden,
wenn ich mich an seinem Hofe aufzuhalten
geruhte. Sagte es ihm auf einige Zeit zu.

Bat mich Ihre Majestät, ihm doch, in Gegen-
wart des hohen Ministeriums, einige exquisite
Kunststücke vorzumachen, weil er grade ein
grol?es Traktament zu geben gesonnen. Sagte
demselben meine Dienste zu, und dal? er nach
seinem Belieben mit meinem geringen Talente
schalten und walten könne.

Ihm aber selber eine Ergötzung zu machen,
verwandelte ich sogleich seine Frau Gemahlin in
pures Dukatengold, worüber er vor Verwun-
derung mit den Händen zusammenschlug. Bat
mich aber, sie wieder rückwärts in seine Frau
zu verwandeln. Geschah von meiner Seite.

Nun wurde mit der Kaiserin eine sehr in-
teressante psychologische Untersuchung an-
gestellt, was und wie sie als Gold empfunden,
gedacht und sich vorgestellt habe. W^ren alle
Anwesende von Herzen neugierig; sie sagte
aber, dal? sie durchaus gar keine Empfindung
gehabt habe. War immer merkwürdig genug.

Mir, für meine Person, schien sie als Gold
viel reizender, als in ihrem wahren und na-
türlichen Zustande.

Die Minister waren jetzt versammelt, und
der Kaiser bat mich, in ihrer Gegenwart etwas
vorzunehmen. Die Tafel war aufgetragen, alle
Speisen standen in Bereitschaft, und schon war
das hohe Ministerium im Schnappen begriffen,
als ich alles samt und sonders in Gold ver-
wandelte.

1 I

Wollte, ich könnte das Erstaunen beschreiben,
das sie alle ergriff: es war in der Tat zu ver-
wundern.

Um die Kränkung aber aufzuheben, stellte
ich nach einiger Zeit die wirklichen Speisen
wieder her.

Noch als wir bei Tische sal?en, erhielt der
Kaiser einen Brief, durch den er erfuhr, dal?
einer von den anwesenden Ministern ein Hoch-
verräter sei. Er gestand auch seine Missetat
und bat um Pardon.

Der Kaiser sprach ihm das Todesurteil, dal?
er sogleich sollte hingerichtet werden. Ich aber
schlug mich ins Mittel und bat für ihn um
Gnade, verwandelte ihn sogleich in Gold, und
riet dem Kaiser, ihn nun zur Strafe in die
Münze zu schicken, um zur Warnung für andre
Hochverräter Dukaten aus ihm prägen zu lassen.
Geschähe; ein Bedienter, der sich hierüber mo-
kieren wollte, wurde in der Eile noch mit
verwandelt.

Der Kaiser hatte ein unbeschreiblichesV^ohl-
gefallen an mir. Er hatte vor, eine grol?e Jagd
anzustellen und invitierte mich, gleichermaßen
teil daran zu nehmen. Versicherte ihn, sei von
jeher ein großer Verehrer der Jagd gewesen.

Schoß wieder nichts, weil, wie gesagt, nicht
zu treffen verstand. Verwandelte aber Löwen
und allerhand Tiere in Gold und ließ sie
dann wieder lebendig werden und davonlaufen.
Der Kaiser hatte dergleichen Freude noch Zeit
seines Lebens nicht empfunden.

Versicherte mich auch derselbige Kaiser
seiner immerwährenden Protektion, und daß
ich beständig an seinem Hofe verbleiben sollte,
womit ich außerordentlich zufrieden war; denn
ich hatte mein sehr schönes Essen und ging mir
auch in keinem andern Dinge etwas ab.

V/ar nicht lange am Hofe gewesen, so ent-
stand ein ziemlich ansehnlicher Krieg ; denn die
 
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