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benachbarten Völker griffen das Reich an, zer-
störten die Dörfer und Festungen; in Summa,
richteten großen Schaden an.

War mein Kaiser um diese Zeit ganz und
gar verblüfft.

Er stellte eine Rats Versammlung an, die aus
den erfahrensten Männern bestand; darunter
ich auch gehörte. Es kam dazu, daß alle zum
Frieden rieten, weil sie alle nicht Mut genug
hatten; ich war der einzige, der zum Kriege
anriet, auch zugleich die Anführung der Armee
versprach, mit dem Erbieten, die Feinde gewiß-
lich totaliter zu schlagen.

Man wollte mir erst nicht trauen, setzte aber
durch mein Bitten durch, daß ich zum Feld-
marschall ernannt wurde. Merkte, daß die
Soldaten mutig waren und rückte gleich in
das feindliche Gebiet ein.

Kam bald zum Treffen, worin unverhoffter-
weise und zu meiner größten Freude die Feinde
wirklich besiegte, wie ich es bis dahin nur ver-
sprochen hatte. Nicht faul, zogen wir in das
feindliche Land, eroberten die Festungen und
Städte, legten Garnison hinein und kehrten
dann, mit Ehre und Ruhm gekrönt, nach Aro-
mata zurück.

Die Einwohner liefen uns mit einem fürch-
terlichen Vivat entgegen. Der Kaiser umarmte
mich, man konnte sich nicht satt an mir sehen.
Hatte noch niemals dergleichen Ehre genossen.

Es war die Zeit gekommen, daß ich in meinem
Leben die Liebe zum zweitenmal empfand. Die
reizende Tochter des Kaisers hatte nämlich
mein Herz gefesselt. Wurde deshalb melan-
cholisch, hing das Maul und ließ auch den
Kaiser je zuweilen grob an. Er dachte wohl,
daß mir was fehlen müsse. Fragte mich oft um
die Ursache, blieb aber immer die Antwort
schuldig, weil ich mich vor ihm fürchtete.

Endlich faßte mir doch ein Herz und gestand
ihm meine Liebe, unter Tränen der Entzückung

und Zähneknirschen. Sah der Kaiser dadurch
wohl, daß mit mir nicht zu spassen sei und
versprach mir seine Tochter, wenn ich ihm
meine wunderbare Perle überlieferte.

Ich mußte in diesen säuern Apfel beißen,
wenn mir die Perle auch noch so lieb war.
wollte ich anders die schöne Prinzessin zur
Gemahlin bekommen. An demselben Tage, da
ich die Perle ablieferte, ward mir die Braut
überantwortet und ein so kostbares Hochzeits-
fest veranstaltet, daß meine gegenwärtigen Un-
tertanen immer noch davon zu erzählen wissen.

Mein Schwiegervater schenkte mir auch
einige ausgesuchte Herzogtümer, von denen ich
bequem meinen Lebensunterhalt ziehen konnte.
War im Privatstande ziemlich vergnügt

Wurde mein glorreicher Schwiegervater
krank, und machte mir nun schon starke Rech-
nung auf die Krone von Aromata, weil ich der
nächste Erbe wa*:, Legte mich daher im voraus
auf die Regierungskunst und studierte meine
Untertanen. Kamen mir jetzt die Vorkennt-
nisse herrlich zu statten, daß ich schon ehemals
die Wirtshäuser ausprobiert hatte.

Der Kaiser starb, und ich ward wirklich an
seiner Stelle Kaiser. "Wußte nicht, wie mir
geschah, als ich mich zum erstenmal „Von
Gottes Gnaden“ unterschrieb; hatte seitdem
mein sicheres Brot und dazu Liebe und An-
betung meiner Untertanen. Bin jetzt alt und
grau und immer noch glücklich, schreibe aus
Zeitvertreib und weil ich nicht weiß, was ich
tun soll, diese meine wahrhafte Geschichte, um
der Welt zu zeigen, daß man gewiß und wahr-
haftig das am Ende durchsetzt, was man sich
ernsthaft vorgesetzt hat. Habe Gott Lob! noch
guten Appetit und hoffe, ihn bis an mein seliges
Ende zu behalten. Die idealischen Träume
meiner Kinderjahre sind an mir in Erfüllung
gegangen: das erleben nur wenige Menschen.

Und hier schließe ich meine Geschichte.


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