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dal? ich für nichts eine besondere Vorliebe
haben kann. Leider — das heil?t... ich meine,
ich bin ja schließlich auch die Vorliebe, nun,
das ist verwickelt —; jeder Mensch mul? wirk-
lich einsehen, wie schwer ich es habe, lassen
wir das.

Vielleicht habe ich mich vorhin nicht ganz
genau ausgedrückt. Ich bitte, das zu entschuldi-
gen. Man verwickelt sich so leicht in Wider-
sprüche, wenn man der liebe Gott ist. Un-
sinn! — Es kommt selbstverständlich sonst
niemals bei mir vor, kann ja gar nicht, nur in
diesem einen Falle. Es geschah durch die Ver-
menschlichung, das hat mich irregeführt. Die
Sache liegt so: Ich habe natürlich, ich sehe das
jetzt ein, überhaupt keine Gestalt, da ich ja
„alles“ bin. Ich kann nur jede beliebige Ge-
stalt annehmen, und wenn ich schreibe, wie
jetzt, bin ich ... Es ist in der Tat äußerst
sonderbar. Ich liege zum Beispiel hier im
Bett, und doch ist das nur Schein, sozusagen
es „scheint“ — man versteht mich, das ist
Blendwerk, sonst nichts, ich kann mich da
nicht näher ausdrücken, es sind gewisse Ein-
flüsse im Spiele, ich sage nur das eine: Blend-
werk der Hölle! Hm — während ich hier
schreibe, könnte ich natürlich ebensogut
„Welten stürzen“, das war früher eine Lieb-
lingsbeschäftigung von mir, hm — nun ja, viel-
leicht mißversteht man mich, ich tue es ja auch,
ich tue eben — „alles“! Man muß das, glaube
ich, so auffassen: Es ist Zufall, sonst nichts,
reiner Zufall. — — —

Es ist schade, daß ich das Ganze nicht so
erklären kann, wie es vielleicht wünschens-

wert wäre. Doch, was heißt wünschenswert?
Ich bitte nicht zu vergessen, daß für mich über-
haupt nichts wünschenswert ist, nichts so sein
kann, weil... Das liegt doch auf der Hand. —

Ich kann es nicht erklären, weil die Men-
schen zu dumm sind. Ganz einfach: Zu dumm!
Ich sehe, daß sie mich nicht verstehen werden.
Ich muß das ja auch wissen. Darum schweige
ich nun lieber. Ich habe auch schon genügend
schlechte Erfahrungen gemacht; man hat mich
nie verstanden!

Diese Menschen! Ein wahrer Segen, daß
ich nicht auf sie angewiesen bin. Das könnte
nett werden! Ich betone auch ausdrücklich,
daß ich hier nur zu meinem eigenen Vergnügen
geschrieben habe. Warum sollte ich nicht? —
Ist mir auch ganz einerlei, ob man mich ver-
steht! — Aber nun will ich nicht mehr. Nun
kehre ich in mich zurück! Ich habe sozusagen
nur eine Probe machen wollen, aber ich bin
enttäuscht, obzwar — hm? Die Menschen sind
es nicht wert! Und doch, das kann nur ich
tun; denn so ist es ja, liebe ich die Menschen.
Das ist Größe!

Trotzdem — ja, ich sage noch diesen Satz,
und dann höre ich auf: Es ist traurig für mich,
daß ich mich der Menschheit nicht verständ-
lich machen kann. Ich könnte zwar Maßregeln
ergreifen, aber dann wäre es wertlos. — Ja,
das ist traurig, selbst für den lieben Gott! Das
heißt natürlich ... — Ich glaube, die Menschen
sind schlecht!

Paul Humpilctz

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