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Sie schüttelte den Kopf. „Nicht er ist es,
der sterben mul?, Vater. Er trägt meiner Mutter
Ring.“

Stöhnend barg der Pharao die Stirn in Hän-
den; Schmerz verzerrte sein Gesicht. Doch
wieder streifte ihn der Prinzessin Hand, und
ihre Stimme, die so unbegreiflich voll Güte
war, hat: „Darf ich reden?“ Er nickte nur.
Und sie sprach:

„Sieh, er ist der, vor dem mein Herz er-
schrak. Als ich ihn sah, wie er an der schwarzen
Türe stand: groß, still, unbewegt und schauend;
und wie er seine Hand hob und den Tod ab-

wog gegen die Andacht dieser Minute und den
Tod leicht fand: da erschrak ich zum ersten
Male. — Und wieder erschrak ich, als er am
zweiten Tage kam: Sterben gering achtend,
Güte in seinem ernsten Gesicht, Ehrfurcht und
ein so großes Hingegebensein: o Sehnsucht.. .
Sehnsucht! Da schon begriff ich, daß erleben
müsse. Da wurde meine Seele gewandelt,
Vater, sieh, so ...“ Und sie formte die Hände,
daß sie auf dem elfenbeinernen Stiel schlanker
Arme den Kelch einer Blüte bildeten, weit er-
schlossen.

„Und dann?“ fragte der Pharao.

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