Tony Johannot (Paria 1847)
blem läßt mir keine Rübe, und mein Lebens-
wünsch ist es, bier einen deutlichen Erfolg
verzeichnen zu können.
In den Stunden, in denen ich mir Ruhe
gönnte, war die Musik meine beste Helferin.
Wenn ich am Flügel saß und die göttlichen
Klänge Beethovenscher Musik durch mein
Zimmer zogen, dann wurde mir leicht und froh
zu Sinn, wie in längst vergangenen Tagen.
Fast noch lieber aber setzte ich mich hin und
improvisierte. Dann ließ ich fast willenlos
meine Finger über die Tasten gleiten. Melodien
kamen und gingen. Ich war mir ihrer nie vor-
her bewußt. Nur die Stimmung, die mich be-
herrschte, oder einen Gedanken versuchte ich
in Tönen wieder zu geben.
So stellte ich mir ein wogendes Feld mit
Schnittern vor, oder die ins Meer versinkende
Sonne oder einen hohen Dom mit andächtig
betender Menge, und all dies klang dann hell
und hehr in den Melodien wieder, die meine
Hände fast willenlos spielten.
Je öfter ich spielte — und ich tue dies, wie
Du ja auch weißt, nun wohl schon zehn Jahre
lang —, je willenloser wurde ich dabei.
Oft war ich so in mein Spiel versunken, daß
ich mehr träumend als wachend dasaß, und
wenn ich ohne mein Wollen geendet, dann fuhr
ich wohl auf und lauschte den letzten Tönen
nach.
Immer aber fühlte ich mich viel ruhiger und
geistig frischer als vorher.
Mit neuen Kräften ging ich nach solchem
Spiel an die Arbeit.
Bis ich neulich jene schreckliche Entdeckung
machte, von der ich nun berichten will.
Ich war am Sonnabend vor vier Wochen
zum Abendbrot bei Geheimrat Scheel einge-
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