„Ich sehe wohl,“ sagte er mit Verachtung, „da^
das mich allein angeht.“ Und ehe sein Gefolge
ihn hätte hindern können, hatte er die schwere
Eichentür geöffnet und war in den großen Saal
getreten mit den Worten: „Mit Gottes Hilfe!“
Seine drei Begleiter, getrieben von der Neu-
gierde, die stärker war als die Furcht, und
vielleicht ein wenig verschämt, ihren König
allein zu lassen, traten mit ihm ein.
Der große Saal war durch eine Unzahl
Fackeln erhellt. Schwarze Behänge fielen statt
der alten Gobelins von der Decke herab. Entlang
den Wänden standen wie sonst die deutschen,
dänischen und moskowitischen Fahnen, Tro-
phäen von Gustav-Adolf-Soldaten. In der
Mitte die schwedischen Banner waren umflort.
Eine ungeheure Versammlung in den Bänken.
Die vier Stände des Staates. Ein jeder hatte
seine Sitze eingenommen. Alle waren sie
schwarz gekleidet, und diese Vielzahl mensch-
licher Gesichter, hell angestrahlt auf dunklem
Grund, blendete derart die Augen, daß keiner
der vier Zeugen nur ein bekanntes Gesicht in
dieser Menge erkennen konnte.
Auf dem erhöhten Thronsessel sahen sie
einen blutigen Leichnam, bekleidet mit den
Insignien der königlichen Würde. Zu seiner
Rechten stand ein Kind mit der Krone auf dem
Haupt und in der Hand das Zepter, zu seiner
Linken stützte sich ein alter Mann, oder viel-
mehr ein anderes Gespenst, auf den Thron.
Es war mit einem Staatsmantel bekleidet, wie
ihn die alten Reichsverweser von Schweden
trugen, ehe ^Vasa dort das Königtum gründete.
Dem Throne gegenüber saßen mehrere Männer
in ernster und strenger Haltung, angetan mit
langen schwarzen Gewändern an einem Tisch
vor großen Folianten und Pergamenten. Es
schienen Richter zu sein. Zwischen dem Thron
und den Bänken der Versammlung stand ein
Block von schwarzem Flor umhüllt, und auf
ihm ruhte ein Beil.
Niemand in dieser geisterhaften Versamm-
lung schien die Anwesenheit Karls und seiner
Begleiter zu bemerken. Bei ihrem Eintritt
hörten sie zunächst nur ein wirres Durch-
einander von Stimmen. Bald aber erhob sich
der älteste der Richter in schwarzem Talare,
der den Vorsitz zu führen schien, und schlug
dreimal mit der flachen Hand auf den offenen
Folianten vor sich. Sofort trat tiefe Stille ein.
Einige junge Männer betraten den Saal. Ihre
Züge waren edel und reich ihre Kleidung, und
die Hände trugen sie gefesselt auf dem Rücken.
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das mich allein angeht.“ Und ehe sein Gefolge
ihn hätte hindern können, hatte er die schwere
Eichentür geöffnet und war in den großen Saal
getreten mit den Worten: „Mit Gottes Hilfe!“
Seine drei Begleiter, getrieben von der Neu-
gierde, die stärker war als die Furcht, und
vielleicht ein wenig verschämt, ihren König
allein zu lassen, traten mit ihm ein.
Der große Saal war durch eine Unzahl
Fackeln erhellt. Schwarze Behänge fielen statt
der alten Gobelins von der Decke herab. Entlang
den Wänden standen wie sonst die deutschen,
dänischen und moskowitischen Fahnen, Tro-
phäen von Gustav-Adolf-Soldaten. In der
Mitte die schwedischen Banner waren umflort.
Eine ungeheure Versammlung in den Bänken.
Die vier Stände des Staates. Ein jeder hatte
seine Sitze eingenommen. Alle waren sie
schwarz gekleidet, und diese Vielzahl mensch-
licher Gesichter, hell angestrahlt auf dunklem
Grund, blendete derart die Augen, daß keiner
der vier Zeugen nur ein bekanntes Gesicht in
dieser Menge erkennen konnte.
Auf dem erhöhten Thronsessel sahen sie
einen blutigen Leichnam, bekleidet mit den
Insignien der königlichen Würde. Zu seiner
Rechten stand ein Kind mit der Krone auf dem
Haupt und in der Hand das Zepter, zu seiner
Linken stützte sich ein alter Mann, oder viel-
mehr ein anderes Gespenst, auf den Thron.
Es war mit einem Staatsmantel bekleidet, wie
ihn die alten Reichsverweser von Schweden
trugen, ehe ^Vasa dort das Königtum gründete.
Dem Throne gegenüber saßen mehrere Männer
in ernster und strenger Haltung, angetan mit
langen schwarzen Gewändern an einem Tisch
vor großen Folianten und Pergamenten. Es
schienen Richter zu sein. Zwischen dem Thron
und den Bänken der Versammlung stand ein
Block von schwarzem Flor umhüllt, und auf
ihm ruhte ein Beil.
Niemand in dieser geisterhaften Versamm-
lung schien die Anwesenheit Karls und seiner
Begleiter zu bemerken. Bei ihrem Eintritt
hörten sie zunächst nur ein wirres Durch-
einander von Stimmen. Bald aber erhob sich
der älteste der Richter in schwarzem Talare,
der den Vorsitz zu führen schien, und schlug
dreimal mit der flachen Hand auf den offenen
Folianten vor sich. Sofort trat tiefe Stille ein.
Einige junge Männer betraten den Saal. Ihre
Züge waren edel und reich ihre Kleidung, und
die Hände trugen sie gefesselt auf dem Rücken.
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