versprach. „Wißt Ihr aber,“ fragte es, „was
dort zu tun ist? Ihr müßt am nächsten Freitag
gehen, müßt bewaffnet und mit einem Stock
versehen sein, damit Ihr Euch, so Euch einer
fragt, wohl wehren könnt.“
„Darüber, mein Schätzchen, seid ohne Sorge,
denn ich werde gewappnet und mit einem guten
Stock versehen sein“, sprach der Geselle.
„Recht so“, das Jüngferlein. „Ihr müßt aber
zwischen neun und zehn des Abends gehen,
nicht früher und nicht später, denn sonst wäre
alles umsonst, und bis Mitternacht bleiben.
Dannkommtlhr zu mir schlafen, und ich werde
Euch zu Willen sein.“
„Ach, mein Liebchen,“ sagte der Kumpan,
„ich wollte lieber eines
bittern Todes sterben
als nicht alles so zu
tun, wie Ihr es sagt.“
Sagte Lebewohl
und ging.
Kam der dritte der
Gesellen, bat um Lieb',
wie er es immer tat.
Dem sagte drauf das
Mägdelein nichts an-
deres als den beiden
und machte zur Be-
dingung, dal? er am
nächsten Freitag auf
den Kirchhof gehe.
„Wißt Ihr,“ sprach
es, ,was Ihr dort zu
tun habt? Ihrmüf?tals
Teufel gehen, damit
ein Geist, der Euch er-
scheinen will, so recht vor Euch erschrickt.
Geht zwischen zehn und elf des Abends und
bleibet blol? bis Mitternacht. Geht nicht früher
oder später, sonst ist alles umsonst.“
„Sorgt Euch nicht,“ sprach der Geselle, „ich
wül?te nicht, woran es fehlen sollte.“
Nahm Urlaub und ging. — — —
Nunmül?tihr aber wissen, dal? es in diesem
Lande Steinhlöcke gibt, die die Gestalt von
Gruftplatten haben, und die man auf die Gräber
legt. Auch auf dem Grabe der Toten, von der
wir erzählten,lag solch ein Block. Den hoben
vier Steine ein wenig in die Höhe, so dal? ein
Mann sich unter ihm verstecken konnte. Alle
drei Gesellen wußten wohl um diesen Stein.
So schlug die Stunde zwischen acht und neun,
und es kam der Mann im Hemd und einem
weißen Linnen, obgleich es tief im Winter war
und es ihn bitter fror. Das war auch der, der
von der Kälte am meisten leiden mußte, wie
ihr gleich sehen werdet. Denn der verliebte
Schelm setzte sich auf den Grabstein und saß
dort lange Zeit, um die zwölfte Stunde zu er-
warten.
Da es neune schlug, kam der zweite, ge-
wappnet und gepanzert, als wäre er St. Jörg.
Nun hört man nächtens, wie ihr wißt, besser
als am Tage. So kam es, daß der, der den Geist
zu spielen hatte, den andern schon von weitem
kommen hörte. Als der in den Friedhof trat,
überkam ihn ein son-
derbares Gruseln, das
in der Tat nicht ohne
Ursache war, denn er
näherte sich immer
mehr demGrabe,drauf
ein Schemen saß, das
sich freilich, als es den
andern kommen hörte,
behende unter den
Stein verkroch, so daß
der, der den "’Wächter
spielte, auf demselben
Stein zu sitzen kam,
unter dem der andre
bebte. Nun saßer lange
auf dem Stein, stand
schließlich auf und
ging lustwandeln, um
nicht so arg zu frieren.
Dem unterm Stein
war’s nicht wohl zumute, und allzu warm war s
ihm im bloßen Hemde nicht.
Nun war’s zehn, und da kam der Teufel, an-
getan mit einem gehörnten Kopfe, schreckhaft
und zum Fürchten anzusehen. Hatte ein höl-
lisches Gewand, spie Feuer und Flammen aus
Mund und Nase und rasselte erschrecklich mit
einer großen Kette. Kurz, er sah fürchterlich
und greulich aus, denn er hatte kein Geld ge-
spart, sich also zu vermummen. Nur damit er
mit dem Mägdlein schlafen könne.
So marschierte er im Friedhof ein. Als ihn
der Wächter kommen sah, fing er an vor Furcht
zu zittern, und das nicht ohne Grund, denn der
*6
dort zu tun ist? Ihr müßt am nächsten Freitag
gehen, müßt bewaffnet und mit einem Stock
versehen sein, damit Ihr Euch, so Euch einer
fragt, wohl wehren könnt.“
„Darüber, mein Schätzchen, seid ohne Sorge,
denn ich werde gewappnet und mit einem guten
Stock versehen sein“, sprach der Geselle.
„Recht so“, das Jüngferlein. „Ihr müßt aber
zwischen neun und zehn des Abends gehen,
nicht früher und nicht später, denn sonst wäre
alles umsonst, und bis Mitternacht bleiben.
Dannkommtlhr zu mir schlafen, und ich werde
Euch zu Willen sein.“
„Ach, mein Liebchen,“ sagte der Kumpan,
„ich wollte lieber eines
bittern Todes sterben
als nicht alles so zu
tun, wie Ihr es sagt.“
Sagte Lebewohl
und ging.
Kam der dritte der
Gesellen, bat um Lieb',
wie er es immer tat.
Dem sagte drauf das
Mägdelein nichts an-
deres als den beiden
und machte zur Be-
dingung, dal? er am
nächsten Freitag auf
den Kirchhof gehe.
„Wißt Ihr,“ sprach
es, ,was Ihr dort zu
tun habt? Ihrmüf?tals
Teufel gehen, damit
ein Geist, der Euch er-
scheinen will, so recht vor Euch erschrickt.
Geht zwischen zehn und elf des Abends und
bleibet blol? bis Mitternacht. Geht nicht früher
oder später, sonst ist alles umsonst.“
„Sorgt Euch nicht,“ sprach der Geselle, „ich
wül?te nicht, woran es fehlen sollte.“
Nahm Urlaub und ging. — — —
Nunmül?tihr aber wissen, dal? es in diesem
Lande Steinhlöcke gibt, die die Gestalt von
Gruftplatten haben, und die man auf die Gräber
legt. Auch auf dem Grabe der Toten, von der
wir erzählten,lag solch ein Block. Den hoben
vier Steine ein wenig in die Höhe, so dal? ein
Mann sich unter ihm verstecken konnte. Alle
drei Gesellen wußten wohl um diesen Stein.
So schlug die Stunde zwischen acht und neun,
und es kam der Mann im Hemd und einem
weißen Linnen, obgleich es tief im Winter war
und es ihn bitter fror. Das war auch der, der
von der Kälte am meisten leiden mußte, wie
ihr gleich sehen werdet. Denn der verliebte
Schelm setzte sich auf den Grabstein und saß
dort lange Zeit, um die zwölfte Stunde zu er-
warten.
Da es neune schlug, kam der zweite, ge-
wappnet und gepanzert, als wäre er St. Jörg.
Nun hört man nächtens, wie ihr wißt, besser
als am Tage. So kam es, daß der, der den Geist
zu spielen hatte, den andern schon von weitem
kommen hörte. Als der in den Friedhof trat,
überkam ihn ein son-
derbares Gruseln, das
in der Tat nicht ohne
Ursache war, denn er
näherte sich immer
mehr demGrabe,drauf
ein Schemen saß, das
sich freilich, als es den
andern kommen hörte,
behende unter den
Stein verkroch, so daß
der, der den "’Wächter
spielte, auf demselben
Stein zu sitzen kam,
unter dem der andre
bebte. Nun saßer lange
auf dem Stein, stand
schließlich auf und
ging lustwandeln, um
nicht so arg zu frieren.
Dem unterm Stein
war’s nicht wohl zumute, und allzu warm war s
ihm im bloßen Hemde nicht.
Nun war’s zehn, und da kam der Teufel, an-
getan mit einem gehörnten Kopfe, schreckhaft
und zum Fürchten anzusehen. Hatte ein höl-
lisches Gewand, spie Feuer und Flammen aus
Mund und Nase und rasselte erschrecklich mit
einer großen Kette. Kurz, er sah fürchterlich
und greulich aus, denn er hatte kein Geld ge-
spart, sich also zu vermummen. Nur damit er
mit dem Mägdlein schlafen könne.
So marschierte er im Friedhof ein. Als ihn
der Wächter kommen sah, fing er an vor Furcht
zu zittern, und das nicht ohne Grund, denn der
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