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Teufel stelzte gerade auf den Grabstein los,
von dem er selbst behutsam sieb entfernte.

Der Geist, der unter dem Grabstein sal?,
batte den Teufel noch nicht entdeckt, aber be-
merkt, dal? der vermeintliche Wächter sich
langsam vom Grab entferne. Da steckte er den
Kopf hervor und sah den waffenstarrenden
Wächter auf der einen, den leibhaftigen Teufel
auf der andern Seite. Da erblickte aber auch
der Teufel den Wächter, der sich vor Schrecken
nicht vom Flecke rührte, und bekam es mit der

Angst. Als sich beide so angewurzelt gegen-
überstanden, fuhr der Geist aus seinem Loch
hervor und begann wie närrisch draufloszu-
rennen, als wäre die Hölle hinterdrein. Da
der Wächter und der Teufel ihn so laufen
sahen, vermeinten sie, er wäre das Gespenst
der alten Dame und stoben auf Nimmerwieder-
sehen davon. Und hüteten sich wohl, einander
zu begegnen.

So waren es drei Gesellen, die ein Jüngferlem
um ihre Liebe brachte.

DAS TREIBHAUS

WUNDERLICHES UND ABSONDERLICHES

Eine der lustigsten Tier-Metamorphosen
aus neuerer Zeit ist folgende, welche in der
deutschen Übersetzung des Remigius Th.,II., S.
95 f., vorkommt. Im Schwedischen (dreißig-
jährigen) Krieg nahm eines Bürgers Sohn aus
dem Städtlein Bruck, das liegt zwo Meilen von
Görlitz in Sachsen, Kriegsdienste bei den
Schweden, welcherV ölker damalen inDeutsch-
land lagen etc.

Wir können der Umständlichkeit der ganzen
Erzählung nicht folgen und heben blol? die
wesentlichen Züge davon aus. Also — dieser
schwedische Reuter verlobt sich im Jahr 1645
mit einer Bürgerstochter in einer Schlesischen
Stadt. Der Falsche wird dem Mädchen untreu..
Die Mutter, eine Hexe, entdeckt der Tochter,
dal? sie sie rächen und den Reuter in einen —
Esel verwandeln wolle. Das betrübte Mädchen
sagt es dem Ungetreuen und warnt ihn. Er
lacht sie aus. Nun beginnt der Feldzug, und er
mul? mit dem Regiment die Stadt verlassen.
Sie sind kaum ein Paar Stunden auf dem

Marsch, so geht die Verwandlung vor sich.
Seine Cameraden sehn’s, staunen, bemächtigen
sich des Pferds und verkaufen den Esel für
ein Paar Groschen an einen Sächsischen Müller
Der Esel behält in der Verwandlung sein
schalkhaftes Naturell bei, wirft die Säcke ab
und übt allerhand Muthwillen aus, so dal? ihn
Niemand behalten kann und er von Hand zu
Hand geht. Zuletzt wird er gar wieder in die
Stadt verkauft, wo seine Geliebte wohnt. In-
dem er hier einmal mit einem Sack auf dem
Buckel vor deren Hausthüre vorübergeht, er-
blickt ihn das Mädchen und ruft in einer An-
wandlung von alter Liebe aus: Ach! Mutter,
Mutter, unser Eselchen!!! Sollt' es denn nicht
wieder ein Mensch werden können? Warum
nicht, sagt die Alte, wenn die Lilien blühn und
er fril?t davon. Dies läl?t sich der Esel gesagt
seyn und trappt weiter. Nah bei des Mädchens
Haus hat ein Apotheker gerade zufälligerweise
einen Topf mit Lilien stehn. Ein paar Monate
später, als sie blühn, kommt der Esel wieder

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