und bald batte er den Weg verloren und be-
fand sich auf einer Waldlichtung, wo kein Weg
zu sehen war. Der Mond kam aus denV/olken,
und da sah Iwan auf einem Schneehügel unter
einer schwarzen Tanne jemanden sitzen, der
ein Feuer anmachte. Und wie er nähertrat,
da war es der Schnitter Tod.
Der lachte laut und höhnisch auf und sprach:
„Bist du endlich doch gekommen. Ich wollte
mich schon nach dir und deiner schönen, jungen
Frau aufmachen, aber du nimmst mir ja die
Hälfte ab. Dich nehme ich gleich und später
hole ich mir deine
junge Frau.“
Und Iwan erschrak
fürchterlich, und eis-
kalt lief es ihm den
Rücken herunter. Und
er sann nach, wie er
wohl den Schnitter
Tod überlisten könnte.
Und der Schnitter
Tod sprach:
„Du hast mich da-
mals mit Kuchen ge-
speist und mit Wein
getränkt; Wein und
Kuchen kann ich dir
nicht bieten. Aber an
mein Feuer darfst du
dich setzen.“
Und Iwan setzte
sich an das Feuer. Da
sprach der Schnitter
Tod:
„Du gehörst ja nun
mir, und ich könnte
dich gleich niedermähen. Aber ich langweile
mich. Wollen wir spielen?“
„Wie sollen wir denn spielen,“ sagte Iwan,
„wir haben keine Karten und keine Würfel.“
„Ich weil?, wo ein alter Pferdezahn liegt,“
sagte der Schnitter Tod, „den werde ich holen.“
Und er ging an einen Baum, scharrte den
Schnee beiseite, hob eine trockene Wurzel auf
und fand einen alten Pferdezahn in der Erde.
Den brachte er und sagte:
„Diesen Zahn werde ich in die Luft wer-
fen, und wer ihn mit dem Mund auffängt,
der hat gewonnen und der andere verloren.“
„Gut,“ sagte Iwan, „aber worum soll das
Spiel gehen ?“
Der Tod begann darüber nachzudenken,
und Iwan ergriff die Gelegenheit beim Schopfe
und sagte:
„Wir wollen um das Leben spielen. Wenn
ich gewinne, dann läi?t du mir mein Leben;
wenn du gewinnst, dann nimmst du es.“
Aber der Schnitter Tod lachte laut auf:
„Ach, du Dummkopf! Dein Leben gehört
mir doch schon. Nein, so wollen wir spielen:
gewinnst du, so gehört dir dein Leben; ge-
winne ich, so bekomme
ich noch das Leben
deiner Frau.“
Iwan wollte Ein-
spruch erheben, aber
der Spielteufel hatte
ihn gepackt, und er
konnte nicht mehr zu-
rück. So war er denn
einverstanden und der
Schnitter Tod warf
den Pferdezahn in die
Luft, so hoch, dal? man
ihn nicht mehr sehen
konnte. Aber Iwan
hatte gute Augen und
sah ihn herunterkom-
men. Und er sperrte
den Mund auf und
\ft wollte aufstehen, um
den Zahn eher zu er-
haschen. Aber der
Schnitter Tod war
flinker gewesen, und
als Iwan auf die Fül?e
gekommen war, hielt er ihm schon den Pferde-
zahn zwischen seinen eigenen, gelben Zähnen
entgegen und höhnte:
„So, jetzt gehört ihr mir beide, du und deine
schöne, junge Frau.“
Und wieder lief es Iwan eiskalt über den
Rücken. Da kam ihm plötzlich ein guter Ge-
danke, und er sprach:
„Liebwerter Schnitter Tod! Es wird uns
recht langweilig werden. Wir wollen noch
ein Spiel spielen. Gewinnst du, so gehören dir
noch meines Vaters und meiner Mutter Leben;
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fand sich auf einer Waldlichtung, wo kein Weg
zu sehen war. Der Mond kam aus denV/olken,
und da sah Iwan auf einem Schneehügel unter
einer schwarzen Tanne jemanden sitzen, der
ein Feuer anmachte. Und wie er nähertrat,
da war es der Schnitter Tod.
Der lachte laut und höhnisch auf und sprach:
„Bist du endlich doch gekommen. Ich wollte
mich schon nach dir und deiner schönen, jungen
Frau aufmachen, aber du nimmst mir ja die
Hälfte ab. Dich nehme ich gleich und später
hole ich mir deine
junge Frau.“
Und Iwan erschrak
fürchterlich, und eis-
kalt lief es ihm den
Rücken herunter. Und
er sann nach, wie er
wohl den Schnitter
Tod überlisten könnte.
Und der Schnitter
Tod sprach:
„Du hast mich da-
mals mit Kuchen ge-
speist und mit Wein
getränkt; Wein und
Kuchen kann ich dir
nicht bieten. Aber an
mein Feuer darfst du
dich setzen.“
Und Iwan setzte
sich an das Feuer. Da
sprach der Schnitter
Tod:
„Du gehörst ja nun
mir, und ich könnte
dich gleich niedermähen. Aber ich langweile
mich. Wollen wir spielen?“
„Wie sollen wir denn spielen,“ sagte Iwan,
„wir haben keine Karten und keine Würfel.“
„Ich weil?, wo ein alter Pferdezahn liegt,“
sagte der Schnitter Tod, „den werde ich holen.“
Und er ging an einen Baum, scharrte den
Schnee beiseite, hob eine trockene Wurzel auf
und fand einen alten Pferdezahn in der Erde.
Den brachte er und sagte:
„Diesen Zahn werde ich in die Luft wer-
fen, und wer ihn mit dem Mund auffängt,
der hat gewonnen und der andere verloren.“
„Gut,“ sagte Iwan, „aber worum soll das
Spiel gehen ?“
Der Tod begann darüber nachzudenken,
und Iwan ergriff die Gelegenheit beim Schopfe
und sagte:
„Wir wollen um das Leben spielen. Wenn
ich gewinne, dann läi?t du mir mein Leben;
wenn du gewinnst, dann nimmst du es.“
Aber der Schnitter Tod lachte laut auf:
„Ach, du Dummkopf! Dein Leben gehört
mir doch schon. Nein, so wollen wir spielen:
gewinnst du, so gehört dir dein Leben; ge-
winne ich, so bekomme
ich noch das Leben
deiner Frau.“
Iwan wollte Ein-
spruch erheben, aber
der Spielteufel hatte
ihn gepackt, und er
konnte nicht mehr zu-
rück. So war er denn
einverstanden und der
Schnitter Tod warf
den Pferdezahn in die
Luft, so hoch, dal? man
ihn nicht mehr sehen
konnte. Aber Iwan
hatte gute Augen und
sah ihn herunterkom-
men. Und er sperrte
den Mund auf und
\ft wollte aufstehen, um
den Zahn eher zu er-
haschen. Aber der
Schnitter Tod war
flinker gewesen, und
als Iwan auf die Fül?e
gekommen war, hielt er ihm schon den Pferde-
zahn zwischen seinen eigenen, gelben Zähnen
entgegen und höhnte:
„So, jetzt gehört ihr mir beide, du und deine
schöne, junge Frau.“
Und wieder lief es Iwan eiskalt über den
Rücken. Da kam ihm plötzlich ein guter Ge-
danke, und er sprach:
„Liebwerter Schnitter Tod! Es wird uns
recht langweilig werden. Wir wollen noch
ein Spiel spielen. Gewinnst du, so gehören dir
noch meines Vaters und meiner Mutter Leben;
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