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liehe Philoktet wird wieder ein rühmloser
Alltagsmensch.

Vielleicht, dal? noch ein Rest jener Träume
von Macht und Größe in den seltener werden-
den Besuchen des Arztes weiterieht! Aber
wie durchaus verändert ist auch dieser Arzt!
Ein Mann voll Neuigkeiten, voll Geplauder
und Anekdoten, dem nichts fremder zu sein
scheint, als medizinische Kenntnisse! Ist das
wirklich derselbe, der sich noch vor wenigen
Tagen zwischen den Patienten und seinen
grausamen Feind, den Tod, stellte, ein feier-
licher Abgesandter der allversöhnenden Natur?

Mag denn nun alles dahinfahren, was die
Krankheit zu einem weltbewegenden Ereignis
machte, die Zaubermacht, die den Haushalt
verstummen liel?, die grenzenlose Stille, die
man bis in die entlegensten Zimmer fühlte, alle
Sorgen der anderen und die eigene noch zärt-
lichere Sorge, die, wie das immer wache Auge
der Krankheit unablässig nur in sich selber
zurückstarrte. Wo blieb jener Mensch, der,
die ganze Welt vergessend, in sich selber
eine Welt zu tragen glaubte, die doch nichts
anderes war, als sein eigenes Theater?

„Zu einem Punkt ward er im leeren Nichts.“

MERKWÜRDIGE FORTSETZUNG ZU DER BERÜHMTEN CHRONIKA
DES CAMILLE FLAMMARION „KOMET UND ERDE“

Von Alf von Czibulka

Als der Komet von sechshunderttausendund
L neunundachtzig vor Christi Geburt oder,
was dasselbe ist, der von 1811 unserer Zeit-
rechnung, in welchem Jahre er uns zuletzt be-
suchte, sich wieder von der Erde entfernte und
seiner Sonnenferne zustürzte, begegnete er, wie
uns sein getreuer Chronist Flammarion zu er-
zählen weil?, einige Weltwegstunden jenseits
des Neptuns seinem Kollegen Halley. Es ist
nicht an uns, alles das zu wiederholen, was uns
der Chronist über das ebenso lehrreiche als
unterhaltsame Gespräch zwischen dem großen
und dem kleinen Schweifstern berichtet. Auf-
merksamen Lesern jener gelehrten Chronika
wird es aber nicht entgangen sein, daß dem

Kometen von sechshunderttausend und neun-
undachtzig oder, was dasselbe ist, von 1811
nach Christi, seit einigen Jahrtausenden die
Tatsache ernstliche Sorgen machte, daß die
Menschen, die seinen Schützling Erde bewoh-
nen, mit ihrem Quäntchen Göttlichkeit nichts
Gescheiteres anzufan^en wissen, als einander
mit Hilfe dieser erlauchten Intelligenz krumm
und tot zu schlagen. Bei seinen oft recht ein-
samen Reisen durch verödete Teile des Welt-
alls, in denen nichts weiter zu sehen war, als
erkaltete Sonnen und vereiste Welten, dachte
er viel an das Stäubchen Erde, zu dem es ihn
immer wieder in tiefer Sehnsucht zog. Und
wie er so über manches spintisierte — auf

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