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F. Stark

ECARTE IN TEXAS

Eine merkwürdige Spielergesctichte von Richard Rieß.

hree of the kings“ sagte Mister Hunt.

Mister Bell gähnte. Der Diener, der hinter
ihm stand, machte mit dem rechten Arme laut-
los einen Bogen und hielt seinem Herrn die
Hand vor den Mund. Dann legte Mister Bell
sein Blatt auf den Tisch:

„Full house of Queens“, sagte er.

Mister Mullsen, der berühmte Neuyorker
Journalist, der, mit einer Empfehlung Rock-
fellers, die Schwelle des „Dreizehner-Klubs“
zu Perunza im Lande Texas hatte überschreiten
dürfen, um, während eines kurzen beruflichen
Aufenthaltes im Osten, ein paar freie Stunden
in hoher Gesellschaft zu verbringen, saß mit
am Spieltisch. Aber er war bloß Zuschauer
hei diesem Pokerkampfe, den Mister Hunt und
Mister Bell, die beiden reichsten Männer des
Ostens, miteinander ausfochten.

Mister Bell hatte das letzte Spiel gewonnen.

Er erhielt vom Diener Hunts die Anweisung
über eine viertel Milliarde, die den Einsatz

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dieses Spieles gebildet hatte. Hunt schien über
den Ausgang keineswegs erstaunt. Da die Reihe,
Karten auszuteilen, an ihm war, mischte sein
Diener die Blätter und handelte alsdann nach
den Regeln des Spieles.

Als man nach einigen Runden den Kampf
abbrach, hatte Mister Hunt zwei Milliarden
Dollars verloren.

Die Herren gähnten. Da sie die Diener
hinausgeschickt hatten, blieben die Mäuler un-
behütet. Fast erstaunt klappten sie sie zu.

„Eine neue Partie ?“ fragte Mister Bell. „Gehe
Revanche!“

„Revanche? Wofür? Will nicht. Hat keinen
Reiz das alles. Wozu.“

Wieder Schweigen. Dann Hunt:

„Bell, haben Sie in Ihrem Leben schon einmal
Hunger gehabt?“

Bell: „Lag ja krank einmal. Mußte geschnitten
werden und fasten. Es gibt kein schöneres Ge-
fühl als den Hunger.“
 
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