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DAS TREIBHAUS

WUNDERLICHES UND ABSONDERLICHES

Die zwei skandinavischen Zauber-
oder Wunderheringe vom Jahre 1587.
Im Jahre 1587 hatte man an einem Tage zwei
Heringe gefangen, den einen in Norwegen und
den anderen in Dänemark, die mit seltsamen
Charakteren bezeichnet waren unter welchen
besonders die Buchstaben oder das Wort V.
J. C. J. in römischen Zahlen sehr lesbar waren.
Die Charaktere waren schwarz, und gingen
tief ins Fleisch hinein.

Ob alles bloße Einbil-
dung war, oder Natur-
spieloderBetrüger ei eines
oder mehrerer Fischer
etc., dies mag an und
für sich gleichgültig sein.

Genug, die Heringe
brachten Europa in Be-
wegung. Die meisten
sahen Zauberei und dä-
monische Gaukelei darin;
andere eine unmittel-
bare, göttliche Offenba-
rung und die gewissen
Vorbedeutungen er-
schrecklicher, der Welt
bevorstehender Dinge.

Die gelehrtesten von der
letzteren Meinung kamen
darin überein, daß man
die Heringe nur in Ver-
bindung mit den Weis-
sagungen des Alten und
Neuen Testaments recht
erklären könne, und ent-
wickelten aus den Cha-
rakteren der Fische eine

Reihenfolge von erstaunlichen Natur- und
Weltbegebenheiten, die sich, wie gewöhnlich,
mit der Pest und dem Jüngsten Tage schloß.
Noch in demselben Jahre wurden Kupferstiche
und Gemälde von den Heringen in Dänemark,
Norwegen, Schweden, Deutschland, der
Schweiz usw. verfertigt, und in allen diesen
Ländern begierig aufgekauft. Die Wunder-
heringe wurden dem Könige von Dänemark,
Friedrich II., überschickt, welcher die Mei-

Tod zur Kai

Ich tanz' Euch vor, Frau Kaüerin,
Springen hernach, der Tanz ist mein;
Eure Hofleut sind von Euch gewichen.
Der Tod hat sich auch Euch erschlichen.

D

i e

K

Viel Wollust hat mein stolzer Leib,

Ich lebt als eines Kaisers Weib;

Nun muß ich an diesen Tanz kommen.
Mir ist all' Mut und Freud genommen.

(Meriau's Todtentanz.)

nung der europäischen Gelehrten, hauptsäch-
lich der Theologen, darüber zu wissen ver-
langte. Einen eigenen Abriß von den Heringen
erhielt der berühmte Ananias Jeraukurius auf
königlichen Befehl,um sein Gutachten darüber
abzugeben. Dieser verfertigte sofort eine ge-
naue theologische Erklärung von den Charak-
teren der zwei Heringe, machte sie durch den
Druck bekannt, und dedizierte dasBuch demKö-
nige. Er hatte eben eine
Auslegung der biblischen
Weissagungen von den
großen Weltbegebenhei-
ten, welche vor dem Jüng-
sten Tage vorher gehen,
zum Druck fertig da lie-
gen. Seine Freude war
ohne Grenzen, daß es
Gott gefallen hatte, die
vollkommene Richtigkeit
seiner Erklärungen und
alles dessen, was er in
seinem Buch von den
nahen Strafgerichten,
Kriegen, Pestilenz und
teuerer Zeit gesagt hatte,
durch die Heringe zu
bestätigen. Denn alle
Charaktere auf den He-
ringen stimmten genau
mit seiner Meinung über-
ein. Das Schicksal der
Welt bis zum Jüngsten
Tag war deutlich auf
den beiden Heringen zu
lesen. Wrer an die
Weissagungen der Bibel
glaubte, mußte auch an die Heringe glauben und
an seine Auslegung. Damel,Ezechiel, die Heringe
— es war eine Offenbarung. Der Zusammenhang
war augenscheinlich! (Nach G. C. Horst 1820.)

Im ungarischen Dorfe Söpte gab es 1810 in
einer Küche allerlei Spuk; namentlich wurde
das Kochgeschirr, ohne daß Licht wahrzuneh-
men gewesen wäre, in der Mitte der Küche
regelmäßig zusammengestellt, nie aber etwas
zerbrochen. Cz.

s e r i n:

a i s e r i n;

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