wiedererworbenen Freund in das nächste
Trottoircafe, wo er zwei Bock bestellte und
nach einer Weile noch zwei. Dann eröffnete
er vorsichtig den Angriff. „Feine Leute jetzt
im Hotel, Louis?" „Tote Saison, Georges!
Fünfzehn, zwanzig Gäste. Ich will wetten,
dal? du sogar von einem der Gäste gehört hast.“
„Ich wette um einen Bock, dal? nein." " „Topp!
du verlierst dein Bier, Georges."" „Oder hast
du vielleicht nicht von Monsieur Balbi aus
Neapel gehört? " „Balbi — lal? mich sehen . . .
Wart" ein bil?chen — Balbi, war das nicht
der, der . . „vor drei Tagen aus dem Cafe
de la Regence verschwunden ist. Ja, mein
Alter, freilich. Du hast deinen Bock verloren,
wie ich dir gesagt habe!“
„FichtrePrief Georges und bestellte,während
Louis ihm alle Details erzählte, die er schon aus
den Zeitungen kannte, nicht mehr und nicht
weniger. Dann griff er wieder selbst in den Gang
der Ereignisse ein. „Verflixt merkwürdige Ge-
schichte, Louis! Und zwanzigtausend Franken
Belohnung! Nom d un nom! Es kribbelt einem
in den Fingern, was? Du siehst wohl die
Familie?“ ,JedenTag. Ich fahre manchmal mit
ihnen aus. Ihr Chauffeur ist krank.“
„V/ie sehen sie denn aus, Louis?“ „Hm, wie
willst du, dal? sie unter solchen Umständen
aussehen?“
„V erz weif eit natürlich ?“„ J a gewil?, das heil?t..
„Das heil?t?“ „Das heil?t, hauptsächlich der
Alte.“ „Aber geh! Man sollte eigentlich
glauben, dal? Monsieur Balbis Mutter.“
„Die ist schon ebenso verzweifelt, Georges,
aber es zeigt sich nur in anderer Weise. Du
sollst nur hören, in was für Ausdrücken sie
von Frankreich und der französischen Polizei
spricht. Manchmal ist es so, dal? ich beinahe
zornig werde.“
„Manchmal, Louis? Du solltest dich
schämen, s acrebleu! Wenn du auch ein
Halbitaliener bist.“ „Georges, nimm
dich in Acht!"" „Ich habe es nicht böse
gemeint. Nur, dal? diese Mdme. Balbi es wagt,
solche Ausdrücke über Frankreich zu ge-
brauchen. V/elchen Beweis hat sie denn, dal?
es französische Verbrecher sind, die ihren Sohn
entführt haben?"" „Nein, das hat sie ja nicht.
Und . . . und . . .“ „Was? Es ist so verdammt
lustig, Georges, wenn ich daran denke. Aber
es erklärt vielleicht, warum sie eine solche
Wut auf uns hat.“ Diesmal hat er „uns"" gesagt,
dachte Georges, zufrieden mit seinem Erfolg
als patriotischer Agitator. „Na?“ sagte er.
,VVas kann also erklären, dal? sie eine solche
Wut auf uns hat?“ „Sie ist gar keine rechte
Italienerin, Georges. Sie ist eine österreichische
Italienerin."" Eine kleine Idee kreuzte blitz-
schnell Georges Hirn und ging in den inneren
Anblick eines großen, schönen Schecks auf den
Credit Lyonnais über — oder wer weiß — viel-
leicht eines noch größeren auf die Banca d'Italia?
Er stellte Louis noch ein paar Fragen und
kehrte dann in sein Hotel zurück. Monsieur
Chassel schnarchte bereits friedlich im Neben-
zimmer.
Er war es jedoch, der Georges am nächsten
Morgen gegen sieben Uhr weckte: „Na, Georges,
du hast wohl Monsieur Balbis Räuber gefangen!
Er sitzt wohl schon hinter Schloß und Riegel?“
^Nein Monsieur,"" sagte Georges höflich, „noch
nicht.“ „Noch nicht! Haha! Das ist vortrefflich,
vortrefflich! Du hast ihm also noch nicht Hand-
schellen angelegt?“ „Nein, Monsieur.“ „Aber
du hast wohl irgendeinen Verdacht, wer es
ist?“ ,Ja, Monsieur.“ „Haha! Das ist wirklich
ausgezeichnet. Hahaha. Na?“ „Ich möchte es
lieber noch nicht sagen, Monsieur, später. . .“
„Wähle deine Zeit, Georges. Nun, es kann dich
aber wohl bei all deinem Scharfsinn interes-
sieren, zu hören, daß man Nachrichten von
Monsieur Balbi hat!“ (Fortsetzung folgt.)
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Trottoircafe, wo er zwei Bock bestellte und
nach einer Weile noch zwei. Dann eröffnete
er vorsichtig den Angriff. „Feine Leute jetzt
im Hotel, Louis?" „Tote Saison, Georges!
Fünfzehn, zwanzig Gäste. Ich will wetten,
dal? du sogar von einem der Gäste gehört hast.“
„Ich wette um einen Bock, dal? nein." " „Topp!
du verlierst dein Bier, Georges."" „Oder hast
du vielleicht nicht von Monsieur Balbi aus
Neapel gehört? " „Balbi — lal? mich sehen . . .
Wart" ein bil?chen — Balbi, war das nicht
der, der . . „vor drei Tagen aus dem Cafe
de la Regence verschwunden ist. Ja, mein
Alter, freilich. Du hast deinen Bock verloren,
wie ich dir gesagt habe!“
„FichtrePrief Georges und bestellte,während
Louis ihm alle Details erzählte, die er schon aus
den Zeitungen kannte, nicht mehr und nicht
weniger. Dann griff er wieder selbst in den Gang
der Ereignisse ein. „Verflixt merkwürdige Ge-
schichte, Louis! Und zwanzigtausend Franken
Belohnung! Nom d un nom! Es kribbelt einem
in den Fingern, was? Du siehst wohl die
Familie?“ ,JedenTag. Ich fahre manchmal mit
ihnen aus. Ihr Chauffeur ist krank.“
„V/ie sehen sie denn aus, Louis?“ „Hm, wie
willst du, dal? sie unter solchen Umständen
aussehen?“
„V erz weif eit natürlich ?“„ J a gewil?, das heil?t..
„Das heil?t?“ „Das heil?t, hauptsächlich der
Alte.“ „Aber geh! Man sollte eigentlich
glauben, dal? Monsieur Balbis Mutter.“
„Die ist schon ebenso verzweifelt, Georges,
aber es zeigt sich nur in anderer Weise. Du
sollst nur hören, in was für Ausdrücken sie
von Frankreich und der französischen Polizei
spricht. Manchmal ist es so, dal? ich beinahe
zornig werde.“
„Manchmal, Louis? Du solltest dich
schämen, s acrebleu! Wenn du auch ein
Halbitaliener bist.“ „Georges, nimm
dich in Acht!"" „Ich habe es nicht böse
gemeint. Nur, dal? diese Mdme. Balbi es wagt,
solche Ausdrücke über Frankreich zu ge-
brauchen. V/elchen Beweis hat sie denn, dal?
es französische Verbrecher sind, die ihren Sohn
entführt haben?"" „Nein, das hat sie ja nicht.
Und . . . und . . .“ „Was? Es ist so verdammt
lustig, Georges, wenn ich daran denke. Aber
es erklärt vielleicht, warum sie eine solche
Wut auf uns hat.“ Diesmal hat er „uns"" gesagt,
dachte Georges, zufrieden mit seinem Erfolg
als patriotischer Agitator. „Na?“ sagte er.
,VVas kann also erklären, dal? sie eine solche
Wut auf uns hat?“ „Sie ist gar keine rechte
Italienerin, Georges. Sie ist eine österreichische
Italienerin."" Eine kleine Idee kreuzte blitz-
schnell Georges Hirn und ging in den inneren
Anblick eines großen, schönen Schecks auf den
Credit Lyonnais über — oder wer weiß — viel-
leicht eines noch größeren auf die Banca d'Italia?
Er stellte Louis noch ein paar Fragen und
kehrte dann in sein Hotel zurück. Monsieur
Chassel schnarchte bereits friedlich im Neben-
zimmer.
Er war es jedoch, der Georges am nächsten
Morgen gegen sieben Uhr weckte: „Na, Georges,
du hast wohl Monsieur Balbis Räuber gefangen!
Er sitzt wohl schon hinter Schloß und Riegel?“
^Nein Monsieur,"" sagte Georges höflich, „noch
nicht.“ „Noch nicht! Haha! Das ist vortrefflich,
vortrefflich! Du hast ihm also noch nicht Hand-
schellen angelegt?“ „Nein, Monsieur.“ „Aber
du hast wohl irgendeinen Verdacht, wer es
ist?“ ,Ja, Monsieur.“ „Haha! Das ist wirklich
ausgezeichnet. Hahaha. Na?“ „Ich möchte es
lieber noch nicht sagen, Monsieur, später. . .“
„Wähle deine Zeit, Georges. Nun, es kann dich
aber wohl bei all deinem Scharfsinn interes-
sieren, zu hören, daß man Nachrichten von
Monsieur Balbi hat!“ (Fortsetzung folgt.)
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