Knopfloch, steht vor dem Torwart und spricht
in schlechtem Englisch auf ihn ein. Der Tor-
wart antwortet italienisch, dal? er ihn nicht
einlassen dürfe, dal? er ihn nicht verstehe, er
solle sich von dannen trollen. Da kommt ein
Hotelportier, zieht seine goldbetreßte Mütze
und fragt den Herrn — es ist ein Japaner —,
ob er eine Einladungskarte zum Ball wünsche,
er hätte eine und könne sie ihm verkaufen. Der
Torwart bekommt ein Geldstück in die Hand
gedrückt und zieht mit einem tiefen Bückling
seine Mütze. Die Drehtüre fliegt auf und der
Japaner steht im Foyer.
Als bekäme er einen Faustschlag ins Gesicht,
bleibt er stehen.
Hier ist Europa, nach dem er sich so gesehnt,
hier das Europa, das der Asiate haßt und ver-
achtet. Die hunderte Lichter, die Spiegel,
Säulen und Pilaster, dieser licht- und lärm-
brauende Schaum von Menschen, dieses Durch-
einander von Schrei und Farbe, dieses dem
asiatischen Auge blitzhaft sich offenbarende
Lemurenhafte dieses Festes bringt ihm wieder
in Erinnerung die Szene an Bord des Indien-
fahrers als der Marinearzt erklärt, der eine
indische Heizer sei pestverdächtig und das
Schiff müßte in mehrwöchige Quarantäne.
Er selbst hatte den Heizer nachher unter-
sucht und gefunden, daß der Inder nur mit einer
Jener vielen harmlosen Aussatzkrankheiten der
Tropen behaftet sei. Er hatte den europäischen
Arzt darauf aufmerksam gemacht, ihn aber
nicht überzeugen können. Der Machtspruch
dieses kleinen Beamten genügte, ein Schiff mit
hunderten Menschen gleichsam aus der Welt
auszuschließen, und das war es, was den Japaner
verwirrte, was seine Wut reizte, daß die feige
Ängstlichkeit zugleich über eine solche Macht-
fülle verfüge.
Diese Szene und jetzt dieses Bild des
Maskenballs im Theater war für ihn Sinn-
bild Europas.
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in schlechtem Englisch auf ihn ein. Der Tor-
wart antwortet italienisch, dal? er ihn nicht
einlassen dürfe, dal? er ihn nicht verstehe, er
solle sich von dannen trollen. Da kommt ein
Hotelportier, zieht seine goldbetreßte Mütze
und fragt den Herrn — es ist ein Japaner —,
ob er eine Einladungskarte zum Ball wünsche,
er hätte eine und könne sie ihm verkaufen. Der
Torwart bekommt ein Geldstück in die Hand
gedrückt und zieht mit einem tiefen Bückling
seine Mütze. Die Drehtüre fliegt auf und der
Japaner steht im Foyer.
Als bekäme er einen Faustschlag ins Gesicht,
bleibt er stehen.
Hier ist Europa, nach dem er sich so gesehnt,
hier das Europa, das der Asiate haßt und ver-
achtet. Die hunderte Lichter, die Spiegel,
Säulen und Pilaster, dieser licht- und lärm-
brauende Schaum von Menschen, dieses Durch-
einander von Schrei und Farbe, dieses dem
asiatischen Auge blitzhaft sich offenbarende
Lemurenhafte dieses Festes bringt ihm wieder
in Erinnerung die Szene an Bord des Indien-
fahrers als der Marinearzt erklärt, der eine
indische Heizer sei pestverdächtig und das
Schiff müßte in mehrwöchige Quarantäne.
Er selbst hatte den Heizer nachher unter-
sucht und gefunden, daß der Inder nur mit einer
Jener vielen harmlosen Aussatzkrankheiten der
Tropen behaftet sei. Er hatte den europäischen
Arzt darauf aufmerksam gemacht, ihn aber
nicht überzeugen können. Der Machtspruch
dieses kleinen Beamten genügte, ein Schiff mit
hunderten Menschen gleichsam aus der Welt
auszuschließen, und das war es, was den Japaner
verwirrte, was seine Wut reizte, daß die feige
Ängstlichkeit zugleich über eine solche Macht-
fülle verfüge.
Diese Szene und jetzt dieses Bild des
Maskenballs im Theater war für ihn Sinn-
bild Europas.
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