Wir setzten uns wieder an den Tisch. Der
Sonderbare ließ abermals seine Tischkugel
spielen und sprach von jemandem, der zur
Welt kommen wollte, und den er erwarte.
Ich versuchte über Politik zu sprechen. „Mul?
mich erst orientieren, bin zu neu“, versetzte
er, nahm ein Zeitungsblatt, das auf dem Ti-
sche lag und blätterte unsicher darin herum.
Sein Blick fiel auf das Datum: „Was ist
denn das für ein uraltes Blatt?“ Der Kell-
ner, der eben vorbeiging, antwortete höflich,
dal? es die neueste Nummer vom heutigen
Tage sei. „Aber ich bitte Sie: 1920?“ „Na
ja doch!“ Er staunte: „Haben wir jetzt ....
das Jahr neun-zehn-hundert-und-zwanzig?“
.Jawohl, was denn sonst?“ fiel ich ihm mit
Betonung ins Wort. Da sah er sich wie ent-
geistert im Saal um und fiel mit den Wor-
ten: „Da hin ich ja viel zu früh zur Welt
gekommen!“ auf seiner Stuhllehne zusammen.
"Wir sprangen auf, um ihm zu helfen, er-
wischten aber nur seine Kleider. Von seinem
Körper war jede Spur verschwunden. Die
Schuhe standen mit den leeren Strümpfen
auf dem Boden. Die Hose hing über dem
Stuhlsitz, darüber Hemd, Weste und Rock
nebst Kragen und Krawatte. In der Westen-
tasche steckte noch die weil?e Kugel, in der
Brusttasche ein Kalender, auf dessen Deckel
„Agenda 3 2 7 0“ gedruckt stand.
DIE TOTEN BRETTER
Von Siegfried von Vegesack. (Mit einer Zeichnung von R. v. Hoersctelmann.)
Verwittert hocken wie Gespenster
Die Totenbretter morsch und schief
Am brüchigen Kapellenfenster.
O Wandrer, steh': In Gott entschlief
Der ehrbare Andreas Liebei,
Austrägler von Kleinseiboldsried.
Und Tag und Jahr. Ein Spruch der Bibel.
Ein frommer Vers für das Gemüt.
Und Christus breitet seine Arme
(Den sich ein Bauer stolz erwarb):
Dal? sich der Herr auch sein erbarme, —
Des Alois Köck, für den Er starb.
Sonderbare ließ abermals seine Tischkugel
spielen und sprach von jemandem, der zur
Welt kommen wollte, und den er erwarte.
Ich versuchte über Politik zu sprechen. „Mul?
mich erst orientieren, bin zu neu“, versetzte
er, nahm ein Zeitungsblatt, das auf dem Ti-
sche lag und blätterte unsicher darin herum.
Sein Blick fiel auf das Datum: „Was ist
denn das für ein uraltes Blatt?“ Der Kell-
ner, der eben vorbeiging, antwortete höflich,
dal? es die neueste Nummer vom heutigen
Tage sei. „Aber ich bitte Sie: 1920?“ „Na
ja doch!“ Er staunte: „Haben wir jetzt ....
das Jahr neun-zehn-hundert-und-zwanzig?“
.Jawohl, was denn sonst?“ fiel ich ihm mit
Betonung ins Wort. Da sah er sich wie ent-
geistert im Saal um und fiel mit den Wor-
ten: „Da hin ich ja viel zu früh zur Welt
gekommen!“ auf seiner Stuhllehne zusammen.
"Wir sprangen auf, um ihm zu helfen, er-
wischten aber nur seine Kleider. Von seinem
Körper war jede Spur verschwunden. Die
Schuhe standen mit den leeren Strümpfen
auf dem Boden. Die Hose hing über dem
Stuhlsitz, darüber Hemd, Weste und Rock
nebst Kragen und Krawatte. In der Westen-
tasche steckte noch die weil?e Kugel, in der
Brusttasche ein Kalender, auf dessen Deckel
„Agenda 3 2 7 0“ gedruckt stand.
DIE TOTEN BRETTER
Von Siegfried von Vegesack. (Mit einer Zeichnung von R. v. Hoersctelmann.)
Verwittert hocken wie Gespenster
Die Totenbretter morsch und schief
Am brüchigen Kapellenfenster.
O Wandrer, steh': In Gott entschlief
Der ehrbare Andreas Liebei,
Austrägler von Kleinseiboldsried.
Und Tag und Jahr. Ein Spruch der Bibel.
Ein frommer Vers für das Gemüt.
Und Christus breitet seine Arme
(Den sich ein Bauer stolz erwarb):
Dal? sich der Herr auch sein erbarme, —
Des Alois Köck, für den Er starb.