rings um seinen Hals lief. Aber damit nicht
genug, sie befestigten auch einen eisernen Haken
in seiner Nase, damit er nicht etwa mit der
einen Laut von sich gehen könnte, und dann
sagte ihm der gute Oberst Blood ziemlich un-
freundlich, er wolle die Krone haben und den
Reichsapfel und das Zepter, und der Alte solle
sich still halten, denn sonst ginge es ihm ans
Leben. Aber der alte Edwards bemühte sich
trotz seiner achtzig Jahre, so viel Lärm als
möglich zu machen, damit man ihn in den
oberen Gemächern, wo seine Familie wohnte,
rumoren hören könnte, aber es half ihm nichts:
sie schlugen ihn nieder und stießen ihn zu Boden.
Einer der drei kniete über ihn, um zu sehen,
ob er noch atme, und rief dann, daß er tot sei.
So hielt sich denn Edwards ruhig, denn er
meinte, es wäre gut, wenn sie ihn für tot
hielten.
Oberst Blood nahm lächelnd die Krone, wog
sie in der Hand und verbarg sie dann unter
seinem Priestermantel, Parret steckte den
Reichsapfel in die Hosentaschen, und der dritte
machte sich daran, das Zepter entzwei zu feilen,
da es leider zu groß war, um ohne Gefahr
transportiert werden zu können. Und nun
schien es fast, daß Blood seine Spekulation
zur Verbesserung seiner Vermögensumstände
geglückt sei.
Aber wo war Herbert Edwards die ganze
Zeit?
War er etwa gegangen, Pferde und Wh-
gen zu bestellen, da vielleicht seine Schwester
Mary lieber mit dem Hauptmann entfliehen
wollte, als die Frau eines ungeliebten Pfarrers-
neffen zu werden?
Oder hatte er die Nacht außer dem
Hause verbracht, weil er selber so eine
kleine und süße Mary hatte, der sein Lehen
gehörte? Man weiß es nicht. Aber in diesem
Augenblick kam er nach Hause und sah den
fremden Mann vor dem Hause Wache stehen
und wurde von dem angehalten und gefragt,
was er wolle? Er sah den Fremden erstaunt
an, schob ihn beiseite und sagte, daß er in
dies Haus gehöre, und was er, der Fremde,
hegehre, ob er den Vater sprechen wolle? Und
damit ging er ins Haus und eilte die Treppe
hinauf, zu seiner Schwester.
Die Wache pfiff durchdringend. Oberst
Blood, Parret und der dritte stürzten aus dem
Hause und ließen das angefeilte Zepter im Stich.
Gleichzeitig aber sprang auch der alte Ed-
wards in der Kronenkammer auf die Füße,
riß den Knebel ab und schrie, was er schreien
konnte; die Tochter hörte es, flog die Treppe
herab, sah den Vater verwundet und rannte,
blitzgeschwind die Zusammenhänge begreifend,
hinaus auf den Towerhügel und schrie:
„Mord! Die englische Krone ist gestohlen!“
Herbert Edwards und Hauptmann Beckman
liefen hinter ihr her und nahmen sogleich die
Verfolgung der doppelt verhaßten Täter auf.
Oberst Blood war unterdessen bereits an der
Zugbrücke. Er drückte seine Pistole auf den
Posten ab, fehlte, aber erreichte trotzdem sei-
nen Zweck, denn der Soldat fiel vor Schreck
glatt um; schon waren sie durch die kleine
Wachhausgasse, der Posten dort war ein alter
Cromwellscher Soldat und schoß nicht, und
schon waren sie aus dem Tower und eilten
der Katharinenstraße zu, wo ihre Pferde stan-
den, wobei sie unaufhörlich riefen: Haltet die
Diebe! und ihre geistliche Kleidung schützte
sie vor jedem Verdacht.
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genug, sie befestigten auch einen eisernen Haken
in seiner Nase, damit er nicht etwa mit der
einen Laut von sich gehen könnte, und dann
sagte ihm der gute Oberst Blood ziemlich un-
freundlich, er wolle die Krone haben und den
Reichsapfel und das Zepter, und der Alte solle
sich still halten, denn sonst ginge es ihm ans
Leben. Aber der alte Edwards bemühte sich
trotz seiner achtzig Jahre, so viel Lärm als
möglich zu machen, damit man ihn in den
oberen Gemächern, wo seine Familie wohnte,
rumoren hören könnte, aber es half ihm nichts:
sie schlugen ihn nieder und stießen ihn zu Boden.
Einer der drei kniete über ihn, um zu sehen,
ob er noch atme, und rief dann, daß er tot sei.
So hielt sich denn Edwards ruhig, denn er
meinte, es wäre gut, wenn sie ihn für tot
hielten.
Oberst Blood nahm lächelnd die Krone, wog
sie in der Hand und verbarg sie dann unter
seinem Priestermantel, Parret steckte den
Reichsapfel in die Hosentaschen, und der dritte
machte sich daran, das Zepter entzwei zu feilen,
da es leider zu groß war, um ohne Gefahr
transportiert werden zu können. Und nun
schien es fast, daß Blood seine Spekulation
zur Verbesserung seiner Vermögensumstände
geglückt sei.
Aber wo war Herbert Edwards die ganze
Zeit?
War er etwa gegangen, Pferde und Wh-
gen zu bestellen, da vielleicht seine Schwester
Mary lieber mit dem Hauptmann entfliehen
wollte, als die Frau eines ungeliebten Pfarrers-
neffen zu werden?
Oder hatte er die Nacht außer dem
Hause verbracht, weil er selber so eine
kleine und süße Mary hatte, der sein Lehen
gehörte? Man weiß es nicht. Aber in diesem
Augenblick kam er nach Hause und sah den
fremden Mann vor dem Hause Wache stehen
und wurde von dem angehalten und gefragt,
was er wolle? Er sah den Fremden erstaunt
an, schob ihn beiseite und sagte, daß er in
dies Haus gehöre, und was er, der Fremde,
hegehre, ob er den Vater sprechen wolle? Und
damit ging er ins Haus und eilte die Treppe
hinauf, zu seiner Schwester.
Die Wache pfiff durchdringend. Oberst
Blood, Parret und der dritte stürzten aus dem
Hause und ließen das angefeilte Zepter im Stich.
Gleichzeitig aber sprang auch der alte Ed-
wards in der Kronenkammer auf die Füße,
riß den Knebel ab und schrie, was er schreien
konnte; die Tochter hörte es, flog die Treppe
herab, sah den Vater verwundet und rannte,
blitzgeschwind die Zusammenhänge begreifend,
hinaus auf den Towerhügel und schrie:
„Mord! Die englische Krone ist gestohlen!“
Herbert Edwards und Hauptmann Beckman
liefen hinter ihr her und nahmen sogleich die
Verfolgung der doppelt verhaßten Täter auf.
Oberst Blood war unterdessen bereits an der
Zugbrücke. Er drückte seine Pistole auf den
Posten ab, fehlte, aber erreichte trotzdem sei-
nen Zweck, denn der Soldat fiel vor Schreck
glatt um; schon waren sie durch die kleine
Wachhausgasse, der Posten dort war ein alter
Cromwellscher Soldat und schoß nicht, und
schon waren sie aus dem Tower und eilten
der Katharinenstraße zu, wo ihre Pferde stan-
den, wobei sie unaufhörlich riefen: Haltet die
Diebe! und ihre geistliche Kleidung schützte
sie vor jedem Verdacht.
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