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Aber der Hauptmann Beckman war schnell
wie der Wind, denn hier war die sichere Mög-
lichkeit, Mary Edwards zu gewinnen, und er er-
reichte den Blood, wich dem auf ihn gerichteten
Schüsse aus und packte den geistlichen Obersten
mit der Krone unter dem Mantel. Sie verbissen
sich ordentlich ineinander, und um nichts in
der Weit wollte Blood die Krone fahren lassen,
aber zum Schluß siegten doch die Kräfte des
Jüngeren, und er hatte Blood und hatte die
Krone. Sie fesselten Blood, und er mußte es
geschehen lassen, aber er sagte mit einer hero-
ischen Melancholie:

„Ein schöner Streich, nur schade, daß er
nicht geglückt ist, denn er betraf immerhin eine
Krone.“

Den Parret mit dem Reichsapfel hatten sie
schon vorher erwischt, und es war überhaupt
ein tolles Geraufe, denn man glaubte, es handle
sich bei diesem Anschlag um eine viel größere
Zahl von Personen. Bloods Schwiegersohn,
Hunt, wäre trotzdem fast entwischt, aber sein
Pferd warf ihn ab, und während er noch be-
müht war, wieder in den Sattel zu kommen,
wurde er festgenommen.

Bei dem Kampf um die Krone fiel die große
Perle und ein schöner Diamant heraus, und
sie nebst einigen kleineren Steinen galten eine
Zeitlang als verloren.

Die Perle wurde von einem armen Weibe,
das die Gassen fegte, eingeliefert, und der
Diamant vom Lehrburschen eines Barbiers.
Die englische Krone freilich war sehr zer-
stoßen und mußte ausgebessert werden.

Und der tolle Oberst Blood?

Der Herzog von Buckingham sprach mit dem
König für Blood, er wußte dieser Tat einen

Anstrich von Größe zu geben und dem
Täter selber den Charakter eines außer-
ordentlichen Mannes. Und der König glaubte
seinem Günstling und empfing den Herrn
Obersten.

Und Blood, dieser außerordentliche Schau-
spieler, dieser Held seiner Zeit, ließ sich
keineswegs von dem König imponieren, sondern
imponierte ihm. Er wurde nach wenigen Tagen
in Freiheit gesetzt, und auch seine Komplizen
wurden begnadigt. Er erhielt ein Jahrgeld von
fünfhundert Pfund Sterling und war ein ge-
machter Mann, zumal er zu allen Geheimnissen
des Hofes zugelassen worden war. Der Herzog
von Ormond vergaß ihm ebenfalls die Mord-
versuche, denn er sagte, wenn der König dem
Blood vergeben könne, daß er ihm seine Krone
gestohlen, so könne er ihm leicht den Versuch
gegen sein Leben vergeben. Aber Bloods Glück
war nicht von Dauer, denn bald verfeindete
er sich mit seinem Gönner, dem Herzog von
Buckingham, und bekam sogar einen tollen
Prozeß mit ihm.

Der Zorn darüber zog ihm eine Krankheit
zu, und neun Jahre nach seinem Kronenraube
starb er in seinem Hause zuWestminster. Aber
die Leute glaubten nicht an seinen Tod, man
hielt sein Sterben für einen Kunstgriff, der ihm
den Weg zu noch außerordentlicheren Taten
bahnen sollte.

Ganz London glaubte das, und so mußte nach
acht Tagen der Körper wieder ausgegraben
werden, und sie konnten sich lange Zeit nicht
einig werden, ob es wirklich sein Leichnam
sei oder nicht. Erst an dem Daumen seiner
linken Hand, der noch einmal so groß war, als
üblich, erkannten sie ihn.

IO
 
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