Flossen stehen kleine Fischlein, in deren Augen-
pupillen ich die Fußspur mit dem eingezeich-
neten Frauenbild gespiegelt sehe. Plötzlich sehe
ich in den Blumenkelchen kleine, nicht einmal
fingergroße Frauenkörper sitzen; alle diese
kleinen Weihlein winken mir zu.
Ich überlege, wie ich sie alle fangen könnte,
und jedesmal, wenn ich mit der Pistole auf eine
ziele, so ist dazwischengeschoben das Abbild
der Fußspur, auf die zu schießen mir verboten ist.
Ich bin noch unter Wasser.und ge-
fesselt. Da schwimmen die Fische näher an
Ich sitze im Kabarett „Hölle“. Durch die
schmalen Gänge zwischen den Tischen eilt der
Kellner, in der hoch erhobenen Hand den New-
York Herald haltend, auf mich zu. Die Gäste
blicken ihm alle nach und starren zu meinem
Tisch herüber. Der Klavierspieler hört zu
spielen auf und wendet sich auf seinem Dreh-
stuhl mir zu. Die Chansonette trippelt in die
linke Ecke der Bühne, tritt an den äußersten
Rand der Rampe vor, reckt den Hals, als wollte
sie in der Zeitung mitlesen. Der Kellner ist
plötzlich verwandelt, er ist der Polizeipräsident,
legt seine rechte Hand auf meine Schulter und
sagt: „Diesen Fall mein Lieber, werden Sie
nicht bewältigen“.
Ich ärgere mich — wie kommt aber auch
der Polizeipräsident dazu, mich vor aller
Öffentlichkeit, und gerade vor dieser Öffent-
lichkeit — so bloßzustellen. Ich stehe auf,
winke der Sängerin zu, mache eine protzige
Handgehärde und sage: „Den Kerl fange
ich schon, und er soll mit dir, Lya Lisetta,
auf dieser Bühne ein Duett singen“.
mich heran, stoßen und schieben mich, bis ich
wagrecht liege, dann schwimmen alle unter
meinen Rücken, stellen sich senkrecht auf und
tragen mich auf ihren Köpfen zu einer Finger-
hutblüte.
Die kleinen Frauen schwimmen alle heran
und stoßen mich in die Kelchhöhle der Blüte.
Die Fangarme der Staubgefäße und Stempel
ringeln sich um meinen Leib, schnüren mich
ein, ich spüre, wie es mir den Atem abdrosselt
und im gleichen Augenblick höre ich: „Vom
Weib gefangen!“ . . . und erwache.
II.
Die Gäste springen auf, klatschen laut Bei-
fall und rufen: Hoch Lya Lisetta! hoch Lya
Lisetta! Blumen, Gläser, Taschentücher, Äpfel
und Konfekt fliegen auf die Bühne.
In einer schmalen Gasse, die zum Hafen führt,
lehne ich am Kandelaber einer Gaslaterne und
lese im Inseratenteil des New-York Herald
die folgende ganzseitige Anzeige:
„Detektive gesuch t.“
Mr. White hatt allen Ländern der Erde den Krieg er-
klärt. Der Internationale Kriegs- und Friedensgerichtshof,
dem die Kriegserklärung gestern zugegangen, weigert sich,
den Kriegszustand anzuerkennen, da die shares der White
Steel Werke unter Pari stehen. Darum werden alle
Detektive der Welt beauftragt, wo sie ihn treffen, zu
Wasser oder zu Lande, ihn festzunehmen und an den
internationalen Kriegs- und Friedensgerichtshof aus-
zuliefern. Den Detektiven diene zur Kenntnis, daß Mr.
WLite seine Jacht gegen die Bestimmungen des Völker-
rechts als souveräne Kriegsmacht erklärt hat.
Auf den Kopf Mr. Whites sind eine Million Pfund
gesetzt.
Detektivabteilung des Internationalen
Kriegs- und Friedensgerichtshofes.
Schon während des Lesens hörte ich Sirenen-
geheul. Ich wußte, daß es vom Torpedoboot
kam, das mich im Hafen erwartete. Ich hielt die
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pupillen ich die Fußspur mit dem eingezeich-
neten Frauenbild gespiegelt sehe. Plötzlich sehe
ich in den Blumenkelchen kleine, nicht einmal
fingergroße Frauenkörper sitzen; alle diese
kleinen Weihlein winken mir zu.
Ich überlege, wie ich sie alle fangen könnte,
und jedesmal, wenn ich mit der Pistole auf eine
ziele, so ist dazwischengeschoben das Abbild
der Fußspur, auf die zu schießen mir verboten ist.
Ich bin noch unter Wasser.und ge-
fesselt. Da schwimmen die Fische näher an
Ich sitze im Kabarett „Hölle“. Durch die
schmalen Gänge zwischen den Tischen eilt der
Kellner, in der hoch erhobenen Hand den New-
York Herald haltend, auf mich zu. Die Gäste
blicken ihm alle nach und starren zu meinem
Tisch herüber. Der Klavierspieler hört zu
spielen auf und wendet sich auf seinem Dreh-
stuhl mir zu. Die Chansonette trippelt in die
linke Ecke der Bühne, tritt an den äußersten
Rand der Rampe vor, reckt den Hals, als wollte
sie in der Zeitung mitlesen. Der Kellner ist
plötzlich verwandelt, er ist der Polizeipräsident,
legt seine rechte Hand auf meine Schulter und
sagt: „Diesen Fall mein Lieber, werden Sie
nicht bewältigen“.
Ich ärgere mich — wie kommt aber auch
der Polizeipräsident dazu, mich vor aller
Öffentlichkeit, und gerade vor dieser Öffent-
lichkeit — so bloßzustellen. Ich stehe auf,
winke der Sängerin zu, mache eine protzige
Handgehärde und sage: „Den Kerl fange
ich schon, und er soll mit dir, Lya Lisetta,
auf dieser Bühne ein Duett singen“.
mich heran, stoßen und schieben mich, bis ich
wagrecht liege, dann schwimmen alle unter
meinen Rücken, stellen sich senkrecht auf und
tragen mich auf ihren Köpfen zu einer Finger-
hutblüte.
Die kleinen Frauen schwimmen alle heran
und stoßen mich in die Kelchhöhle der Blüte.
Die Fangarme der Staubgefäße und Stempel
ringeln sich um meinen Leib, schnüren mich
ein, ich spüre, wie es mir den Atem abdrosselt
und im gleichen Augenblick höre ich: „Vom
Weib gefangen!“ . . . und erwache.
II.
Die Gäste springen auf, klatschen laut Bei-
fall und rufen: Hoch Lya Lisetta! hoch Lya
Lisetta! Blumen, Gläser, Taschentücher, Äpfel
und Konfekt fliegen auf die Bühne.
In einer schmalen Gasse, die zum Hafen führt,
lehne ich am Kandelaber einer Gaslaterne und
lese im Inseratenteil des New-York Herald
die folgende ganzseitige Anzeige:
„Detektive gesuch t.“
Mr. White hatt allen Ländern der Erde den Krieg er-
klärt. Der Internationale Kriegs- und Friedensgerichtshof,
dem die Kriegserklärung gestern zugegangen, weigert sich,
den Kriegszustand anzuerkennen, da die shares der White
Steel Werke unter Pari stehen. Darum werden alle
Detektive der Welt beauftragt, wo sie ihn treffen, zu
Wasser oder zu Lande, ihn festzunehmen und an den
internationalen Kriegs- und Friedensgerichtshof aus-
zuliefern. Den Detektiven diene zur Kenntnis, daß Mr.
WLite seine Jacht gegen die Bestimmungen des Völker-
rechts als souveräne Kriegsmacht erklärt hat.
Auf den Kopf Mr. Whites sind eine Million Pfund
gesetzt.
Detektivabteilung des Internationalen
Kriegs- und Friedensgerichtshofes.
Schon während des Lesens hörte ich Sirenen-
geheul. Ich wußte, daß es vom Torpedoboot
kam, das mich im Hafen erwartete. Ich hielt die
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