damit ihn niemand entdeckte, stieg er leicht
über den Zaun, kroch durch die Hecke und
befand sich in einem dichtbewachsenen Garten.
Er ging nach dem Hause. Die Türe nach dem
Garten war verschlossen, nur ein Fenster im
Erdgeschoß war angelehnt. In ein paar Augen-
blicken war er im Innern des Zimmers. Es war
leer, außer ein paar Decken auf dem Boden wie
für Hunde. Das machte Schrek vorsichtig.
Leicht konnte so ein bissiges Tier im Korridor
sein. An der Türe lauschte er, es war ihm, als
hätte er sprechen gehört, gespannt horchte er.
Totenstille herrschte jetzt. Langsam und vor-
sichtig öffnete er die Türe und trat auf den
halbdunklen Gang. Nachdem er sich die Lage
des Zimmers eingeprägt, schlich er vorwärts.
Da ließ ihn ein heiseres Sprechen zusammen-
zucken, es kam aus einem der Zimmer. Jetzt
bekam es der Staatsanwalt doch mit der Angst
zu tun. Ein unbewohntes Haus und Menschen
darin kam ihm doch nicht ganz geheuer vor.
Wieder hörte er Stimmen, deutlich aus dem
Zimmer gegenüber. Er schlich hin und legte
sein Ohr an die Türe. Wie heiseres Wispern
klang es jetzt und machte den Eindruck, als
käme es von vielen Leuten. Immer kälter wurde
ihm jetzt zumute. Ein Frostgefühl zog ihm vom
Rücken über die Oberschenkel, und ein nie ge-
kanntes Gefühl von Angst schnürte ihn am
Halse. Angespannt mußte er horchen. Er ver-
stand jetzt einzelne Worte, aber alle hatten
dieselbe kratzige Stimme. „Hatte der Doktor
ein Sanatorium?“, aber im Adreßbuch stand ja
nichts davon, und außerdem waren es doch
mehr Stimmen als in diesem Raume Menschen
Platz haben könnten. Jetzt hörte er deutlich
wie jemand sagte „ . . . wenn wir nicht ange-
bunden wären ...“, dann war wieder Stimmen-
durcheinander, und Schrek konnte nichts mehr
verstehen. Sein erster Gedanke war: sofort
Hilfe holen, hier geschieht ein Verbrechen. Er
beruhigte sich aber wieder, überlegte sich, daß
er aus den verstandenen Worten entnehmen
konnte, daß nichts Gefährliches dabei sein
könne. Wenn jemand angebunden ist, dann
braucht er Hilfe und greift niemand an. Seinen
ganzen Mut faßte er nun zusammen, öffnete mit
einem Ruck die Türe, um gleich darauf entsetzt
zurückzuprallen. Seiner Sinne kaum mehr
mächtig, starrte er in das Zimmer, rund herum
an den Wänden standen Tiere, Hunde, und
alle mit Menschenköpfen. In der Mitte be-
sonders, an einem Holzklotz angebunden, lag
ein großer Dobermann mit dem Kopf des vor
ein paar Tagen hingerichteten Raubmörders.
Ein erregtes Stimmengewirr drang auf ihn ein.
Immer noch starrte Schrek dem Dobermann
ins Auge. Entsetzen lähmte ihn, als der Hund
jetzt sprach, mit heiserer Stimme: „Herr Staats-
anwalt, kommen Sie uns zu Hilfe, hier geschieht
Gräßliches“. Erst nach ein paar Sekunden faßte
Schrek den Sinn der Worte, so gelähmt war
sein ganzes Empfinden. Er brachte kein Wort
heraus.
Als der Staatsanwalt erwachte, lag er in
seinem Bette. Wie er hingekommen, wußte er
nicht. Seine Frau erzählte ihm, er sei vor ein
paar Tagen nach Hause gestürzt gekommen,
ohne Hut, habe unzusammenhängende Dinge
gesprochen, dann im Fieberwahn die gräßlich-
sten Sachen erzählt. Jetzt fiel ihm sein Aben-
teuer wieder ein. Sofort ließ er Kriminalpolizei
holen. Er schilderte kurz sein Erlebnis und
schickte sie nach dem unheimlichen Hause. Das
Haus wurde umstellt, das Tor geöffnet, und
trotzdem das ganze Haus peinlichst durchsucht
wurde, fand man nichts als einen toten Dober-
mann ohne Kopf.
H. Kley
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über den Zaun, kroch durch die Hecke und
befand sich in einem dichtbewachsenen Garten.
Er ging nach dem Hause. Die Türe nach dem
Garten war verschlossen, nur ein Fenster im
Erdgeschoß war angelehnt. In ein paar Augen-
blicken war er im Innern des Zimmers. Es war
leer, außer ein paar Decken auf dem Boden wie
für Hunde. Das machte Schrek vorsichtig.
Leicht konnte so ein bissiges Tier im Korridor
sein. An der Türe lauschte er, es war ihm, als
hätte er sprechen gehört, gespannt horchte er.
Totenstille herrschte jetzt. Langsam und vor-
sichtig öffnete er die Türe und trat auf den
halbdunklen Gang. Nachdem er sich die Lage
des Zimmers eingeprägt, schlich er vorwärts.
Da ließ ihn ein heiseres Sprechen zusammen-
zucken, es kam aus einem der Zimmer. Jetzt
bekam es der Staatsanwalt doch mit der Angst
zu tun. Ein unbewohntes Haus und Menschen
darin kam ihm doch nicht ganz geheuer vor.
Wieder hörte er Stimmen, deutlich aus dem
Zimmer gegenüber. Er schlich hin und legte
sein Ohr an die Türe. Wie heiseres Wispern
klang es jetzt und machte den Eindruck, als
käme es von vielen Leuten. Immer kälter wurde
ihm jetzt zumute. Ein Frostgefühl zog ihm vom
Rücken über die Oberschenkel, und ein nie ge-
kanntes Gefühl von Angst schnürte ihn am
Halse. Angespannt mußte er horchen. Er ver-
stand jetzt einzelne Worte, aber alle hatten
dieselbe kratzige Stimme. „Hatte der Doktor
ein Sanatorium?“, aber im Adreßbuch stand ja
nichts davon, und außerdem waren es doch
mehr Stimmen als in diesem Raume Menschen
Platz haben könnten. Jetzt hörte er deutlich
wie jemand sagte „ . . . wenn wir nicht ange-
bunden wären ...“, dann war wieder Stimmen-
durcheinander, und Schrek konnte nichts mehr
verstehen. Sein erster Gedanke war: sofort
Hilfe holen, hier geschieht ein Verbrechen. Er
beruhigte sich aber wieder, überlegte sich, daß
er aus den verstandenen Worten entnehmen
konnte, daß nichts Gefährliches dabei sein
könne. Wenn jemand angebunden ist, dann
braucht er Hilfe und greift niemand an. Seinen
ganzen Mut faßte er nun zusammen, öffnete mit
einem Ruck die Türe, um gleich darauf entsetzt
zurückzuprallen. Seiner Sinne kaum mehr
mächtig, starrte er in das Zimmer, rund herum
an den Wänden standen Tiere, Hunde, und
alle mit Menschenköpfen. In der Mitte be-
sonders, an einem Holzklotz angebunden, lag
ein großer Dobermann mit dem Kopf des vor
ein paar Tagen hingerichteten Raubmörders.
Ein erregtes Stimmengewirr drang auf ihn ein.
Immer noch starrte Schrek dem Dobermann
ins Auge. Entsetzen lähmte ihn, als der Hund
jetzt sprach, mit heiserer Stimme: „Herr Staats-
anwalt, kommen Sie uns zu Hilfe, hier geschieht
Gräßliches“. Erst nach ein paar Sekunden faßte
Schrek den Sinn der Worte, so gelähmt war
sein ganzes Empfinden. Er brachte kein Wort
heraus.
Als der Staatsanwalt erwachte, lag er in
seinem Bette. Wie er hingekommen, wußte er
nicht. Seine Frau erzählte ihm, er sei vor ein
paar Tagen nach Hause gestürzt gekommen,
ohne Hut, habe unzusammenhängende Dinge
gesprochen, dann im Fieberwahn die gräßlich-
sten Sachen erzählt. Jetzt fiel ihm sein Aben-
teuer wieder ein. Sofort ließ er Kriminalpolizei
holen. Er schilderte kurz sein Erlebnis und
schickte sie nach dem unheimlichen Hause. Das
Haus wurde umstellt, das Tor geöffnet, und
trotzdem das ganze Haus peinlichst durchsucht
wurde, fand man nichts als einen toten Dober-
mann ohne Kopf.
H. Kley
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