laterne trug er voran. Jetzt fiel der Herd in
ihren Lichtkegel. Ein mächtiger Wasser-
bottich stand dort und in der Ecke ein riesiger
Mülleimer, Fischunrat füllte ihn, die Über-
bleibsel der Mahlzeiten. Tonio setzte die La-
terne nieder. DieWand, der er sich zugekehrt,
war taghell bestrahlt. Er lief? den Leichnam ...
er schlurfte, tastete die W’and entlang ... er
suchte . . . und dann fand er den Knopf, der
eine Geheimmechanik in Tätigkeit zu setzen
schien. Denn in unsichtbaren Angeln drehte
sich eine Tür und gab den Weg frei. Tonio
holte sein Opfer und schleppte es in den Neben-
raum. Ich aber hielt mich in der Küche und
duckte mich unter den Anrichtetisch, der hinter
dem Herde stand, als Querbalken eines T Dort
kauerte ich, dem Atem gebietend, starrte in
den Raum, der sich mir im grellen Lichte von
Tonios Laterne darbot und erlebte die schau-
rigste Begebenheit meines Lebens.
In der Mitte des Raumes stand, wie ein
heidnischer Gott, eine riesige Maschine: Uber
einem porzellanenen Becken, durchsichtig in
Glas gebettet, eine kunstvolle Vereinigung von
Messern, Hämmern, Zahngefügen. Darüber hob
sich, breiter werdend, ein Trichter. Dieser
Apparat war eine Fleischmaschine, aber ein
Ding von so riesigen Ausmaßen, daß es mehr
dem Modelle, einem Ausstellungs- oder Re-
klamemodelle, einer solchen Maschine glich
denn einer praktisch benutzbaren. Ich ahnte
die schreckliche Bestimmung dieses Gerätes.
Und schon hatte Tonio den Leichnam zu sich
emporgehoben. Er schüttelte ihn, und ein
Stöhnen entrang sich dabei seinen Lippen. An
den Haaren packte er den Toten. Pfeifend um-
klammerte er alsdann seinen Hals, schwenkte
den Leih und — und stieß ihm ein Dolchmesser
in die Brust. Als er die Waffe aus dem miß-
handelten Leichnam herausgezogen hatte,
schien seine Spannung, gesättigt, zu weichen.
Nun aber erfaßte ihn fieberhafte Geschäftig-
keit. Er packte mit großer Kraft den Leich-
nam, und wie er selber nun die Sprossen einer
Steigeleiter hinanklomm, zerrte er den Toten
nach, hob ihn und ließ ihn in den Trichter der
Maschine gleiten . . .
Während der Augenblicke, in denen sich
das vollzog, kämpften in mir die verschieden-
sten Regungen. Sollte ich aufspringen, dem
Verbrecher an die Gurgel? Sollte ich ihn nie-
derschießen, um das scheußliche Werk vor der
Vollendung zu verhindern? Aber schließlich
siegte die Überlegung: Dem Toten war nicht
mehr zu helfen. Zweck und Ziel dieses scheuß-
lichen Tuns ganz zu erkennen, das aber war
nur möglich, wenn ich es zu Ende kommen
ließ. — So harrte ich denn aus. Sah, wie nach
Einschaltung elektrischen Stromes das Räder-
und Messerwerk zu arbeiten begann, wie der
Körper im Trichter des grausigen Apparates
verschwand und als feines Gemengsel von Blut,
Fleisch und Knochenstaub im unteren Becken
wieder zum Vorschein kam. Von Tonio her,
der die Porzellanschüssel mit beiden Armen
umspannt hielt, kam ein Schnauben und
Schmatzen und Schnarchen, als wär' ein Raub-
tier bei der Mahlzeit. Er lehnte den Kopf an
das Becken, das seine Arme umfangen hielten,
und verharrte so noch lange, als die Maschine
ihr Werk schon vollendet hatte. Plötzlich
erraffte er sich, brachte den Motor zur Ruhe
und . . . entleerte das Becken, dessen Inhalt er
in einem hastig herbeigeholten Sacke barg. —
Ich komme zum Schlüsse, meine Herren.
Sie werden sich schon gefragt haben, was
dieses unmenschliche Gebaren des Wirtes
Tonio mit den Forellen und ihrer berühmten