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Leckerheit zu tun habe. Lassen Sie mich darum
schnell Ihnen die letzten Deutungen geben.
Und Sie werden begreifen, dal? mir die vor
Stunden genossene Mahlzeit einen späten Ekel
in die Kehle drängte.

Ich erfuhr in dieser Stunde das Geheimnis
der Forellen des Wirtes Tonio: dal? der Wirt
sie mit Leichen, mit Menschenleichen, fütterte;
mit den Toten, deren Schändung seiner wider-
lichen Lust Opfer war . . .

Ich folgte dem Schurken, der seinen Sack

aus dem Hause schleppte . . . ich sah, wie er
ihn im Forellenteiche entleerte und den Fischen
die geliebte, die Leichenspeise gab . . .

Anderntags verständigte ich die Polizei. Sie
verhaftete den Unmenschen. Aber erst, als
die Geheimtür erbrochen und die unheim-
liche Fleischmaschine gefunden worden war,
schenkte man meiner Erzählung Glauben . . .

D as, meine Herren, ist die Geschichte von
den Forellen Tonios, des Wirtes von Perunza
im Staate Texas. . .

STERNDEUTUNG

(In dieser Abteilung, die ab wechselnd mit dem Treibbaus erscheinen wird, werden wir über astrologische Fragen berichten.)

Diesen Teil leitet Karl zu Eulenburg..

Uber astrologische Vorausberech-
nung en k ö rp er 1 i c h e r Un f ä 1 le u n d des
Todes. Der nachstehende Aufsatz ist keine
Kritik der astrologischen Theorien und Be-
rechnungen, er nimmt im Gegenteil diese Theo-
rien als gegeben an und will nur dem Leser ganz
oberflächlich zeigen, welche Mittel dem Astro-
logen zur Verfügung stehen, zukünftige Ereig-
nisse vorauszuberechnen.

Zunächst einige historisch beglaubigte Bei-
spiele, die auch Kiesewetter in seinen „Geheim-
wissenschaften“ unter vielen anderen Fällen
erwähnt.

Johann Stöfler, Professor der Mathematik
in Tübingen, ein berühmter Astrologe seiner
Zeit, hatte seinen Tod auf Tag und Stunde ge-
nau vorausberechnet. — Um allen Gefahren
aus dem Wege zu gehen, beschlol? er, an diesem
verhängnisvollen Tage ruhig zu Hause zu blei-
ben. Er lud einige Freunde zu sich, und man
sprach über gelehrte Dinge. Da Meinungsver-
schiedenheiten entstanden, erhob sich Stöfler,
um ein Buch zu Rate zu ziehen. Als er den
schweren Folianten vom Büchergestell herab-

nehmen wollte, brach dieses zusammen und
verletzte ihn so schwer am Kopfe, dal? er in
kurzer Zeit starb.

Lukas Gaurikus, ein Zeitgenosse Stöflers,
berechnete genau die Zeit und Art des Todes
Heinrichs II. von Frankreich voraus. Er lebte
damals am Hofe des Papstes Leo X., Cle-
mens VII. und Paul III. Einige Jahre früher
hatte ihn der Herzog von Bologna, Johann
Bentivoglio, mehrmals foltern lassen, weil
Gaurikus die astrologische Prognose gestellt
hatte, dal? der Herzog noch im gleichen Jahre
vom Papst Julius II. vertrieben werden würde,
was auch buchstäblich eintraf.

Der Kantor Seth Calvisius hatte sich für
einen gewissen Tag des Jahres 1802 einen Un-
glücksfall berechnet. Trotz aller Vorsicht
stürzte er an jenem Tage, brach sich ein Bein
und blieb lahm.

Der englische Dichter John Dryden berech-
nete für seinen Sohn mehrere Unglücksfälle,
sowie dessen Tod durch Ertrinken. Diese
Berechnung, sowie die seines eigenen Todes
trafen alle richtig ein.
 
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