Schmack der Einheimischen zum mindesten in
einer Beziehung teilte — in der Ansicht, daß
Mac Darnbys Whisky mit Sodawasser besser
sei als jedes andere Getränk. Der Doktor ging
sogar noch weiter als die übrigen Inselbewoh-
ner, indem er Mac Darnbys Fabrikat für so
gut erachtete, daß Sodawasser eigentlich über-
flüssig war. Er wurde bald populär, und es
dauerte gut fünf Jahre, bis die Gefühle der
Inselbewohner ihren Charakter zu ändern be-
gannen. Es wurde hier und dort gemunkelt,
daß der Doktor ein bißchen wunderlich sei,
daß der Whiskykonsum auf der Insel nicht
im Verhältnis zur Einwohnerzahl stehe und
daß dies seinen Grund in Doktors John Hägers
Aufenthalt daselbst habe.
I [Man schüttelte den Kopf, aber dabei mußte
man zugeben, daß nichts gegen die Art ein-
zuwenden war, wie der Doktor seine Praxis
ausübte. Seine Rezepte waren immer in Ord-
nung und seine Diagnosen richtig. Folglich
erzählte man sich nur Anekdoten über ihn,
bis der Fall Andersson kam.
Großhändler Andersson war ein solider, ge-
achteter Mann auf der Insel, und er und der
Doktor waren alte Trinkkumpane. Eines Mor-
gens im November nach einer kameradschaft-
lich durchzechten Nacht fühlte der Großhänd-
ler ein solches Unbehagen im Halse, daß er
beschloß, bei dem Heilung zu suchen, der ihm
geholfen hatte, das Übel hervorzurufen.
Doktor Hager schien die Gesundheit selbst
zu sein, obwohl die Augen in seinem mageren,
glattrasierten Gesicht irgendwo tief in der
Pupille eine unsichere Glut ausstrahlten. Er
empfing seinen alten Freund mit herzlichem
Gruße, und der Großhändler brachte sein An-
liegen vor.
„Nimm Platz, lieber Freund, damit ich dir
in den Rachen schauen kann.“
Der Großhändler nahm Platz auf dem Liege-
sessel, schloß die Augen und öffnete den Mund
so breit er konnte. Eigentlich ist es doch greu-
lich zu einem Arzt zu gehen, dachte er; zum
Beispiel hier auf diesem Liegestuhl, man liegt
ja auf dem Rücken wie ein besiegter Ringer,
und.
„Es ist gar nichts“, hörte er plötzlich eine
Stimme über sich, während die Hand des Dok-
tors sich mit einem Schraubstockgriff um seine
Schulter schloß.
^Var das Doktor Hägers Stimme? Sie war
krächzend, erregt und beinahe unverständlich.
„Gar nichts“, sagte die Stimme. „Nur daß
dir eine große weiße Maus im Halse sitzt, lie-
ber Freund, mit roten Augen! Warte, ich
werde Sie erschießen!“
Er ließ die Schulter des Großhändlers einen
Augenblick los und streckte sich nach einem
Revolver, der über seinem Schreibtische an
der Wand hing, von der noch andere Vv^affen
und Tiertrophäen herabblickten.
W’ie der Großhändler aus dem Stuhle her-
aus auf die Straße des Städtchens kam, wußte
er selbst nicht. Aber plötzlich fand er sich,
die Straße hinunterlaufend wie ein gejagtes
Tier, und hörte den Knall von sechs Revolver-
schüssen hinter sich.
Am Tage darauf wurde Doktor Hager al«
Patient in einer privaten Irrenanstalt interniert,
I
einer Beziehung teilte — in der Ansicht, daß
Mac Darnbys Whisky mit Sodawasser besser
sei als jedes andere Getränk. Der Doktor ging
sogar noch weiter als die übrigen Inselbewoh-
ner, indem er Mac Darnbys Fabrikat für so
gut erachtete, daß Sodawasser eigentlich über-
flüssig war. Er wurde bald populär, und es
dauerte gut fünf Jahre, bis die Gefühle der
Inselbewohner ihren Charakter zu ändern be-
gannen. Es wurde hier und dort gemunkelt,
daß der Doktor ein bißchen wunderlich sei,
daß der Whiskykonsum auf der Insel nicht
im Verhältnis zur Einwohnerzahl stehe und
daß dies seinen Grund in Doktors John Hägers
Aufenthalt daselbst habe.
I [Man schüttelte den Kopf, aber dabei mußte
man zugeben, daß nichts gegen die Art ein-
zuwenden war, wie der Doktor seine Praxis
ausübte. Seine Rezepte waren immer in Ord-
nung und seine Diagnosen richtig. Folglich
erzählte man sich nur Anekdoten über ihn,
bis der Fall Andersson kam.
Großhändler Andersson war ein solider, ge-
achteter Mann auf der Insel, und er und der
Doktor waren alte Trinkkumpane. Eines Mor-
gens im November nach einer kameradschaft-
lich durchzechten Nacht fühlte der Großhänd-
ler ein solches Unbehagen im Halse, daß er
beschloß, bei dem Heilung zu suchen, der ihm
geholfen hatte, das Übel hervorzurufen.
Doktor Hager schien die Gesundheit selbst
zu sein, obwohl die Augen in seinem mageren,
glattrasierten Gesicht irgendwo tief in der
Pupille eine unsichere Glut ausstrahlten. Er
empfing seinen alten Freund mit herzlichem
Gruße, und der Großhändler brachte sein An-
liegen vor.
„Nimm Platz, lieber Freund, damit ich dir
in den Rachen schauen kann.“
Der Großhändler nahm Platz auf dem Liege-
sessel, schloß die Augen und öffnete den Mund
so breit er konnte. Eigentlich ist es doch greu-
lich zu einem Arzt zu gehen, dachte er; zum
Beispiel hier auf diesem Liegestuhl, man liegt
ja auf dem Rücken wie ein besiegter Ringer,
und.
„Es ist gar nichts“, hörte er plötzlich eine
Stimme über sich, während die Hand des Dok-
tors sich mit einem Schraubstockgriff um seine
Schulter schloß.
^Var das Doktor Hägers Stimme? Sie war
krächzend, erregt und beinahe unverständlich.
„Gar nichts“, sagte die Stimme. „Nur daß
dir eine große weiße Maus im Halse sitzt, lie-
ber Freund, mit roten Augen! Warte, ich
werde Sie erschießen!“
Er ließ die Schulter des Großhändlers einen
Augenblick los und streckte sich nach einem
Revolver, der über seinem Schreibtische an
der Wand hing, von der noch andere Vv^affen
und Tiertrophäen herabblickten.
W’ie der Großhändler aus dem Stuhle her-
aus auf die Straße des Städtchens kam, wußte
er selbst nicht. Aber plötzlich fand er sich,
die Straße hinunterlaufend wie ein gejagtes
Tier, und hörte den Knall von sechs Revolver-
schüssen hinter sich.
Am Tage darauf wurde Doktor Hager al«
Patient in einer privaten Irrenanstalt interniert,
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