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Häusern jenseits; und darüber waren der tiefe,
blaue Himmel und die bleichen, kleinen Sterne.
Azuma-zi schritt plötzlich durch die Mitte
des Schuppens, unter der die Lederriemen
liefen, und verschwand im Schatten der großen
Dynamo. Holroyd vernahm ein Schnappen,
und das Sausen der Armatur wechselte.

„Was hast du da an dem Hebel zu schaf-
fen?“ brüllte er voller Erstaunen. „Hab’ ich
dir nicht gesagt — —“

D ann — als der Asiate aus dem Schatten
auf ihn zukam, sah er den entschlossenen Aus-
druck in Azuma-zis Augen . . .

Im nächsten Moment rangen die beiden
Männer wütend vor der großen Dynamo.

„Du kaffee-köpfiger Esel!“ keuchte Holroyd
mit einer braunen Hand an seiner Gurgel, —
„weg von den Kontaktrollen!“

Im nächsten Augenblick fühlte er sich zu-
rückgeworfen und taumelte gegen den Gott
der Dynamos. Instinktiv ließ er seinen Gegner
los, um sich vor der Maschine zu retten . . .

Der Bote, der in wilder Hast von der Sta-
tion ausgesandt wurde, um nachzusehen, was
in der Maschinenhalle geschehen war, begeg-
nete Azuma-zi beim Wächterhaus am Tor.
Azuma-zi versuchte, etwas zu erklären; aber
der Bote konnte nicht klug werden aus dem
zusammenhanglosen Englisch des Schwarzen
und hastete weiter nach dem Maschinen-
schuppen, Die Maschinen waren alle lärmend
bei der Arbeit, nichts schien in Unordnung.
Bloß ein sonderbarer Geruch von versengten
Haaren machte sich bemerkbar. Dann sah er
eine merkwürdig aussehende klumpige Masse
vorn an der großen
Maschine hängen,
und als er näher trat,
erkannte er die ver-
zerrten Überreste
Holroyds.

Der Mann riß
die Augen auf und
zögerte eine Sekunde.

Dann sah er das
Gesicht und schloß
die Augen wieder
krampfhaft. Er dreh-
te sich um, ehe er sie
wieder öffnete, da-
mit er Holroyd nicht

noch einmal sehen mußte, und verließ das
Maschinenhaus, um Hilfe herbeizuschaffen und
sich seine Anweisungen zu holen.

Als Azuma-zi Holroyd in den Krallen der
großen Dynamo umkommen sah, befiel ihn
doch so etwas wie Schreck vor den Folgen
seiner Tat. Trotzdem hatte er ein seltsam er-
hebendes Gefühl; er wußte, die Gnade des
Dynamo-Gottes war über ihm. Als er dem
Mann, der von der Station kam, begegnete,
war sein Plan schon gemacht, und der Ober-
ingenieur, der gleich darauf auf dem Schau-
platz erschien, schloß ohne Zögern auf Selbst-
mord. Dieser Sachverständige beachtete über-
haupt Azuma-zi kaum, außer um ein paar
Fragen an ihn zu stellen. Ob er gesehen hätte,
wie Holroyd sich umbrachte? Azuma-zi er-
klärte, er sei am Kohlenbehälter der Maschine
gewesen, bis er eine Veränderung im Geräusch,
das sie machte, gehört hätte. Es war kein
schwieriges Verhör, weil ein Verdacht über-
haupt nicht existierte.

Die zermalmten Überreste Holroyds, die ein
Mechaniker von der Maschine löste, wurden
vom Wächter so rasch wie möglich mit einem
Tischtuch voll Kaflfeeflecken zugedeckt. Irgend
jemand hatte die glückliche Eingebung, einen
Arzt zu holen. Dem Ingenieur lag hauptsäch-
lich daran, die Maschine wieder in Gang zu
bringen; denn schon waren sieben oder acht
Züge mitten in den dumpfen Tunnels der elektri-
schen Bahn steckengeblieben. Azuma-zi, der
die Fragen der Leute, die entweder auf Auf-
forderung hin oder aus Naseweisheit ins Ma-
schinenhaus gekommen waren, teils beantwor-
tete, teils mißver-
stand, wurde vom
Oberingenieur wie-
der in den Heizraum
geschickt. Natür-
lich sammelte sich
draußen, vor den
Toren des Hofes,
eine Menschenmenge
an — immer lungert
— Gott weiß, wes-
halb! — in London
eine Menschenmenge
ein oder zwei Tage
lang um den Schau-
platz eines plötz-

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