ER Meister, von dessen reichem Schaffen in diesem Bande so viele
und vielgestaltige Proben wiedergegeben sind, ist seit langem der
bevorzugte Maler der grossen Welt, und sein Ruhm reicht über beide
Hemisphären. Er hat sich diesen Ruhm erworben allein durch seine
künstlerische Arbeit, ist nie im bewegten Kunsttreiben unserer
Tage der geräuschvolle Parteigänger einer Richtung gewesen, sondern hat so
zurückgezogen seiner Kunst gelebt wie wenige andere, wie vielleicht gar keiner,
der gleiche Erfolge errang. Der glänzende Name, den er, ein Grossneffe Wilhelm
v. Kaulbachs, ererbt hat, konnte ihm wohl kaum den Weg ebnen — solche Erbschaft
ist dem kein Nutzen, der sie nicht durch gesteigerte Leistungen zu behaupten und
zu mehren weiss. F. A. v. Kaulbach hat das wahrlich verstanden und es gelang
ihm, sich zu Höhen des künstlerischen Erfolges aufzuschwingen, die nur Wenigen
seiner Kunstgenossen zu erreichen gegönnt ist. Das Verdienst Kaulbachs
besteht vor allem in seiner hochgesteigerten Formkultur, in einem Können dieser
Art, das recht selten geworden ist. Man kann sich von dessen Seltenheit
wahrlich auf jeder Ausstellung überzeugen, muss da besonders immer wieder
mit Erstaunen feststellen, wie wenige Bildnismaler der Aufgabe gewachsen sind,
schöne Frauen mit jener repräsentativen Anmut, jener künstlerischen Eleganz zu
konterfeien, die ein gutes Bildnis von der Studie unterscheidet. Gerade in Deutsch-
land sind die Maler dünn gesät, die der Damenwelt gerecht zu werden vermögen.
V