Alttestamentliche Darstellungen.
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ter trägt.1 Magiern oder solchen Personen, die sicli dem Feinde Gottes und der
Menschen hingeben, sitzt er in Gestalt eines schwarzen Galgenvogels auf der
Schulter und inspiriert sie; den Besessenen fahren die Teufel sichtbar aus dem
Munde. In der Hölle thront Satan umgeben von seinen Vasallen in allen mög-
lichen scheusslichen Gestalten. Zuweilen kommen auch possierliche Teufel vor,
z. B. auf einem die Marter des h. Laurentius darstellenden romanischen Bild-
werke im Dom zu Basel, wo ein Teufelchen dem assistierenden Richter in
den Haaren kraut, ähnlich hinter dem zu Gericht sitzenden Ilerodes oder Pi-
latus auf den Bronzethüren von Hildesheim, oder häufiger im späteren Mittel-
alter (z. B. auf den Zehn Geboten in der Luthersammlung zu Wittenberg),
wenn der Teufel auf seinen Opfern reitet. Die Maler seit c. 1500 haben sich
überhaupt bei Darstellungen der Hölle und ihrer Bewohner und besonders
auch bei der Versuchung des h. Antonius den ausschweifendsten Phantasien
überlassen.
Alttestamentliche Darstellungen: Adam,2 von
Gott aus einem Erdenkloss erschaffen, nackt im
Paradiese, mitten unter den Tieren, welche er be-
nennt. Gott Vater hebt die Eva aus seiner Seite
empor. Beide erscheinen vor dem Sündenfalle oft
völlig unbekleidet, oder mit Blätterbüscheln ihre
Blösse deckend, auch zuweilen, als nicht geboren,
sondern erschaffen, ohne Nabel und aus Gründen
der Sittlichkeit geschlechtslos. Beim Sündenfalle
sind die ersten Eltern gewöhnlich bereits mit
Blätterschürzen umgürtet; sie stehen neben dem
Früchte (wie Äpfel, Hohelied Salom. 8, 5 — in
südlichen Ländern auch Feigen) tragenden Baume
der Erkenntnis, um den sich die Schlange, welche
oft einen Menschenkopf hat, windet und ihnen von
den Früchten darreicht.3 Nach der Vertreibung
aus dem Garten Eden erscheinen die ersten Men-
schen sogleich in mittelalterlicher Tracht: Adam baut den Acker, Eva spinnt
oder nährt ein Kind.
Kain und Abel opfern: die-
ser ein Schaf, jener eine Garbe.
Sie halten entweder ihre Opfer vor
sieh empor,4 oder stehen neben den
lodernden Altären: Abels Opfer-
ssamme steigt gen Himmel auf,
Kains Feuer schlägt nieder und
züngelt nach ihm hinüber. — Kain
lötet seinen Bruder mit einer Keule
Fig. 2G8. Relies von den Bronze-
thüren zu Nowgorod, um 11G0
(nach Adelung).
Fig. 2G9. Relies von den Bronzethüren zu ITildes-
heim, 1015 (nach F. H. Müller).
' Abi). Archiv f. Kunde österr. Gesch.-Quellen. V, 147.
a Vergl. Friedrich, C., die bildl. Darstellung des Ad. u. d. E. im ehr. Altert.,
in: Wartburg. VI, 06 ff.
3 Über allegorische Behandlung des Paradiesbaumes s. oben S. 513.
4 Am Portaltyinpanon zu Wennigsen im Fürstentum Kalenberg knien beide vor
dom thronenden Salvator, Abb. Mithoff. I, Taf. 4.
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ter trägt.1 Magiern oder solchen Personen, die sicli dem Feinde Gottes und der
Menschen hingeben, sitzt er in Gestalt eines schwarzen Galgenvogels auf der
Schulter und inspiriert sie; den Besessenen fahren die Teufel sichtbar aus dem
Munde. In der Hölle thront Satan umgeben von seinen Vasallen in allen mög-
lichen scheusslichen Gestalten. Zuweilen kommen auch possierliche Teufel vor,
z. B. auf einem die Marter des h. Laurentius darstellenden romanischen Bild-
werke im Dom zu Basel, wo ein Teufelchen dem assistierenden Richter in
den Haaren kraut, ähnlich hinter dem zu Gericht sitzenden Ilerodes oder Pi-
latus auf den Bronzethüren von Hildesheim, oder häufiger im späteren Mittel-
alter (z. B. auf den Zehn Geboten in der Luthersammlung zu Wittenberg),
wenn der Teufel auf seinen Opfern reitet. Die Maler seit c. 1500 haben sich
überhaupt bei Darstellungen der Hölle und ihrer Bewohner und besonders
auch bei der Versuchung des h. Antonius den ausschweifendsten Phantasien
überlassen.
Alttestamentliche Darstellungen: Adam,2 von
Gott aus einem Erdenkloss erschaffen, nackt im
Paradiese, mitten unter den Tieren, welche er be-
nennt. Gott Vater hebt die Eva aus seiner Seite
empor. Beide erscheinen vor dem Sündenfalle oft
völlig unbekleidet, oder mit Blätterbüscheln ihre
Blösse deckend, auch zuweilen, als nicht geboren,
sondern erschaffen, ohne Nabel und aus Gründen
der Sittlichkeit geschlechtslos. Beim Sündenfalle
sind die ersten Eltern gewöhnlich bereits mit
Blätterschürzen umgürtet; sie stehen neben dem
Früchte (wie Äpfel, Hohelied Salom. 8, 5 — in
südlichen Ländern auch Feigen) tragenden Baume
der Erkenntnis, um den sich die Schlange, welche
oft einen Menschenkopf hat, windet und ihnen von
den Früchten darreicht.3 Nach der Vertreibung
aus dem Garten Eden erscheinen die ersten Men-
schen sogleich in mittelalterlicher Tracht: Adam baut den Acker, Eva spinnt
oder nährt ein Kind.
Kain und Abel opfern: die-
ser ein Schaf, jener eine Garbe.
Sie halten entweder ihre Opfer vor
sieh empor,4 oder stehen neben den
lodernden Altären: Abels Opfer-
ssamme steigt gen Himmel auf,
Kains Feuer schlägt nieder und
züngelt nach ihm hinüber. — Kain
lötet seinen Bruder mit einer Keule
Fig. 2G8. Relies von den Bronze-
thüren zu Nowgorod, um 11G0
(nach Adelung).
Fig. 2G9. Relies von den Bronzethüren zu ITildes-
heim, 1015 (nach F. H. Müller).
' Abi). Archiv f. Kunde österr. Gesch.-Quellen. V, 147.
a Vergl. Friedrich, C., die bildl. Darstellung des Ad. u. d. E. im ehr. Altert.,
in: Wartburg. VI, 06 ff.
3 Über allegorische Behandlung des Paradiesbaumes s. oben S. 513.
4 Am Portaltyinpanon zu Wennigsen im Fürstentum Kalenberg knien beide vor
dom thronenden Salvator, Abb. Mithoff. I, Taf. 4.