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Otte, Heinrich
Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters (Band 2) — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.24263#0030
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8

Altchristliche

der Schlufs auf eine Übereinstimmung des Typus mit heidnisch-römi-
schen Profanbauten gleichen Namens gerechtfertigt wird.

Andere Benennungen der christlichen Versammlungsstätten haben
lediglich religiöse und keine Beziehung auf die bauliche Gestaltung.

In einem Briefe des Konstantüi an den Bischof Makarios von Jeru-
salem (bei Enseb. de vita Const. III, 31) beauftragt ihn der Kaiser, über
dem heiligen Grabe eine Basilika zu erbauen, schöner als irgendwo und
so ausgestattet, dafs Alles, was in jeder Stadt Schönes sei, von diesem
Bau über troffen werde,1 benachrichtigt ihn, dafs er wegen der Errichtung
und Verzierung der Mauern dem Drakilianos bereits Auftrag gegeben habe,
und erfordert darüber schleunigen Bericht, ob nach der Ansicht des Bischofs
die Säulen aus Marmor oder anders, ob die Decke der Basilika2 als Täfel-
werk oder in anderer Weise auszuführen am angemessensten sei. Aus
diesem Aufträge des kaiserlichen Bauherrn folgt unwiderleglich, dafs Ma-
karios durch das einzige Wort Basilika über die Grundgestalt des Ge-
bäudes im Klaren sein mufste (vergl. Zestermann, Basiliken, S. 167;
Mefsmer, Ursprung etc. der Basilika, S. 13; Weingärtner, Ursprung des
Kirckengeb. S. 31; Mothes S. 22), und wenn damals eine bestimmte Gattung
römischer Profangebäude bereits seit etwa 500 Jahren mit diesem Namen
zu bezeichnen allgemein üblich war, so fällt danach die christliche Basi-
lika, zur Unterscheidung wen den Profanbasiliken auch basilica ecclesiae
genannt, mit der römisch-heidnischen in baulicher Beziehung unter den-
selben Begriff. Der Name Bcisilica (sc.porticus) — abzuleiten von basilicus,
a, um = schön, prächtig (einem bei Plautus, zu dessen Zeit die erste
Basilika in Kom erbaut wurde, vorkommenden Worte) und nur indirekt von
dem griechischen ßaodevq = König (nämlich von der für den u.q/cov ßaodevq
bestimmten aroa ßaoduxrj zu Athen) — bezeichnete allerdings zunächst eine
Prachthalle mit dem vorwiegenden Begriffe der Bestimmung für den
Verkehr einer grofsen Menge, und wird bis ins IV. Jahrh. auch Kult-
gebäuden jeder Art und Gestalt von den grofsen Gemeindekirchen bis
hinab zu den Grabkapellen beigelegt,3 gleichwohl haftet derselbe insonder-
heit an Bauwerken von einem ganz bestimmten baulichen Begriffe, so dafs
ein Zusammenhang mit ähnlichen antiken Bauten, die den gleichen Namen
tragen, vorausgesetzt werden mufs.

Andere Benennungen d$s christlichen Gotteshauses aus der Konstan-
tinischen Zeit sind: :'ExxXrjola, olxoq sxxXrjöi&v, ecclesia = Gemeindehaus,
clomus dominica, dominicum, xvqiaxrj, xvqiaxov - Haus des Herrn, Kirche;
auch templum, vaoc = Tempel: eine durch das Alte Testament geheiligte
Bezeichnung, ohne bestimmten baulichen Begriff. Später nahm auch basi-

1 Bc'.adixr/v rojv anavxu%ov ßskzlova . . . ojq nävxa ta ecp sxaGvrjq xaXXiGtevovza
noXeojq vtco zov xzlafxazoq zovzov vrzäo&cu.

2 Trjv zijq ßaGdixrjq xäfxcCQav.

3 Sogar der aus einem antiken Rundtempel umgewandelte Bau von S. Teodoro
am Pulse des Palatin zu Rom wird von Anastasius Bibi, gelegentlich bcisilica ge-
nannt, vergl. Mothes, Bank. d. M.-A. in Ital., 124, No. 227.
 
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